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Wellentraum

Wellentraum

Titel: Wellentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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sich anzubeißen. »Ich meinte: Wie geht es ihr?«
    »Fragen Sie sie doch selbst.«
    »Das mache ich.« Er hinkte auf den Eingang zu.
    »Wo gehen Sie hin?«
    Er sah über die Schulter zurück. »Ich hole Maggie ab.«
    »Sie ist schon gegangen.«
    Ein unheilvolles Gefühl meldete sich in Calebs Magen. Sein Nacken spannte sich an. »Wohin gegangen?«
    »Woher soll ich das wissen? Sie ist gegangen, sobald ihre Schicht zu Ende war.« Antonias Blick war fast mitleidig. »Das muss fünfzehn, zwanzig Minuten her sein.«
    »Ich habe ihr gesagt, dass ich noch zur Fähre musste.«
    Antonia zuckte mit den Schultern. »Vielleicht mag sie es nicht, wenn man sie warten lässt.«
    Er wusste das. Verdammt.
    Wenn er sie fand, würden sie sich über ihre kleine Angewohnheit unterhalten müssen, jedes Mal zu verschwinden, wenn er nur ein paar Minuten zu spät kam. Er war Polizist, verflucht. Bei ihm gab es keine Stechuhr wie – nun, wie bei jedem anderen eben. Maggie musste lernen, das zu akzeptieren.
    Sherilee hatte sich nie damit abgefunden. In den wenigen Monaten, in denen sie vor Calebs Einsatz zusammengelebt hatten, hatte sich seine Ex-Frau darüber beschwert, dass er nie für sie da war. Sie hatte sich gegen das späte Heimkommen, die abgesagten Verabredungen, die abgebrochenen Telefonate gewehrt. Gegen die Tatsache, dass er, selbst wenn er nicht arbeitete, sie manchmal aus seinem Kopf ausschloss. Aus seinem Herzen.
    Kein Wunder, dass sie nicht geblieben war.
    Caleb holte frustriert Luft.
    Und Maggie auch nicht.

[home]
    13
    S ie hatte ihn erkannt.
    Der Gedanke war ein Blitz, blendend, versengend.
    Natürlich nicht den menschlichen Körper, den er bewohnte. Aber sie hatte definitiv auf seine Präsenz, sein Wesen reagiert. Sie musste sterben.
    Nein, dachte der Mann entsetzt. Was …?
    Er presste seine Finger auf die Schläfen, während eine Höllenmigräne drohte, seinen Schädel zu sprengen. Sein Magen drehte sich um. Er rang um Kontrolle, während Gallegeruch in seiner Nase brannte. Speichel sammelte sich in seinem Mund.
    Er halluzinierte offenbar. An diesen rationalen Gedanken klammerte er sich. Er war nicht generell gegen das Töten. Zum Henker, er hatte sich für die Todesstrafe eingesetzt. Aber er hatte niemals gedacht … Er würde niemals …
    Funken detonierten in seinem Kopf, tanzten in seinem Gesichtsfeld.
    Neinneinnein …
    Die Hände noch immer am Kopf, fiel er auf die Knie.
     
    Der Basstölpel glitt so leicht durch die Luft wie ein Selkie durchs Wasser. Seine weißen Flügel leuchteten in der Sonne, und der gelbe Kopf ruckte vor, um Margreds Fortkommen zu beobachten. Eins mit seinem Element, segelte er anmutig und frei über den kühlen blauen Himmel.
    Auf dem Land gefangen und verschwitzt, wie sie war, blieb Margred stehen, um wütend nach oben zu funkeln. Blöder Vogel.
    Die Sonne brannte ihr auf Kopf und Brust, während sie sich den Weg durch ein Dickicht aus Heckenrosen und Brombeersträuchern bahnte. Stachelige Zweige verfingen sich in ihrem T-Shirt und in ihrem Haar. Dünne rote Kratzer erschienen auf ihren Armen. Mücken schwärmten aus, angelockt vom Geruch des Blutes.
    Sie sehnte sich nach dem Meer, dem Rhythmus der Brandung, dem Schaukeln der Wellen, der Freiheit des Wassers. Sie wollte in die Tiefe hinabtauchen und dort tanzen, wie der Tölpel dahingleiten. Es verlangte sie danach, wieder sie selbst zu sein, nicht diese plumpe, zweifüßige Kreatur, die blutend und bedrängt von Insekten über das harte Gras stolperte.
    Jenseits des goldenen Hügelkamms glitzerte der Ozean verheißungsvoll. Aber sie konnte den Strand nicht sehen. Wohin führte sie der Tölpel?
    Das Dickicht dünnte zu Gruppen von dornigen Wacholderbüschen und würzigen Lorbeerbäumen aus. Wind fuhr über den Hügel, zerzauste ihr Haar und erfrischte sie. Margred hielt ihr Gesicht der Brise entgegen.
    Das Land fiel zu zerklüfteten Felsen ab, die mit Glasschmelz und Goldraute gesprenkelt waren und in steinigen Strand übergingen.
    Margred atmete tief die Luft ein, die den Geruch von Erde und Meersalz trug. Dabei fiel ihr Blick in eine Bucht, von der felsige Finger ins Wasser ragten. Die Wellen glitzerten in der Sonne. Lockend. Peinigend.
    Dort, wo das Wasser begann, an einem Gezeitentümpel, in dem braunes Seegras schwamm, stand Dylan. Allein.
    Ohne Conn.
    Und fast ohne Kleider, bemerkte Margred mit einer neuen Wahrnehmung. Einer menschlichen Wahrnehmung. Ein Paar nasse, zerrissene Shorts saß tief auf seinen Hüften, offenbar ein

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