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Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Titel: Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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angeblich am Wochenende kommt und hier noch gemeldet ist. Ich habe keine
Ahnung, ob die Sozialbetreuer das Täuschungsmanöver blicken. Jedenfalls schauen
sie ab und zu bei Karl und Tinka vorbei.«
    Insgeheim fand Heather es cool, alleine in einem eigenen
Haus zu wohnen. Was sie weniger cool fand, war die bittere Armut, mit der die
beiden fertig werden mussten. Tinka hatte ihr mal während eines Schulfestes erzählt,
dass sie auf Druck des Jugendamts etwas Unterstützung vom Vater bekämen.
    Heather war ganz verwundert gewesen, dass Tinka ihr so viel
von sich erzählt hatte. Seither grüßten sie sich immerhin.
    Die Pause neigte sich dem Ende zu. Die ersten Schüler
sammelten sich bereits an der Treppe. Heather ertappte sich dabei, wie sie Moryn
beobachtete. Sie musste es schon eine ganze Weile getan haben. Sogar Zalym war
mittlerweile in ein Gespräch mit Tessya verwickelt, die sich längst zu ihnen
gesellt hatte.
    Schnell sah Heather weg, aber aus dem Augenwinkel sah sie
noch, wie Moryn lässig am Treppengeländer lehnte und lächelte. Sie musste
zugeben, dass sein Lächeln ihr einen Stich versetzte. Es schien, als könne er
auch richtig nett sein. Nur bei ihr war er immer irgendwie anstrengend,
verkrampft oder verärgert. Sie kramte in ihrem Hirn nach den wenigen Momenten,
da es anders war, und lächelte unwillkürlich.
    »Heather! Heather? Träumst du?«
    »Nein.«
    »Sah aber ganz so aus.« Tessya blickte zur Treppe. »Ach so«,
sagte sie und rollte mit den Augen.
    Heather frage sich, was die Elbin mit ihrer Bemerkung gemeint
hatte.
    »Hast du eigentlich heute Nachmittag Zeit?«, fragte Tessya. »Dann
können wir mit dem Referat in Geschichte beginnen.«
    »Ja. Es wäre toll, wenn wir das möglichst schnell erledigen
könnten.«
    »Schnell?«
    »Ja, mit wenig Aufwand. Weg und erledigt.«
    »Magst du Geschichte etwa nicht?«
    »Nicht sonderlich«, gab Heather zu. »Meistens passieren
grausame Sachen. Und vor allem ist alles leider wahr. Kein Film oder so.«
    Es klingelte zur nächsten Stunde.
    »Also, dann heute Nachmittag. Ich komme zu dir«, versprach
Heather.
    »Hat die Bücherei eigentlich heute Nachmittag offen?«
    »Ja, ich glaub schon. Es ist doch Donnerstag.«
    »Glaubst du, wir werden dort fündig?«
    »Bestimmt«, sagte Heather abwesend und verfolgte, wie Moryn
mit Tinka die Treppen hochging. Dann schob sich eine Gruppe davor, die es offenbar
sehr eilig hatte, zurück in den Klassenraum zu kommen.
    Heather bedauerte, dass sie nicht sehen konnte, wie sich die
beiden verabschiedeten. Zu gerne hätte sie gewusst, ob er genervt war oder ob
er Tinka mochte. Heather jedenfalls mochte Tinka, obwohl das Mädchen bei den
anderen Schülern nicht beliebt war. Tinka war zurückhaltend und nie
leichtfertig in dem, was sie sagte. Ihr Bruder Karl schien ebenfalls in Ordnung
zu sein. Er hielt sich immer in ihrer Nähe auf und flüsterte leise mit ihr. Die
beiden schienen durch ihr Schicksal verbunden. Aber Heather stand mit ihrer
Ansicht über die beiden so ziemlich alleine da.

14 Fallende
Bäume

 
    A uf dem Balkon ließ
es sich um diese Zeit gut aushalten: Die Westseite der alten Wassermühle bot
hier oben ein perfektes Plätzchen zum Lesen oder Abhängen. Warme Sonnenstrahlen
blitzten zwischen den Blättern einer riesigen, schattenspendenden Kastanie
hervor. Beinahe war es windstill. Bäume und Sträucher gaben ein altvertrautes
Rauschen von sich, vor dessen Hintergrundmelodie Vögel geschäftig zirpten und
sangen.
    Die Zeit drängte. Denn schon in einer Woche sollten sie das
Referat halten.
    »Lass uns doch einfach mal in der Bibliothek stöbern.
Vielleicht gibt es da noch alte Zeitungen und wir finden von ganz alleine ein
tolles Thema«, schlug Tessya vor.
    Heather willigte widerstrebend ein, obwohl sie viel lieber
auf dem Balkon geblieben wäre. Schläfrig pulte sie mit dem Fingernagel an der
weißen Farbe, die vom Metallgeländer blätterte.
    »Meinst du im Ernst, wir sollten da so viel Energie
reinstecken?«, sagte sie gedehnt. Wo war Moryn eigentlich? Sie hatte so gehofft,
dass er … ja, was hatte sie eigentlich gehofft? Dass er sie mehr beachten
würde? Oder mit ihr Hand in Hand im Wald spazieren würde?
    »Ja, finde ich«, bekräftigte Tessya.
    »Was?«
    »Mehr Energie!«
    Offenbar schien Tessya darauf zu brennen, diesen friedlichen
und perfekten Ort zu verlassen.
    Wenn es denn unbedingt
sein muss, dachte Heather im Stillen und zerbröselte die Farbe zwischen
Daumen und Zeigefinger.
    Tessya beugte sich

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