Welpenalarm! - Scheunemann, F: Welpenalarm!
nichts.«
Karl-Heinz presst die Lippen aufeinander und schüttelt den Kopf.
»Trotzdem. Ich will nicht schuld sein, wenn was passiert. Ich ruf ihn an.« Er stapft in Richtung Bauernhaus davon.
Virginia drückt mit dem Rüssel gegen den Zaun.
»Na, wie war meine Vorstellung?«
Ich schleiche vorsichtig zu ihr hinüber.
»Sehr überzeugend. Nun glauben alle, ihr hättet die Schweinepest.«
»Auweia! Echt? Na, hoffentlich krieg ich da nicht Ärger. Meine Mama erzählt, dass die Schweinepest etwas ganz Schlimmes ist. In alten Zeiten sind viele Schweine daran gestorben.«
Mit einem Hm, hm lasse ich meine Schnauze sinken.
»Aber was guckst du denn jetzt so traurig? Wir sind die beiden doch super losgeworden. Ich hab gleich gemerkt, dass mit denen was nicht stimmt. Die haben sich nämlich schon
über euch unterhalten, als sie aus dem Auto ausgestiegen sind. Ich wusste sofort, worauf das hinausläuft. Meine Geschwister zu überzeugen, ein bisschen Theater zu machen, war dann nicht schwierig – denen war sowieso gerade langweilig.« Sie kichert.
Oh, oh, hoffentlich habe ich sie nicht in große Schwierigkeiten gebracht. Ich merke gerade, wie ich ein sehr schlechtes Gewissen bekomme.
»Herkules!« Willi ruft nach mir. Und zwar ungewohnt energisch. »Komm sofort von den Schweinen weg!« Als ich nicht sofort gehorche, geht er auf mich zu und zerrt mich am Halsband weg. Aua! Nicht so grob! Ich will gerade anfangen zu lamentieren, als Karl-Heinz wieder auftaucht. Er macht eine Bewegung mit den Händen, seine Daumen zeigen nach oben. Ist das ein gutes Zeichen?
»Mit dem Transport geht alles klar, Norbert fährt heute Kühe. Ihr könnt also mit, keine Gefahr.«
Daggi atmet hörbar aus.
»Gott sei Dank! Hast du ihm gesagt, was hier los ist?«
»Nee, natürlich nicht. Ich habe wenig Lust, mir seine Vorträge anzuhören von wegen siehst du, das kann auch einem Ökobauern passieren! Das erspare ich mir lieber. Aber wenn ihr noch rechtzeitig in Nordergellersen sein wollt, müsst ihr jetzt los.«
Karl-Heinz hatte Recht: Dieser Norbert ist wirklich ein Unsympath. Gerade hat uns Daggi am vereinbarten Treffpunkt abgesetzt, und jetzt stehen wir hier wie Piksieben, während uns Norbert mustert, als hätte jeder von uns zwei Köpfe.
Erst sagt er nichts, dann fragt er: »Na, wer seid ihr? Die Bremer Stadtmusikanten? Und den Hahn und den Esel habt ihr vergessen, was?« Er schüttelt den Kopf. »Nee, nee, nee,
mein Schwager kennt immer Leute! Ihr gehört doch bestimmt auch zu dieser Öko-Mischpoke. Und is ja mal wieder typisch: Erst uns hart arbeitender Bevölkerung mit euren Predigten das Leben schwer machen, aber dann kein Geld für die Zugfahrkarte und jetzt hier auf Mitleid und für lau mitfahren. Na ja, steigt ein, sonst krieg ich Ärger mit meiner Frau. Die will ja immer, dass ich mich mit ihrem bekloppten Bruder vertrage. Von mir aus. Das nächste Weihnachtsfest kommt bestimmt.«
Wuff! Weihnachten und die Schweinepest. Nach meiner bisherigen Lebenserfahrung ist das wohl die schlimmste Kombination, die überhaupt passieren kann. Jedes für sich genommen schon unschön, aber zusammen? Da möchte ich echt nicht dabei sein.
Willi und Luisa sagen aber nichts zu dem unfreundlichen Norbert, stattdessen hilft Willi Luisa dabei, überhaupt in den Wagen hineinzukommen. Der ist nämlich riesig, größer als unser Auto und sogar größer als ein Feuerwehrauto. Hinten – und das ist jetzt die echte Sensation – hängt sogar ein echter Stall dran. Nicht gelogen: Hinter dem Riesenteil, in dem die Menschen sitzen, befindet sich eine Art große Stallbox auf Rädern. Die Box hat längliche Schlitze, die wie kleine Fenster aussehen. Was sich dahinter verbirgt, kann man zwar nicht genau erkennen, aber man kann es hören und vor allem riechen. Kühe. In jedem Fall Rinder. Genau weiß ich das nicht.
Luisa sitzt, und Willi reicht ihr erst Herrn Beck, dann mich nach oben. Während sie Beck in den Fußraum setzt, darf ich neben ihr auf der Bank hocken, den Kopf auf ihrem Schoß. Neugierig blicke ich mich um. Hoppla! Hier ist deutlich mehr Platz als in den Autos, die ich kenne. Auch das Lenkrad, hinter dem Norbert nun sitzt, ist riesig. Die Fahrerkabine wirkt fast wie ein richtiges Zimmer, und eigentlich ist es ganz gemütlich
hier. Norbert hat sich in seinem Wagen häuslich eingerichtet: Es gibt einen Halter, in dem ein Becher steht, im Fach darunter eine Kanne, dem Geruch nach mit Kaffee. Auf dem Boden liegt ein richtiger Teppich, und
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