Welpenalarm! - Scheunemann, F: Welpenalarm!
allemal.«
»Stopp, stopp, stopp – ich verstehe kein Wort. Man braucht einen Führerschein, um Auto zu fahren, aber man kann es auch ohne? Äh, wieso braucht man ihn dann?«
»Mann, Herkules, weil Autofahren sonst verboten ist!«
Offenbar gucke ich gerade aus der Wäsche wie ein kariertes Maiglöckchen, denn jetzt setzt Herr Beck ganz grundsätzlich an.
»Also, ein Führerschein ist ein Stück Papier. Und wenn du das nicht hast, darfst du nicht fahren, weil es sonst zu gefährlich ist.«
Ich kann es nicht fassen. Man braucht Papier, um Auto zu fahren? Faszinierend, wie vielseitig dieses Material ist! Menschen brauchen es, um darauf zu schreiben, sie brauchen es, um davon etwas abzulesen, und jetzt brauchen sie es sogar, um eine so große Maschine wie ein Auto zu bewegen. Toll! Wie das wohl funktioniert?
»Sag mal, Beck, und wieso ist es mit Papier weniger gefährlich? Das kann doch kaum schützen, wenn man irgendwo dagegenfährt – dazu ist es viel zu dünn, würde ich denken. Wäre nicht zum Beispiel ein Helm viel besser? So einer wie der, den Luisa zum Radfahren aufsetzt?«
Wenn Katzen jaulen könnten, würde Beck es jetzt offenkundig tun, so reicht es nur für ein heiseres Fauchen.
»Meine Güte, bist du heute begriffsstutzig, du Dackel! Natürlich kannst du fahren, aber du darfst es nicht. Weil du
es eben dann auch meistens nicht kannst. Verstanden? Du brauchst eine Erlaubnis.«
Ich will gerade einwerfen, dass es wirklich kein Wunder ist, wenn ich bei dieser völlig wirren Erklärung nicht folgen kann, als Willi so scharf bremst, dass ich von der Rückbank fliege, gegen den Sitz vor mir pralle und schließlich im Fußraum lande. Aua! Was soll das denn? Auch Herr Beck ist sehr unsanft neben mir gelandet und faucht nun noch lauter. Willi dreht sich zu uns um.
»Entschuldigt, Jungs! Ich wollte eigentlich auf die Autobahn auffahren, aber ich komme nicht so recht darauf. Die anderen fahren doch ganz schön schnell, und ich bin etwas aus der Übung.«
Luisa scheint sich ebenfalls ziemlich erschreckt zu haben, jedenfalls klingt ihre Stimme ganz zittrig, als sie Willi etwas fragt, was mich nun auch brennend interessiert.
»Aber wie lange bist du denn schon nicht mehr Auto gefahren?«
Willi räuspert sich.
»Hm, also, so ungefähr zwanzig Jahre, schätze ich. Aber keine Sorge, das ist wie Fahrradfahren, man verlernt es nie wirklich. Nur das mit der Autobahn, das lasse ich vielleicht erst mal. Auf der Landstraße kommen wir schließlich auch nach München. Das dauert zwar etwas länger, ist aber landschaftlich viel reizvoller.«
Luisa sagt dazu nichts. Möglicherweise geht es ihr wie mir, und der Unterschied zwischen Autobahn und Landstraße ist ihr sowieso nicht klar. Die Aussicht, dass diese Fahrt nun aber noch länger als ohnehin schon dauern könnte, stimmt mich allerdings nicht gerade froh. Übel ist mir zwar nicht mehr, aber dafür habe ich mir bei der unfreiwilligen Flugübung den Nacken verzogen und kann den Kopf nicht mehr ohne
Schmerzen zur Seite drehen. Herr Beck hat sich wieder aufgerappelt, aber glücklich sieht er auch nicht aus.
»Wir hätten besser in Hamburg bleiben sollen. Die Flucht ist ja lebensgefährlich. Ich weiß wirklich nicht, was ich hier verloren habe.«
»Aber du wolltest doch unbedingt mit«, erinnere ich Beck an seine großmäuligen Sprüche am Bahnhof.
»Na, wenn ich gewusst hätte, dass ich die nächsten Tage in einer totalen Rostbeule über die Lande würde eiern müssen, noch dazu mit einem Fahrer, der seit Katzengedenken kein Lenkrad mehr angefasst hat – ja, wenn ich das alles gewusst hätte, ich hätte dankend verzichtet.«
Hätte, hätte, Fahrradkette – ich kenn mich mit Schulhofsprüchen von Luisa normalerweise nicht gut aus, aber ich glaube, hier passt das. Erst behaupten, man sei wild entschlossen, Luisa bei allen Problemen beizustehen, und dann bei der ersten Kleinigkeit kneifen. Typisch Katze, hätte mein Opili dazu gesagt. Schlau und gerissen, aber eben nicht tapfer und mutig.
Willis Fahrstil normalisiert sich langsam, und auch meinem verspannten Nacken geht es besser. Ich bin wieder auf die Rückbank gehüpft und betrachte die Landschaft, die am Wagenfenster vorbeizieht. Ab und zu ein Wäldchen, dann wieder Felder, auf denen schon ziemlich hohes Korn steht. Irgendwie sieht es so aus wie die Gegend um Schloss Eschersbach. Ob wir ganz in der Nähe sind? Aber eigentlich kann das nicht sein, denn Schloss Eschersbach liegt zwar auf dem Land, aber man
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