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Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Titel: Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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vor und senkte die Stimme. »Bedrückt dich
was?«
    »Nein«, log Heather und spürte wie ihre Wangen heiß wurden. »Ich
muss nur gerade daran denken … warum hat er«, jetzt war ihre Stimme nur noch
ein Wispern, »warum hat Moryn sich eigentlich die Haare so kurz geschnitten?«
Hastig setzte sie nach: »Hatte er irgendwelchen Stress?«
    »Ach so.« Tessya wickelte eine rote Locke um den
Zeigefinger. »Das gehört zur Vorbereitung auf sein Priesteramt.«
    Überrascht hob Heather eine Augenbraue. »Aber eure langen
Haare sind euch doch irgendwie heilig oder so.«
    »Das machen auch nicht alle. Wer es tut, zeigt damit, dass
er sich ganz und gar in den Dienst seiner Aufgabe stellt und alles Weltliche,
wie zum Beispiel Schönheit, unwichtig ist. Nur die inneren Werte zählen.«
    »Tessya, weißt du, warum er Priester werden will?«
    »Nein, er ist überhaupt sehr verschlossen. Mit uns redet er
nicht darüber. Ich weiß nur, dass er besondere Fähigkeiten hat. Solche Gaben
werden einem in die Wiege gelegt. Das alleine genügt natürlich nicht, man muss seine
Fähigkeiten trainieren und darauf hoffen, dass sie stärker werden. Diese
besonderen Gaben kommen direkt von den Göttern und lassen sich nicht mit
unseren physikalischen Gesetzen erklären. Die Maya-Schwestern zum Beispiel
beschützen auf diese Art und Weise unser Wetter und auch das Klima auf eurem Planeten, wie du ja weißt. Im
letzten Jahr hatte Moryn einen Mentor, der ihn vorbereiten sollte, und der hat
einiges von ihm verlangt.« Tessya lachte. »Der hat bei ihm genau den wunden
Punkt getroffen, würde ich sagen.«
    »Wie das?« Heather horchte auf.
    Tessya beugte sich dicht an Heathers Ohr. »Er musste einen
alten Mann pflegen, kleinen Kindern den Popo abwischen und ihnen die Nasen
putzen. Pedras hat ihn gelehrt, was Dienen ist.«
    »Und?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Wir hatten Wetten am Laufen,
wie lange er es aushält. Am Ende hat er tatsächlich durchgehalten. Einmal habe
ich ihn sogar lachen gesehen. Da hat er ein kleines Mädchen hoch in die Luft
geworfen und sie hat gejuchzt vor Vergnügen.« Auf Tessyas Stirn entstand plötzlich
eine steile Falte. »Kynka hat sich auch die Haare abrasiert, habe ich gehört.«
    »Echt jetzt?«
    »Ja, sie hat sich im Süden einigen Elben angeschlossen, die
sehr einsam und zurückgezogen leben. Sie wollte das wohl als eine Art Buße.«
    »Dann hat sie ihren Verrat vermutlich bereut.«
    »Mag sein, aber ich will nie wieder etwas mit ihr zu tun
haben.« Um Tessyas Mundwinkel spielte plötzlich ein bitterer Zug.
    Heather legte eine Hand auf ihren Arm. »Es tut mir leid,
dass eure Freundschaft damals zerbrochen ist.«
    Jemand klopfte gegen Tessyas Zimmertür. Die Mädchen drehten die
Köpfe und blickten durch die geöffnete Balkontür ins Zimmer. Moryn kam herein.
Er ging schnellen Schrittes in die Raummitte. Seine Haut war blass und er hatte
dunkle Schatten unter den Augen. Auf Heather machte er einen verwirrten
Eindruck. Er sah aus, als wäre er einem Gespenst begegnet. Im Stillen
korrigierte sie sich. Nein, er sah sogar so aus, als sei er selbst ein Wesen
der Nacht. Hinter ihm stand Zalym und er sah nicht viel besser aus.
    » Es ist direkt
unter der Mühle«, sagte Moryn.
    Die Mädchen sprangen von ihren Stühlen auf.
    »Was ist unter dem Gebäude?«, fragte Heather und spürte, wie
ihr die Angst die Kehle zuschnürte.
    »Ich kann es auch spüren«, sagte Zalym leise.
    Tessya lehnte ein Ohr an die Hauswand und horchte. Da
erzitterte das Gemäuer. Tief unter ihnen grollte der Boden. Es war, als würde
eine riesige Kanonenkugel unter der Erde durchrollen.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Heather mit Panik in der
Stimme. Doch sie bekam keine Antwort. Stattdessen rumpelte es irgendwo unter
dem Fundament. Der Fußboden im Zimmer ruckte.
    Hinter ihnen im Wald knackten und knarzten plötzlich die
Bäume. Heather wirbelte herum und starrte in den Wald. Zwei Bäume wackelten,
sie schaukelten, als schüttle ein unsichtbarer Riese sie. Dann fielen sie unter
Ächzen und Knarzen um. Amseln kreischten und flüchteten mit hektisch
flatterndem Flügelschlag.
    Moryn rannte an den Mädchen vorbei. Er sprang in einem waghalsigen
Satz über das Geländer. Zalym folgte ihm auf demselben Weg. Heather blickte
entsetzt über das Geländer. Sie sah gerade noch, wie die Zwei in den Wald
rannten. Tessya nahm das Fallrohr und rutschte daran hinunter.
    Hey, kommt zurück!, hätte Heather am liebsten hinterher gerufen. Die Elben wussten doch

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