Wellenbrecher
friedliebenden Sheriff, der in einer Stadt voller Gewalt Ruhe und Ordnung schafft, ohne auch nur einmal laut zu werden oder zu seinem Revolver zu greifen. Die Geschichte ist unglaublich sentimental. Er verliebt sich in Marlene Dietrich, die sich zwischen ihn und eine Kugel wirft, um ihn zu retten.«
»Hm. Ich persönlich habe mich immer gern als Bruce Willis in Stirb langsam gesehen. Der heroische, blutüberströmte Bulle, der die Frau, die er liebt, und die ganze Welt rettet, indem er Alan Rickman und seine Bande von Psychopathen in Grund und Boden ballert.«
Sie lachte. »Ist das wieder ein Verführungsversuch?«
»Nein. Ich werbe immer noch um Sie.«
»Das hab ich schon befürchtet.« Sie schüttelte den Kopf. »Sie sind einfach zu nett, das ist Ihr Problem. Sie sind auf jeden Fall zu nett, um jemanden in Grund und Boden zu ballern.«
»Ich weiß«, stimmte er niedergeschlagen zu. »Mir fehlt die Lust daran.« Er kletterte von der Leiter und hockte sich neben Maggie. Mit einer Hand rieb er sich die müden Augen. »Ich hatte angefangen, eine gewisse Sympathie für Harding zu entwickeln. Und irgendwie mag ich ihn sogar jetzt noch. Ich muß dauernd daran denken, was für eine Verschwendung das alles ist und wie anders sich alles hätte entwickeln können, wenn ihm irgendwann einmal jemand klargemacht hätte, daß alles seinen Preis hat.« Er hob die Hand, um den Pinsel in die Farbwanne auf dem Tisch zu legen. »Aber um Carpenter gegenüber fair zu sein, er hat mir gratuliert. Er hat sogar gesagt, er würde mich unterstützen, wenn ich mich entschließen sollte, mich bei der Kripo zu bewerben. Er meint, ich hätte gute Voraussetzungen« - Ingram ahmte das grimmige Stirnrunzeln des Superintendent nach -, »und er muß es ja wissen, weil er bestimmt nicht grundlos seit fünf Jahren Superintendent ist.« Er lächelte sein schiefes Lächeln. »Aber ich bin nicht überzeugt, daß meine Begabung wirklich auf dem Gebiet liegt.«
»Herrgott noch mal!« rief sie. »Sie wären ein hervorragender Kriminalbeamter. Ich verstehe überhaupt nicht, worüber Sie sich Sorgen machen. Seien Sie doch nicht so verdammt zaghaft, Nick. Sie müssen die Chancen nutzen, wenn sie sich bieten.«
»Das tue ich ja - wenn es mir vernünftig erscheint.«
»Und in diesem Fall erscheint es Ihnen nicht vernünftig?«
Er stand auf, trug die Wanne zum Spülbecken und ließ Wasser darüber laufen. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich hier überhaupt weg will.« Er sah sich in der frisch gestrichenen Küche um. »Ich lebe eigentlich gern auf dem Land, wo ich ab und zu mit meinen Theorien zum Zuge komme.«
Sie senkte den Blick. »Ach so.«
Er spülte schweigend den Pinsel aus und fragte sich, ob »ach so« ihre einzige Antwort bleiben würde. Er legte den Pinsel zum Trocknen aufs Abtropfbrett und überlegte ernsthaft, ob es nicht doch vielleicht vernünftiger wäre, sich durch den Stacheldraht hindurchzukämpfen. »Soll ich morgen wiederkommen? Es ist Sonntag. Wir könnten mit dem Foyer anfangen.«
»Ich bin auf jeden Fall hier«, sagte sie.
»Okay.« Er ging zur Spülküche.
»Nick?«
»Ja?« Er drehte sich zu ihr um.
»Wie lange dauert es gewöhnlich, wenn Sie um eine Frau werben?«
Seine Lippen verzogen sich zu einem verschmitzten Lächeln. »Bevor was?«
»Bevor…?« Sie wirkte plötzlich verlegen. »Ach, vergessen Sie’s. Es war eine dumme Frage. Wir sehen uns morgen.«
»Ich werde versuchen, nicht zu spät zu kommen.«
»Ach, es macht doch nichts, wenn Sie sich verspäten«, sagte sie zähneknirschend. »Sie tun das schließlich aus Gefälligkeit, nicht weil es Ihre Pflicht ist. Ich habe Sie nicht gebeten, das ganze Haus zu streichen.«
»Stimmt«, bestätigte er, »aber das gehört auch zum Werben. Ich dachte, das hätte ich Ihnen erklärt.«
Sie sprang mit blitzenden Augen auf. »Ach, hauen Sie ab«, sagte sie, schob ihn brüsk zur Tür hinaus und verriegelte sie hinter ihm. »Und bringen Sie morgen bloß eine Flasche Brandy mit«, rief sie ihm nach. »Ich pfeife drauf, umworben zu werden. Ich lasse mich lieber verführen.«
Der Fernsehapparat lief, und Celia lachte mit der Fernbedienung in der Hand leise vor sich hin, als Maggie auf Zehenspitzen in den Salon kam, um nach dem Rechten zu sehen. Bertie war aus der erstickenden Hitze des Bettes geflohen und lag rücklings, alle viere von sich gestreckt, auf dem Sofa.
»Es ist spät, Mama. Du solltest längst im Bett sein.«
»Ich weiß, aber das war wirklich zu komisch,
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