Welpenalarm! - Scheunemann, F: Welpenalarm!
Bauernhaus, ich laufe hinterher. Noch bevor wir am Haus angelangt sind, kommen uns Daggi, Willi und Luisa allerdings schon entgegen.
»Kalli, was ist los mit dir? Ist was passiert?« Auch Daggi ist gleich aufgefallen, dass ihr Mann völlig verstört wirkt.
»Die Jungsauen!«, ruft er mit brüchiger Stimme. »Schweinepest, vielleicht haben wir die Schweinepest!«
Daggi schnappt nach Luft.
»O Gott, wie kommst du darauf?«
»Die Sauen zittern und torkeln, haben richtige Anfälle. Das musst du dir mal ansehen – ganz schlimm!«
»Was ist denn Schweinepest?«, will Luisa wissen.
»Das ist eine Krankheit, an der Schweine immer sterben«, erklärt ihr Karl-Heinz mit ernster, ruhiger Stimme. »Und weil die so gefährlich ist, müssen alle Schweine im Stall getötet
werden, wenn auch nur ein einziges krank ist. Und die Schweine der Nachbarn auch. Alle Schweine im Sperrbezirk, also drei Kilometer um einen Hof herum, werden gekeult, so nennt man das Töten. Und dreißig Tage lang darf auch kein anderes Tier den Hof verlassen, es sei denn, der Tierarzt erlaubt es. Schweinepest ist ganz, ganz schlimm, deswegen haben alle Bauern so große Angst davor. Ich rufe jetzt den Tierarzt an, damit der gleich vorbeikommt. Und dann bete ich, dass es etwas anderes ist.«
Herr Beck stellt sich neben mich.
»Schweinepest? Was es auf dem Land alles gibt. Ich hoffe, wir kommen hier noch weg, bevor die den ganzen Hof abriegeln.«
»Du, die haben gar keine Schweinepest. Virginia ist völlig gesund. Sie wollte nur verhindern, dass Karl-Heinz und Daggi merken, dass wir gesucht werden. Ich hatte sie darum gebeten.«
Beck maunzt laut auf.
»Dann wollen wir mal hoffen, dass der Schuss nicht nach hinten losgeht und wir die nächsten dreißig Tage auf dem platten Land kaserniert werden.«
Den gleichen Gedanken scheint auch Willi zu haben.
»Heißt das, dass wir Herkules und Herrn Beck nicht mehr mitnehmen können, wenn hier erst mal ein Sperrbezirk eingerichtet sein sollte?«
Bärbel nickt.
»Ja, das stimmt. Das ist natürlich ziemlich übervorsichtig, aber im Zweifel hängt ihr hier fest.«
Herr Beck fixiert mich.
»Na, das war ja mal eine richtig gute Idee von dir! Herzlichen Glückwunsch, Superdackel!«
Luisa fängt an zu weinen.
»Aber ich kann doch nicht ohne meinen Herkules weiterfahren! Das geht nicht! Herkules ist mein bester Freund!«
»Bitte?«, faucht Herr Beck. »Und mich würde das blöde Gör hierlassen? Nach allem, was ich mit ihr durchgemacht habe? So sind Menschen – untreue Tomaten!«
»Echt, jetzt halt dich mal zurück«, brumme ich zurück, »Luisa hatte es in letzter Zeit ganz schön schwer. Außerdem geht es jetzt nicht darum, dein Ego zu pampern, sondern um die Frage, wie wir möglichst alle ganz schnell nach München kommen. Also, wenn du dazu eine Idee hast, schieß los, ansonsten halt die Klappe.« Jawoll. Wuff!
»Nun komm«, Daggi legt ihren Arm um Luisa, »uns fällt schon noch etwas ein. Vielleicht haben die Schweine auch gar nichts.«
Karl-Heinz nickt.
»Zumindest scheinen sie sich wieder beruhigt zu haben. Man hört jedenfalls nichts mehr. Lass uns noch mal nach vorne schauen.«
Unser Trupp setzt sich in Bewegung. Vor der Schweinewiese angekommen, bleiben wir alle mit einigem Abstand stehen. Ob die Menschen Angst haben, sich anzustecken?
Karl-Heinz kratzt sich am Kopf.
»Hm. Jetzt sind sie wieder absolut ruhig und bewegen sich auch ganz normal.«
»Hast du sie dir denn schon mal genauer angeguckt?«, will Daggi wissen. »Von hier aus sehen sie völlig gesund aus. Keine Einblutungen, keine zugeschwollenen Augen. Vielleicht haben sie nur im Spiel wild herumgetobt, es sind doch noch sehr junge Schweine.«
»Also, das sah schon sehr seltsam aus. Ich hoffe natürlich auch, dass sie nichts haben. Trotzdem muss ich den Tierarzt rufen, zumindest zur Sicherheit.«
»Aber dann lass mich wenigstens vorher Willi und Luisa nach Nordergellersen bringen. Und zwar mit Hund und Katze. Habt ihr Wechselklamotten dabei?«
Willi nickt.
»Ja, warum?«
»Eine Vorsichtsmaßnahme. Wenn wir den Hof verlassen haben, zieht ihr euch um und lasst die alten Sachen im Auto liegen.«
»Moment«, wendet Karl-Heinz ein, »das geht aber nur, wenn Norbert heute keine Schweine transportiert. Sonst ist es zu gefährlich.«
Daggi rollt mit den Augen.
»Also, jetzt bist du aber übervorsichtig. Das ist doch völlig übertrieben. Und wenn ich mir die Schweine hier so ansehe – die haben doch wahrscheinlich gar
Weitere Kostenlose Bücher