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Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Titel: Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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gesagt«,
schluchzte sie.
    »Scht, alles wird gut«, flüsterte er.
    Sein dunkles Leinenhemd wurde unter ihren Tränen nass.
    Nach einer Weile ließ er sie los. »Wir müssen weiter!«
    Sie fassten sich wie selbstverständlich an den Händen.
    »Da lang!«, rief sie.

 
***

 
    Über ihnen stand der Mond bleich und blass. Er war
umgeben von einem weißen Nebelkranz. Die Strahlen reichten kaum bis zum
Waldboden. Dunkle Tannen schluckten alles Licht zu ihren Füßen. Die Laubbäume
hatten fast alle Blätter verloren. Gespenstisch reckten die kahlen Buchen und
Eichen ihre nackten Äste wie knorrige Finger zum Himmel.
    »Hier lang!«, rief Moryn und bog in einen fußbreiten Pfad
ein. »Das ist der kürzeste und sicherste Weg.«
    »Seid ihr nicht sonst quer durch den Wald gelaufen?«,
wunderte Heather sich.
    »Ja, aber das ist zu gefährlich. Ich habe dort metertiefe
Risse im Boden entdeckt. Die Bäume, die an der Kante stehen, können jederzeit
umkippen … oder wir könnten in eine Bodensenke stürzen …«
    Heather nickte ängstlich. »Bist du sicher, dass dieser Weg
okay ist?«
    »Sonst würde ich nicht mit dir hier langlaufen«, brummte er.
    Doch auch auf diesem Pfad war der Grund wellig und sie
mussten aufpassen, wohin sie traten. Beinahe wäre Heather im Dunkeln über eine
ausladende Wurzel gestolpert. Aber Moryn hielt sie fest.
    »Vorsicht!«
    Ein Baum lag plötzlich quer zu ihren Füßen.
    »Mist«, zischte Heather leise.
    »Kein Problem«, sagte Moryn.
    Er zog sich geschickt am Stamm hoch, drehte sich um und
reichte ihr die Hand. Obwohl sie die Kraft der Elben kannte, war sie doch
erstaunt. Er packte sie, als wäre sie eine leichte Stoffpuppe. Auf der anderen
Seite sprang er zuerst und testete den Boden. »Du kannst«, sagte er und fing
sie auf. Er griff ihre Hand und hielt sie eine Weile sehr fest.
    Sie mussten nun noch langsamer gehen, denn der Weg hatte
sich in Nichts aufgelöst. Vermutlich führte er zu einem Hochstand, den Heather
in der Dunkelheit nicht sehen konnte.
    »Bleib dicht hinter mir!«, raunte Moryn ihr zu. »Hier gibt
es viele Wurzeln«.
    Im Gebüsch neben ihr raschelte es plötzlich und etwas
Kleines flitzte über ihre Füße. Erschrocken krallte sie sich an seinen Arm.
    »Ist schon gut.« Er kicherte. »Das war nur eine Ratte.«
    »So groß wie eine Katze?«
    »Eine Bisamratte.«
    »Die können ganz schön zubeißen.«
    »Sie hatte Angst vor dir«, flüsterte Moryn.
    »Ich glaube, sie hatte mehr Angst vor dir. «
    Er lachte verhalten. »Das kann sein.«
    Endlich blitzte in der Ferne ein rotes Backsteinhaus
zwischen den Bäumen hervor. Zwei gelbe Laternen flackerten am Eingang. Ein Raum
im Obergeschoss war erleuchtet. Der Vorhang flatterte im Wind des geöffneten
Fensters. Dahinter tauchte ein Schatten auf. Der Größe und Gestalt nach war es vermutlich
Zalym.
    »Moryn, hat die Mühle von Tante Mona eigentlich was
abgekriegt?«, fragte Heather.
    »Nein. Die Mauern sind ziemlich dick und stabil.«
    Je näher Heather dem beleuchteten Gebäude kam, desto
langsamer wurden ihre Schritte, ganz unmerklich bremste sie ab.
    Moryn spürte offenbar ihr Zögern und blieb stehen.
    »Was ist?«
    »Es fühlt sich so unwirklich an«, wisperte sie. »Ich kann
gar nicht glauben, was ich hier tue.«
    Moryn hob die Hände, ließ sie wieder sinken, dann entschloss
er sich doch zu einer Reaktion und umfasste ihre Schultern. Er trat einen
Schritt vor und lehnte sachte seine Stirn gegen ihre.
    Er schwieg.
    Die Ruhe, die er ausstrahlte, gab ihr Sicherheit. Seine
Stirn fühlte sich kühl an, ihre eigene hingegen glühte.
    »Heather, das ist es auch … unwirklich«, murmelte er.
    Sie schluchzte leise und schlang ihre Arme um seinen Hals.
    Ohne dass sie hätte sagen können, wie es kam, standen sie
umschlungen in der Dunkelheit – Wange an Wange.
    »Moryn?« Zalyms Stimme drang leise an ihr Ohr. »Moryn, bist
du das?«
    Schritte näherten sich dem Waldstück, in dem sie standen.
    Moryn strich sanft mit dem Zeigefinger über ihren Hals, dann
löste er sich aus der Umarmung und drehte sich um.
    Heather wünschte Zalym ans andere Ende des Universums – gleichzeitig
fragte sie sich, was das hätte werden sollen.
    Verwirrt folgte sie den Jungs ins Haus.
    »Habt ihr Heather mitgebracht?«, fragte Mona aus der Küche.
    »Ja, sie ist bei mir«, sagte Moryn.
    »Das ist gut.« Sie klang erleichtert. »Ich bin froh, dass
euch nichts passiert ist und ihr zurück seid. Im Dunkeln sieht man nicht, wo
die Risse im Boden

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