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Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Titel: Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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gar nicht,
ob noch weitere Bäume umfielen. Es war lebensgefährlich, jetzt durch den Wald
zu laufen. Skeptisch blickte sie zu der wackelnden Kastanie und entschied sich kurzerhand,
den Elben zu folgen. Sie stolperte die Treppe hinunter, lief durch den Flur zur
Haustür hinaus und nahm den Weg in den Wald. Schon bald kam sie auf eine kleine
Lichtung. Dort standen Zalym und Tessya. Offenbar war die Gefahr vorüber, denn
ihre Gesichter hatten sich bereits entspannt.
    Die beiden Elben diskutierten, ob die Ursache ein zorniger
Gott sein könne. Heather musste beinahe lächeln. An so etwas wollte sie nun
wirklich nicht glauben. Da fiel ihr auf, dass Moryn nicht bei ihnen war. Mit
einem unguten Gefühl spähte sie durch den Wald. Er stand zwischen einer Gruppe hoher
Bäume. Zaghaft ging sie näher. Er hatte die Stirn gegen einen Stamm gelehnt und
krallte sich mit einer Hand an die Rinde. Es war nicht zu übersehen, dass es
ihm nicht gut ging. Er litt.
    Sie wünschte, ihm helfen zu können. Wenn sie doch nur
wüsste, was ihm so zu schaffen machte. Spontan ging sie hin und legte eine Hand
auf seinen Arm. Sie konnte fühlen, dass er zitterte.
    »Moryn?«
    Er rührte sich nicht, aber nach einer Weile hob er den Kopf
und drehte ihn in ihre Richtung.
    »Was hast du gesehen? In der Schule?«, fragte er mit
bebenden Lippen. »Sag es mir!«
    »Den Schatten eines dunklen Vogels.«
    »War es ein Rabe?«, fragte er.
    Sie nickte und wiederholte leise Tessyas Worte. »Lass
niemals zu, dass sich ein Rabe auf deine Schulter setzt. Du wirst deine Zukunft
sehen, und die meisten von uns ertragen das nicht.«
    Moryn nickte matt, und seine schwarzen Wimpern warfen dunkle
Schatten in sein Gesicht.
    Am liebsten hätte sie ihn in den Arm genommen. Aber sie
traute sich nicht. Stattdessen schob sie die Finger in seine Hand und drückte
sie. Er ließ es geschehen. Nach einer Weile löste er sich vorsichtig aus der
Berührung.
    »Danke«, murmelte er und ging zurück zum Haus.

15 Unausweichlich

 
    E r hatte es die ganze Zeit
gewusst. Aber die Erkenntnis, dass die Zukunft unumstößlich war, traf ihn
trotzdem hart. Bisher konnte niemand die Beben beenden. Und mittlerweile hatte
nicht nur er düstere Visionen, sondern auch Heather. Er müsste den anderen endlich
sagen, was er wusste. Natürlich war da kein Gott am Werk, so wie Zalym im Wald behauptet
hatte. Trotzdem lag Zalym näher an der Wahrheit als Tessya. Bei dem Gedanken an
die Diskussion der beiden Elben, verzog Moryn spöttisch den Mund. Tessya, die sich
nichts unter einem Ding oder Wesen vorstellen konnte, favorisierte
doch tatsächlich weiterhin die Theorie von den physikalischen Dissonanzen. Sie hatte
die gewöhnlichen Ursachen von Erdbeben aufgezählt und schließlich etwas von
schwingenden Bodenplatten und heimlichen, unterirdischen Atomversuchen der
Menschen doziert.
    Moryn hatte ihr ohne Widerrede zugehört, aber er wusste es besser:
Ein Dämon war für die Beben
verantwortlich, und er beabsichtigte die Welten zu zer… Oh, nein, diesen
Gedanken durfte er nicht zu Ende denken.
    Erschöpft ließ er sich auf sein Bett fallen und starrte die
Risse in der Decke an. Kleine schwarze Linien, an denen der Kalk abblätterte.
Irgendwann in den letzten fünfzig Jahren waren sie entstanden. Vermutlich hatte
niemand Notiz davon genommen. Und doch waren sie da.
    Genauso verhielt es sich mit den Rissen in der Erdkruste. Er
konnte sie mittlerweile nicht nur fühlen, er konnte sie sehen, wenn er seinen Blick nach innen richtete. Das war also seine
besondere Gabe.
    Wütend richtete er sich in seinem Bett auf und hielt die
Hände vors Gesicht.
    »Scheiß Gabe«, brüllte er. »Ich will sie nicht, wenn sie mir
nicht hilft, etwas dagegen zu unternehmen.«
    Als Heather seine Hand im Wald gehalten hatte, da war er
sich sicher gewesen, dass auch sie das unsichtbare Band zwischen ihnen fühlen
konnte. Er wagte es nicht, darüber nachzudenken, was es bedeutete. Und vor
allem wollte er ihr nicht weh tun. Je mehr sie für ihn empfand, desto
schmerzhafter würde es für sie werden, wenn er tot war.
    Was hatte er gelitten, als seine Mutter von heute auf morgen
aus seinem Leben verschwunden war. Diesen Schmerz wollte er Heather ersparen.
Es war schon schlimm genug, dass er ihr den Herzblutstein geschenkt hatte.
Sylvana war zu recht wütend auf ihn gewesen.
    Moryn rieb sich die brennenden Augen. Der Dämon hatte im
Wald eine weitere Stufe seines Könnens gezeigt. Statt den Boden beben zu lassen,
hatte er ihn

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