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Weller

Weller

Titel: Weller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit
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hinein – und sah nichts als die dunklen Schemen der Möbel. Im letzten Moment senkte ich die Hand, mit der ich schon an die Scheibe hatte klopfen wollen. Irgendetwas ließ mich die Anwesenheit eines fremden Menschen erahnen. Plötzlich erinnerte ich, dass ich beim Ankommen ein Stück weiter die Straße entlang, vor dem Grundstück der Zastrows, ein Moped bemerkt hatte, das an eine Straßenlaterne gelehnt dagestanden hatte. Der Überfall am   Wonnemar   fiel mir ein.
    Ohne nachzudenken rannte ich um das Haus herum. An der rückwärtigen Schmalseite waren die ehemaligen Stallfenster von Ellens Werkstatt erleuchtet. Doch sie lagen zu hoch, um hineinzusehen. So hetzte ich weiter. Als ich auf der zur Straße zeigenden Längsseite des Hauses das Badezimmerfenster erreichte, rann mir der Schweiß von den Schläfen in die Augen und ich blinzelte gegen das Brennen an, um drinnen etwas sehen zu können. Zwischen den Lamellen der Jalousie hindurch erkannte ich die einen Spalt weit offen stehende Tür zur Diele. Dort verströmte die von Ellen aus einem skelettierten Pferdeschädel gebaute Wandlampe ihr diffuses Licht.
    Wo war sie?
    Mein Schlüsselbund aus der Tasche ziehen, zur Haustür laufen und mit der Drehung des Schlüssels die Verriegelung aufheben, war eins. Ich stieß die schwere Tür auf und hielt für eine Sekunde inne. Da klirrte etwas auf dem Betonboden der Werkstatt. Ich durchmaß die wenigen Meter der Diele – dank meiner Gummisohlen lautlos – und stoppte vor der nur angelehnten Eisentür. Hinter mir klackte das Pendel der Standuhr, mein Pulsschlag halbierte seinen Takt. Von drinnen hörte ich gedämpfte, menschliche Geräusche. Keine Unterhaltung, mehr ein zweistimmiges gepresstes Stöhnen und Keuchen. Dann ein Seufzen. Ich vergaß, dass ich noch immer unbewaffnet war und riss die Tür auf.
    Mein erster Gedanke: Sie ist tot. Ich gefror und starrte auf Ellens Körper, der, halb auf dem Bauch, halb auf der Seite, einen Arm unter sich begraben und nur in Unterwäsche, reglos auf dem nackten Beton lag. Äußerlich schien sie unverletzt. Ihr langes Haar lag ihr in wirren Strähnen um Kopf und Schultern und verdeckte zum Teil die mir zugewandte linke Gesichtshälfte. Das Auge war geschlossen. Mein Blick klebte an ihr. Einen Sekundenbruchteil darauf meinte ich zu sehen, dass sich ihr Brustkorb sacht hob und senkte. Über sie gebeugt: ein Mann, Basecap, dunkel gekleidet, riesige Hände.
    Den kannte ich! Sein irrer Blick, aus tief in den Höhlen liegenden Augen, traf mich wie ein Peitschenhieb. Kein Zweifel, das war der Plüschower Hausmeister. Neben seinen in speckigen Turnschuhen steckenden Füßen lag einer von Ellens Holzhämmern, mit dem er sie wohl bewusstlos geschlagen hatte. Ich bewegte mich auf ihn zu, bemerkte im selben Moment die Schnapsflasche in einer seiner Pranken.
    Keinen Schritt weiter. Er hatte es nicht gesagt. Doch sprach genau das aus seinem Blick. Jetzt hob er die Flasche, schraubte den Metalldeckel ab. Sofort war mir klar, woraus ihr Inhalt bestand. Wenn ich mich jetzt näherte, würde er ihn über Ellen ausgießen. Sie rührte sich noch immer nicht. Ich musste den Mann in einen Dialog verwickeln, ihn persönlich ansprechen, so etwas wie eine Beziehung zwischen uns dreien aufbauen, die es ihm erschwerte, Gewalt gegen uns anzuwenden. Die Zunge klebte mir am Gaumen und ich warf möglichst unauffällige Blicke durch die Werkstatt, um etwas zu finden, das als Waffe taugte.
    »Wir kennen uns doch, Herr …« Wie hieß er nur gleich? Meine Stimme hatte heiser geklungen. Es waren die ersten Worte, die meinen Mund verließen, seit ich das Haus betreten hatte. Was hatte nur auf seinem Türschild gestanden? Ich versuchte, mich an die Situation zu erinnern, als ich mit Jara bei ihm geklopft hatte. Matzke.
    »Herr Matzke, ich weiß, ich habe Sie sehr gekränkt, als ich über ihre Bilder gelacht habe. Das ist unverzeihlich.« Ich quasselte weiter, achtete dabei auf jede Bewegung, die er machte, und gleichzeitig auf ein Lebenszeichen von Ellen. Doch weder sie noch der Hausmeister regten sich.
    »Ich kann Ihnen helfen«, improvisierte ich. »Sie kommen aus dieser Sache hier sonst nicht heil heraus. Ich bin Bewährungshelfer, kann für Sie ein gutes Wort bei der Justiz einlegen. Ich kenne alle Staatsanwälte.«
    Er grunzte, schüttelte den Kopf und warf den Flaschendeckel achtlos hinter sich, der klimpernd ein, zwei Mal über den Boden hüpfte und unter der Werkbank ausrollte. Mit einem Mal roch ich seinen

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