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Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Titel: Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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zu jung gewesen, um alles zu
verstehen. Er hatte nur eines begriffen. Sie waren tot. Für ihn lebten Elben
bis zu jenem Unglück ewig. Sie waren quasi unsterblich. Immer jung. Der Tod war
für ihn unvorstellbar gewesen. Er war etwas, dass in seinem Denken nicht vorgekommen
war. Und dann musste er lernen, etwas zu akzeptieren, das es eigentlich nicht
hatte geben dürfen, dass jemand starb. Allein gelassen hatte er sich mit dieser
brutalen Erfahrung gefühlt. Ganz in sich selbst hatte er sich verkrochen.
Niemandem wollte er noch trauen. Alles, was er über das Leben und den Tod
wusste, war gelogen. Und nun starrte er auf die Nachricht, und musste erkennen,
dass sie ihn darüber hinaus belogen hatten.
    Über den Tod hinaus!
    Aarab schrie.
    Seine Hündin Nelly jaulte erschrocken auf und schmiss sich
gegen seine Beine. Er bückte sich und klopfte ihr auf den Rücken.
    »Ist schon gut, Nelly!« Sie drehte den Kopf und leckte seine
Hand ab. Er richtete sich auf. »Kommst du mit? Ich muss zu Lucana!«
    Nelly wedelte mit dem Schwanz und bellte erwartungsfroh.
    »Nein, Nelly, nicht zu Luca. Luca-na, das ist die Ehrwürdige
Meisterin der Geschichte. «
    Die Hündin sah ihn mit großen Augen an.
    »Nun komm schon! Vielleicht wird sie uns endlich erzählen,
was damals wirklich geschehen ist.«
    Die Hündin streckte sich träge, folgte ihm aber dann. Aarab
schloss den Wohnbaum. Normalerweise lief er quer über den Dorfplatz, wenn er zu
einem Hausbaum auf der anderen Seite des Waldes wollte. Aber heute mochte er
niemandem begegnen. Deshalb wählte er einen Pfad außen herum. Niemand sollte
ihn in seiner jetzigen Verfassung sehen. Er durfte nicht auch noch vor seinen Freunden
das Gesicht verlieren.
    Nach über einer Stunde kam er endlich an Lucanas Baum an,
der an der Ostseite der Siedlung am Waldrand lag. Ihr Zuhause war eine uralte
Eiche mit runden Blättern und knorrigen Wurzeln, die im Umkreis von mehreren
Metern aus dem Boden ragten und jeden zum Stolpern brachten, der nicht auf
seine Füße achtete.
    Hinter dem Baum erstreckte sich ein Hain mit Kirschbäumen.
In der Ferne sah Aarab einige Elben und eine kleine Kinderschar. Die Kinder
lachten und tobten fröhlich kreischend auf der Wiese, während die Erwachsenen
die Kirschen einsammelten. Ihm ging ein Stich durchs Herz. Er konnte sich nicht
entsinnen, jemals so unbeschwert gewesen zu sein. Und doch musste er es gewesen
sein – irgendwann bevor seine Eltern …
    Schnell drehte er den Kopf weg. Er biss sich auf die Lippen
und pochte gegen den Baum. Lucana öffnete und bat ihn herein.
    Die Ehrwürdige setzte sich im Schneidersitz auf ein Polster
aus Decken und Kissen und bat ihn, sich ebenfalls zu setzen. Freundlich bot sie
ihm Tee mit Kyrssakonfekt an. Er lehnte die Süßigkeit höflich ab. Aber er nahm das
Getränk, sonst hätte er sie beleidigt. Es gehörte zum guten Ton, heißen
Kräutertee zu trinken, bevor man sprach. Währenddessen
kühlt so manches Gemüt ab, besagte ein altes Sprichwort.
    Nachdem er getrunken hatte, brachte er sein Anliegen vor.
    Lucana hörte mit ernstem Gesicht zu.
    »Junge, ich dachte schon, du fragst nie. Ich muss gestehen,
dass der Rat der Weisen damals beschlossen hatte, dich nicht unnötig mit
Einzelheiten zu quälen. Du warst so verbittert und verschlossen. Wir wollten
dir Zeit geben, den Verlust deiner Eltern zu verarbeiten, und dich nicht mit
Details belasten. Die Weisen waren der Meinung, dass du von alleine fragen
würdest, wenn du soweit wärest. Aber das tatst du nie.« Sie griff nach seinen
Händen. »Es tut mir so leid«, murmelte sie. »Bist du nun bereit, alles zu
erfahren?«
    Aarab nickte.
    »Deine Eltern hatten einen Auftrag«, begann sie zu erzählen.
»Sie sollten eine Elbenbotschafterin aus Frankfurt zurückholen. Wir hatten
Kunde davon erhalten, dass ein Attentat missglückt war. Unsere Botschafterin
hatte Kontakt zu einem General, der die Seiten gewechselt hatte und den Sturz
Hitlers unterstützte. Also ein Widerstandskämpfer in den eigenen Reihen. Durch
das missglückte Attentat waren Hitlers Leute gewarnt und sämtliche Regimegegner
mit einem Schlag aufgeflogen. Eine Welle der Hinrichtungen hatte eingesetzt und
sollte die nächsten Stunden und Tage überschatten. Der General und die Elbin
gerieten in Lebensgefahr. Deine Eltern sollten die Elbin an einem vereinbarten
Ort abholen und in Sicherheit bringen. Doch dann lief alles anders als geplant.«
Lucana nahm einen Schluck Tee. »Bist du wirklich bereit, dir den Rest

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