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Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Titel: Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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einfach entzwei gerissen. So wie man einen unbrauchbaren Fetzen
Stoff oder ein Blatt Papier in Stücke reißt. Zwei Bäume waren in die entstandene
Kerbe gestürzt. Wenn der Dämon das konnte, dann könnte er schon bald ganze
Canyons entstehen lassen …
    So viel stand fest: Der Ort, an dem Moryn seinem Schicksal
ins Auge blicken würde, der konnte überall sein. Und vermutlich wäre dann auch
Heather bei ihm.
    Er unterdrückte das Bedürfnis zu schluchzen. Um jeden Preis
musste er verhindern, dass ihr etwas zustieß. Ihren Tod sah er nicht. Doch das
hatte nichts zu bedeuten. Wenn er vor ihr starb, konnte er nicht sehen, was danach passierte.
    Hektisch schnappte er sich den Rucksack und stopfte ein Hemd
und eine Hose hinein. Er müsste unbedingt zuerst ins Vogtland reisen und dann
in die entgegengesetzte Richtung, nach Goch am Niederrhein. Der Dämon hatte in
der Erdkruste unter diesen Gebieten einige neue Risse wachsen lassen.
    Er beschloss, die nächsten Tage nicht zur Schule zu gehen.
Es war sowieso eine blödsinnige Idee gewesen, sich dort anzumelden. Moryn biss
sich auf die Lippe.
    Wenigstens in ihrer Nähe
hatte er sein wollen.

16 Flüchtlinge

 
    D ie Bibliotheken der Menschen sind
merkwürdige Räume, dachte Tessya für einen Moment. Keine Bilder an den
Wänden, harter Steinboden. Nirgends ein gemütliches Leseplätzchen.
    Die engen Gänge standen voll mit Regalen. In der Luft lag
der typisch modrige Geruch alter Bücher. Besucher griffen leise hustend nach
einem Band und verließen hastigen Schrittes den Raum.
    Der Bibliothekar wollte wissen, für welches Jahr sie sich
denn genau interessierten. Nach einer Weile kam er aus dem historischen
Zeitungsarchiv zurück und legte einen riesigen Band mit der Jahreszahl 1944 auf
den Tisch. Der Zeitungsordner war beinahe so groß wie die Tischplatte.
    Tessya blätterte die morschen Seiten um. Sie musste versprechen
sehr, sehr vorsichtig zu sein. »Nächstes Jahr wird alles digitalisiert«, sagte der
Bibliothekar. »Dann kann nichts mehr verloren gehen.«
    Er überließ den Mädchen die Sammlung und ging.
    Alles da, dachte
Tessya. Wie gut, dass sie Heather überredet hatte, sich hier einmal
umzuschauen. »Schau mal, aus der Zeit gibt es noch fast alle Tageszeitungen.
Hast du das gewusst?« Tessya blickte zu Heather, die an einem Fenster lehnte
und an den Seiten eines Buchs knibbelte.
    »Was?«
    »Nun stell doch mal das Buch beiseite und komm endlich an
den Tisch!«, zischte Tessya. Das hatte Heather sich wohl so gedacht, einfach
ein paar Sätze aus einem langweiligen Geschichtsbuch abschreiben. Dabei war sie es doch, die damals noch nicht auf
der Welt gewesen war.
    Erneut beugte Tessya sich über das vergilbte Papier und
blätterte die Seiten um. Warum war Heather ausgerechnet jetzt, wo es spannend
wurde, so abwesend? Merkwürdig desinteressiert. Tessyas Geduld sank allmählich.
Sie würde ihr nicht alles auf einem goldenen Tablett servieren.
    »So langweilig, wie du tust, kann das doch gar nicht sein.
Vielleicht erfährst du hier, was deine Großeltern oder Urgroßeltern im Krieg
gemacht haben. Bist du denn gar nicht neugierig?«
    »Es ist nur … ich habe mit so was keine Erfahrung … ich weiß
gar nicht, wie du das machen willst«, stammelte Heather.
    »Glaubst du etwa, du schaffst das nicht?«
    »Schon möglich.«
    »Welcher Lehrer hat dir das denn eingeredet?«
    »Keiner.«
    »Dann ist es ja gut. Also, wir nehmen uns jetzt die Tage
direkt nach dem Attentat auf Hitler vor. Schauen mal nach, was damals darüber
in dieser Zeitung veröffentlicht wurde.«
    »Wahrscheinlich stand drin, dass Stauffenberg ein
furchtbarer Verräter war und Hitler unsterblich.«
    »Vielleicht standen aber auch ein paar Details drin, die
heute in keinem Geschichtsbuch zu finden sind. Vergiss nicht, mit dem
gescheiterten Attentat sind viele Mitstreiter ins Verderben gerissen worden,
sogar Geschäftsleute. Überall in Deutschland. Nicht nur in Berlin.«
    Tessya kam es für einen Moment so vor, als wäre es gestern
gewesen. Sie war damals noch ein Kind gewesen. Doch der schreckliche Weltkrieg
in der Parallelwelt war auch an ihr nicht spurlos vorbei gegangen. Sie hatte
die Angst der Erwachsenen gespürt. Ihre frühe Kindheit war davon überschattet
gewesen. Abends saßen die Eltern mit Freunden zusammen und redeten darüber, was
für Grausamkeiten die Menschen einander antaten.
    Sie erzählten von einem tödlichen Gas, mit dem sogar Mütter
und ihre Kinder getötet wurden. Man stellte die

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