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Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Titel: Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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Ahnungslosen unter eine Dusche
und drehte dann den Hahn auf, aus dem kein Wasser kam, sondern pures Atemgift.
Immer wieder drangen schaurige Details in die Elbenwelt, die einfach nur unglaublich
und fürchterlich waren. Manchmal hielt die Mutter ihr die Ohren zu oder
schickte sie ins Bett. An einem Abend saßen die Erwachsenen wieder seit Stunden
beisammen und redeten von nichts anderem. Sie erzählten von einem Mann, der
versucht hatte, Hitler zu töten, und der nun selbst tot war. Unter den Elben
brach Hoffnungslosigkeit aus. Tessyas Mutter Lenydas begann zu weinen. »Was
soll nur werden, wenn auf Tellus das Böse siegt? Dieser fürchterliche Teufel
hätte sterben sollen. Ich kann nicht verstehen, warum ein ganzes Volk nicht
sieht, was für eine Ausgeburt der Hölle er ist.«
    Tessyas Vater Alberyus legte einen Arm um ihre Schulter. »Ich
bin dafür, dass wir alle Torbäume vernichten, damit diese grausamen Menschen
niemals in unsere Welt eindringen können.« Er blickte in die Runde der
versammelten Elben. »Lasst uns abstimmen! Alle Frauen und Männer auf Aion
sollen ihre Meinung sagen und dann tragen wir die Ergebnisse zusammen und
entscheiden.«
    Kuneya, der Weise ihres Dorfes jedoch sagte: »Die Bäume dürfen
nicht sterben, nur weil dort ein Dämon wütet. Wir dürfen sie nicht opfern, denn
sonst versündigen wir uns am Geschenk der Götter. Leute, seid besonnen! Tellus
ist unser Schwesterplanet. Wir müssen den guten Menschen dort in diesen
schweren Stunden beistehen.«
    »Aber wie sollen wir das denn machen?«, warf Alberyus ein. »Wir
ziehen nicht für die Menschen in den Krieg. Diese Irren. Das sind sie nicht wert,
dass wir unser Leben für sie riskieren. Sie haben den Mann doch als ihren
Anführer gewollt.«
    So ging es die ganze Nacht, den darauffolgenden Tag und die
nächste Nacht. Irgendwann war Tessya in den Armen ihrer Mutter eingeschlafen.
Als Lenydas sie leise im Morgengrauen mit einem Lied auf den Lippen weckte,
hatten die Elben überall auf Aion abgestimmt. Mit knapper Mehrheit wurde
entschieden, die Bäume zu erhalten, aber jeden Baum mit einem Kampftrupp zu
bewachen und jeden Eindringling sofort zu töten.
    »Sollte ein Torbaum von einem Menschen entdeckt werden,
schlage ich vor, diesen einen Baum auf der Seite der Menschen zu vernichten und über einen anderen Torbaum zurück
zu den Elben zu kehren. So können wir sicher vor den Barbaren sein«, sagte
Kuneya. Dieser Vorschlag rettete letztendlich die Bäume.
    In den nächsten Tagen kamen die Elbenbotschafter zurück nach
Aion, und mit ihnen ein paar handverlesene Freunde. Tessya hatte die Fremden ängstlich
beäugt. Damals wohnte sie noch im Süden, weit weg von den Torbäumen. Nie zuvor
hatte sie einen Menschen gesehen, und sie konnte nicht verstehen, warum einige
von ihnen bei den Elben aufgenommen wurden, obwohl Menschen doch böse waren. Sie verkroch sich hinter dem Rücken ihrer
Mutter, als die Flüchtlinge kamen. Jedes Dorf, jede Elbensiedlung im Süden nahm
maximal zwei Erwachsene mit ihren Kindern auf. Die Menschen, die zu ihnen kamen
(bei ihr im Dorf war es eine Witwe mit zwei Kindern), waren verschreckt und
halb verhungert. Sie sehnten sich danach, endlich keine Angst mehr haben zu
müssen. Alles hätten sie getan, nur um bleiben zu dürfen.
    Die Elben hatten aus Sicherheitsgründen beschlossen, die
Menschen weitab von den Torbäumen aufzunehmen. Falls jemand es sich anders
überlegte und plötzlich zurück wollte, oder falls doch ein Verräter unter ihnen
war, so wäre der Weg zurück sehr weit gewesen. Ihre neue Heimat lag mindestens
tausend Kilometer vom nächsten Durchgang zur Welt Tellus entfernt. Die Elben
gingen davon aus, dass die Menschen sich nach einem halben Jahrhundert
eingelebt hätten und nicht mehr an eine Rückreise dachten. Und in der Tat war
es so.
    Jemand in der Bibliothek begann zu husten. Tessya schreckte
aus ihren Gedanken hoch und blickte wieder auf die archivierten Zeitungen.
    Sie zeigte auf das Titelblatt des 21. Juli 1944. »Ein Tag nach
dem Attentat«, sagte sie ernst und starrte auf den Text. Sie überflog die
Titelseite. »Nichts Neues«, kommentierte sie und blätterte weiter. »22. Juli.
Jetzt wird es spannend. Der Bürgermeister meldet sich in einem Interview zu
Wort.« Hastig überflog sie den Text. »Schau!« Sie tippte mit dem Finger auf
einen Artikel. »Das ist der Auftakt. Sieh nur, wie viele Leute alleine in
Frankfurt und Umgebung verhaftet wurden. Alles Freunde und Mitwisser. Nicht

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