Welpenalarm! - Scheunemann, F: Welpenalarm!
mich hatte wie ich für sie?
»Darf ich mal ein Ferkel streicheln?«, will Luisa wissen.
»Nee, lieber nicht! Die Sau ist da sehr empfindlich, wie alle Mamis. Sie macht sich gleich Sorgen um ihre Kinder.«
Luisa dreht sich abrupt vom Stall weg.
»Um mich macht sich niemand Sorgen.«
Die Bäuerin guckt sie erstaunt an.
»Aber bestimmt machen sich deine Eltern um dich Sorgen, wenn es dir schlecht geht!«
Luisa schüttelt so heftig den Kopf, dass ihre Haare hin und her fliegen.
»Nein. Papa hat ein neues Kind, und Mama weiß gar nicht, dass ich gerade traurig bin.«
»Oje, oje, das klingt aber nicht gut! Magst du mir davon erzählen?«
»Nein.«
»Hm. Soll ich dir mal unsere anderen Tiere zeigen? Wir haben auch ein Pony.«
»Okay.«
Die beiden gehen Richtung Stallausgang. Ich bleibe noch eine Weile vor der Box mit den Ferkeln sitzen. Wenn es etwas gibt, was mich noch weniger interessiert als Schweine, sind es Pferde.
»Hey, du, bist du der neue Hofhund?«
Wer spricht? Die Sau war es nicht, die ist mit ihrem Kindergarten beschäftigt. Ich sehe mich im Stall um.
»Ich bin hier, du dummer Hund. Ich denke, ihr könnt so toll Fährte aufnehmen. Da müsstest du mich doch längst gefunden haben.«
Frechheit! Das kann nur ein Schwein sein. Ich strecke mich und marschiere in die Richtung, aus der die Stimme kam.
»Ich hätte längst Fährte aufgenommen, wenn es hier nicht so abscheulich stinken würde«, gifte ich zurück.
»Pah, also, ich hoffe für dich, dass du nicht der neue Hofhund bist. Wenn dich dieser Geruch schon so aus dem Konzept bringt, gehörst du hier eindeutig nicht her.«
Jetzt habe ich die Geräuschquelle ausgemacht: Es gibt noch eine Box weiter hinten im Stall. Mindestens zehn Schweine laufen, stehen und liegen in ihr herum, eines davon hat seinen Rüssel durch die Stäbe gesteckt und mustert mich neugierig.
»Na, das hat ja ganz schön lange gedauert. So schlau seid ihr Hunde offenbar doch nicht. Es ist mir ein Rätsel, warum Menschen das immer wieder behaupten. Es wäre viel sinnvoller, ein Schwein mit dem ganzen Kram zu beauftragen, den Hunde so erledigen sollen. Dann wäre wenigstens gesichert, dass es auch klappt.«
Schweine, so wie ich sie kenne! Einfach unverschämt. Na warte! Ich werfe den Kopf in den Nacken.
»Ich glaube kaum, dass jemals ein Schwein ein Kaninchen aus dem Bau gestöbert hat. Du wärst dafür viel zu fett. Und apropos fett: Für jemand, der bald ein Schnitzel wird und bis dahin sein freudloses, kurzes Leben in ein und demselben dunklen Stall fristen muss, bist du ganz schön frech.«
Ha! Diesem blöden Schwein habe ich es aber gegeben! Sage noch einer, ich würde mich nicht auskennen! Ich komme schließlich auch vom Land und weiß, wie der Hase läuft. Respektive die Sau. Das Geräusch, das das Schwein jetzt von sich gibt, klingt in etwa wie pffffrrrrrr und ist mit Sicherheit Ausdruck des blanken Entsetzens.
»Du bist vielleicht ein Komiker! Ha, ha, Schnitzel !« Hm, vielleicht doch nicht blankes Entsetzen. »Ich werde doch
kein Schnitzel. Ich bin eine prämierte Sau. Mit mir wird der Bauer bald wunderschöne Ferkel züchten. Und überhaupt ist hier alles voll öko. Freudlos im dunklen Stall is nich. Morgen früh kommen wir wieder raus auf die Wiese. Und ärgern den neuen Hofhund, haha!«
Voll öko? Was heißt das? Versteh ich nicht. Und wieso hat das Schwein keine Angst? Ich bin verwirrt und merke, dass ich anfange, mich richtig über die Dreistigkeit der Sau zu ärgern. Und über mich selbst, denn eigentlich wollte ich mich durch Schweine nie mehr aus der Ruhe bringen lassen. Das ist eines stolzen Jagdhundes einfach unwürdig. Überhaupt – ich lebe jetzt in der großen Stadt, als Hund eines Tierarztes. Da werde ich mir von den Landeiern hier doch kein X für ein U vormachen lassen. Ich gebe mich so selbstbewusst wie mir nur irgend möglich:
»Neuer Hofhund? Nein, ich fürchte, da müsst ihr euch jemand anderen suchen. Ich halte nichts vom Leben auf dem Land. Es langweilt mich. Mein Herrchen ist Tierarzt, und ich muss ihm sehr oft helfen, ich habe sogar sein Baby mit auf die Welt gebracht. Ohne mich wäre er aufgeschmissen. Du siehst: Dein Jobangebot war zwar sehr freundlich, aber ich kann es leider nicht annehmen.«
Das Schwein starrt mich mit weit aufgerissenen Augen an. Dann grunzt es fröhlich.
»Auweia! Ihr Städter seid ja wirklich so durchgeknallt, wie der Bauer immer behauptet! Ich dachte, das würde er nur sagen, um uns das Leben auf dem Hof
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