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Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Titel: Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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auf.
    »Selma ist total durch den Wind. Sie holt Tinchen aus dem
Hort ab. Ausgerechnet heute wollte sie Dad im Planungsbüro helfen und hat
Tinchen für ein paar Stunden …«
    Moryn hielt sie am Ärmel fest und blieb stehen. Verdutzt
bremste sie mitten im Laufen und starrte ihn fragend an.
    »Das war erst der Anfang!«, sagte er mit Druck in der
Stimme. »Ich sage dir, es wird schlimmer. Wo willst du dann sein?« Er packte
sie an den Schultern. »Wo?«
    Sollte sie es jetzt entscheiden, während um sie herum
hektisch Menschen durch die Straßen liefen? Ratlos sah sie sich um. Einige
Häuser hatten tiefe Risse.
    Heather blinzelte. Bloß
nicht weinen jetzt!
    In Moryns Frage schwang so viel mit. Doch lief sie auf eine
einzige Antwort hinaus. Entweder entschied sie sich für die Menschen oder für
die Elben. Sie konnte nicht an zwei Orten gleichzeitig sein. Sie musste wählen:
Elb oder Mensch?
    Sie zitterte. Moryn musste es fühlen, aber er ließ es sich
nicht anmerken. Geduldig wartete er ihre Antwort ab.
    »Ich hole jetzt meine Brüder«, sagte sie langsam, »dann …
heute Abend rede ich noch mal mit meinem Vater, und dann …« Fragend sah sie ihn
an.
    »Erwarte von mir keine Antwort«, sagte er leise und
schüttelte den Kopf. »Das musst du ganz alleine entscheiden.«
    Sie schluckte. »Bist du sicher, dass es …?«, fragte sie mit
angehaltenem Atem.
    »Was meinst du?«
    »Bist du sicher, dass es schlimmer wird?«
    »Absolut!«
    »Hier und bei euch?«
    »Ja!«
    »Die Frage ist nur …«, Moryn klang jetzt ganz ruhig, »wo
willst du sein, wenn …?«
    Er redete nicht weiter.
    »Moryn, war das hier der Grund, warum du mit mir reden wolltest? War das Erdbeben die Neuigkeit, von
der du sprachst?«
    »Nein.« Er senkte den Kopf. »Momentan sind so viele Steine
in Aufruhr, dass ich permanent Erdbebenwarnung geben könnte.«
    »Was wolltest du mir dann sagen?«
    Er zögerte. »Ich soll dich bitten, mit nach Aion zu kommen.
Die Weisen und die Priester glauben, dass du wichtig sein könntest. Aber das
mache ich nicht. Ich überrede dich zu nichts. Entscheide selbst!«
    »Und du? Moryn? Was denkst du?«
    Er schüttelte den Kopf. »Frag mich bitte nicht!«, sagte er
leise und seine Stimme klang unendlich traurig.
    »Okay«, sagte Heather so ruhig, wie sie konnte. »Ich muss
Linus und Niklas abholen. Wir reden später.«
    Schweigend liefen sie zur Grundschule. Die Mauer davor hatte
einen tiefen Riss. Eine Traube von Müttern und einigen Vätern verstopfte den
Eingang. Heather und Moryn quetschten sich hindurch und betraten den Hof. Mütter
trösteten ihre weinenden Kinder.
    Endlich hatte sie ihre Brüder gefunden. Sie nahm Linus an
die Hand. Niklas war gefallen. Seine Hose war aufgerissen und sein Knie
blutete. Moryn nahm den weinenden Niklas auf den Arm. Er ließ sich überraschend
leicht von ihm trösten.
    Gemeinsam machten sie sich auf den Weg. Der Asphalt hatte an
manchen Stellen Risse und auf den Straßen lagen zerschlagene Dachpfannen. An
einer Hauswand waren die Schieferplatten abgestürzt.
    Mit jedem Schritt zog sich Heathers Herz mehr zusammen. Sie
hatte ein beklemmendes Gefühl und Angst, sich falsch zu entscheiden.
    Ihr Elternhaus sah von außen in Ordnung aus. Selma und
Tinchen waren bereits zurück, als sie ankamen. Der Wagen parkte in der
Einfahrt.
    Moryn verabschiedete sich wortlos am Gartentürchen. Er
nickte nur kurz und drehte sich schnell weg. Zu schnell für Heather. Sie wollte
ihm doch noch einmal in die Augen sehen und darin lesen, was er dachte.
    »Rein mit euch!«, sagte sie zu ihren Brüdern und wischte
sich mit dem Handrücken die Tränen von den Wangen.

26 Sieben
Leben

 
    D ie schwarze Katze schleppte
sich über den Asphalt. Sie blutete an einer Pfote und hatte Quetschungen am
Bauch. Als sie ein Stück Pappe erblickte, kroch sie darunter und leckte sich
die Pfote. Sie spürte, wie das Leben langsam aus ihren Knochen entwich.
    Aus ihrem Mäulchen troff Blut. Mit dem schwindenden Leben
kam auch die andere Stimme wieder zum
Vorschein. Die helle Stimme der Frau, die seit einigen Jahren nur noch selten
klagte oder wimmerte.
    »Wir müssen zurück
nach Aion!« , flüsterten die fremden Gedanken in ihrem Kopf.
    »Ich erinnere mich. Mir wurde Sefyras Reich versprochen.
Weißt du, wie viele Leben ich bereits mit dir ertragen habe?«, maunzte die
Katze.
    »Sieben. Dieses hier
ist unser siebtes. Bald bist du frei.«
    »Ich bin so müde …«
    »Nein. NEIN!!! Wir
müssen weiter. Wir haben innere Verletzungen.

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