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Wellentraum

Wellentraum

Titel: Wellentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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Zugeständnis an die Schicklichkeit. Ihre? Oder seine? Dylan mochte inzwischen das Geschöpf des Prinzen sein, doch er war immerhin dreizehn Jahre lang als Mensch aufgewachsen.
    Sein dunkles Haar war nach hinten gestrichen und fiel auf seine breiten Schulten herab. Seine nackten Füße balancierten auf den Felsen.
    So verfügte sie wenigstens über einen Vorteil. Sie trug Schuhe.
    In denen sie über den knirschenden Kiesstrand ging.
    Als er sie hörte, drehte sich Dylan um und machte eine Bewegung auf sie zu. Und hielt sofort wieder inne.
    Selkies berührten sich nicht, nicht einmal zur Begrüßung. Nur bei Kämpfen oder bei der Paarung, also wenn es um Besitz oder Leidenschaft ging.
    »Genauso wenig würde ich dir gehören«,
hatte sie zu Caleb gesagt. Genauso wenig, wie Antonia ihr Kater gehörte.
    Suchte er gerade nach ihr?, fragte sich Margred plötzlich. Machte er sich Sorgen um sie?
    Sie verdrängte den Gedanken daran. Es gab anderes, um das sie sich kümmern musste. Um seinen Bruder zum Beispiel.
    Sie blieb stehen und strich sich das Haar aus dem erhitzten Gesicht. »Du hättest dir einen günstiger gelegenen Treffpunkt aussuchen können.«
    Dylan zuckte mit den Schultern. »Der hier ist günstig gelegen für mich. Knapp fünf Kilometer östlich von hier liegt eine Privatinsel – es ist leicht, herüberzuschwimmen, in welcher Form auch immer. Und man ist ungestört, wenn man die Vögel und gelegentlich aufkreuzende Kajakfahrer nicht rechnet. Ich bewahre dort ein paar Sachen auf.«
    »Sind sie dort sicher?«
    »Offenbar sicherer als hier.« Sein Blick blieb an ihrer Stirn hängen. Er presste den Mund zusammen. »Schlägt dich mein Bruder jetzt schon?«
    Verlegen griff sich Margred an die Beule unterhalb des Haaransatzes. »Dein Bruder hat mich gerettet. Oder hat Conn es dir nicht erzählt?«
    »Der Prinz behält seine Meinung immer für sich.«
    »Und doch hat er dich gesandt.«
    Dylan deutete eine Verbeugung an. »Wie du siehst.«
    »Wozu, wenn nicht, um mir zu helfen?«
    »Um herauszufinden, was dir zugestoßen ist. Der Bericht der
muc mara
ergab keinen Sinn.«
    »Also hat Conn dich auf Familienbesuch ausgeschickt.« Sie beobachtete, wie er erstarrte, als ihr Pfeil ihn traf. »Warum hast du mir nicht gesagt, dass Caleb dein Bruder ist?«
    »Warum hast du mir nicht gesagt, dass du ihn vögelst?«, konterte Dylan.
    Unter seiner coolen Fassade wirbelten Strudel, die sie nicht einordnen konnte. Rivalität oder verletzter Stolz oder … Er hatte sie einmal gewollt.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich dachte nicht, dass es dich interessieren würde.«
    Dylan zeigte die Zähne in einem schmallippigen Lächeln. »Ich könnte dasselbe sagen.«
    »Wer war eure Mutter?«, fragte Margred.
    Dylan sah auf die See hinaus. Vielleicht musste er wie sein Bruder zum Reden ermutigt werden.
    »Habe ich sie gekannt?«
    »Du weißt wahrscheinlich von ihr. Unsere Ahnherrin war Atargatis.«
    Margred stieß einen Laut der Überraschung aus.
    Atargatis war eine der Alten gewesen, fast so alt wie Llyr. Legenden und Prophezeiungen scharten sich um ihren Namen wie Krebse um einen Felsen.
    »Ich wusste nicht, dass sie noch lebt.«
    »Das tut sie auch nicht. Sie ist ertrunken, kurz nachdem sie mit mir ins Meer zurückgekehrt ist. Gefangen in einem Fischernetz.« Dylans Lippen kräuselten sich. »Was für eine Ironie. Unser Vater ist Fischer.«
    Margred erschauerte. »Aber sie ist unsterblich. Sie hätte doch wiedergeboren werden müssen.«
    »Vielleicht. Ich habe nie nach ihr gesucht. Welchen Sinn hätte das?«
    »Sie ist deine Mutter.«
    »Ich brauche keine Mutter mehr. Und schon gar keine, die um Jahre jünger ist als ich und sich nur noch verschwommen daran erinnert, wer ich bin.«
    Sie unterdrückte das aufkommende Mitgefühl. »Du würdest dich lieber an den Prinzen binden?«
    »Ich genieße die Gunst des Prinzen. Conn glaubt, dass unser Geschlecht mächtig ist, auch wenn die Prophezeiungen nur von den Töchtern unseres Hauses sprechen.«
    Den Töchtern …
    Margred hielt den Atem an. »Von deiner Schwester?«
    Aber Dylan schüttelte den Kopf. »Lucy ist keine Selkie. Sie hat nie die Verwandlung durchgemacht. Conn hat mich beauftragt, sie zu … beobachten. Viele Jahre lang.«
    »Und dein Bruder?«
    »Was ist mit ihm?«
    »Bespitzelst du ihn auch?«
    »Er hat die Insel verlassen«, sagte Dylan knapp. »Wohin er danach gegangen ist und was er gemacht hat, ist für mich nicht von Belang.«
    Margred neigte den Kopf. »Es

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