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Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Titel: Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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sah ihr Dad sie an. »Was redest du da für einen
Blödsinn?«, rief er in erregtem Tonfall, der nichts Gutes ahnen ließ. »Hattest
du etwa wieder Kontakt mit deiner verrückten Mutter?«
    »Nein«, sagte sie und hob beschwichtigend die Hände. »Willst
du mir jetzt bitte zuhören? Die Beben heute waren erst der Anfang.«
    »Hör auf damit!«, brüllte ihr Vater. »Werde jetzt nicht auch
noch paranoid – wie Sylvana. Und wenn ich herausbekomme, dass mal wieder deine
Mutter dahinter steckt, dann, dann …«
    »Schon gut, Dad«, murmelte sie und drehte sich schnell weg. Sie
wollte nicht mit ihm streiten. Und vor allem wollte sie nicht, dass er sie
weiter anschrie oder womöglich noch einmal schlug, nur weil er wütend auf ihre
Mutter war. Sie verharrte einen Moment und wartete, ob noch irgendetwas von ihm
kam. Aber er lauschte bereits wieder dem Fernseher.
    »Es hat keinen Sinn«, murmelte sie und ging aus dem
Wohnsimmer. Sie horchte auf die Geräusche im Haus. Alles still. Die Brüder schliefen wohl schon. Selma erschien in der
Küchentür, sie knetete ein Handtuch in den Händen und machte ein nachdenkliches
Gesicht. Offenbar hatte sie den Streit gehört. Heather hastete wortlos an ihr
vorbei. Obwohl ihr danach war, mit den Füßen aufzustampfen, schlich sie leise in
ihr Zimmer, denn sie wollte die Brüder nicht wecken.
    Kaum hatte sie die Tür geschlossen und sich wütend aufs Bett
geworfen, klopfte es leise.
    Dad oder Selma?, ging es ihr durch den Kopf.
    »Ja?« Sie richtete sich wieder auf.
    Die Tür sprang auf und Selmas Kopf erschien im Spalt. Die
Stiefmutter war ihr offenbar auf dem Fuße gefolgt.
    »Dein Vater macht sich nur Sorgen. Nimm ihm das nicht übel«,
begann Selma das Gespräch und trat ein.
    »Ist schon gut«, sagte Heather müde. Sie wollte jetzt nicht
auch noch mit Selma diskutieren. Ihr war mittlerweile klargeworden, dass es
nichts brachte. »Schläft Tinchen schon?«, fragte sie, um vom Streit mit Dad
abzulenken.
    »Ja.«
    »Ich geh noch mal zu ihr und gebe ihr einen Gutenachtkuss.
Sag Papa bitte, dass ich ihn trotzdem lieb habe!«
    »Mach ich«, flüsterte Selma und nahm sie in den Arm.
    »Gute Nacht! Ma.«
    »Schlaf gut! Liebes.«
    Heather folgte Selma in den Flur und ging ein letztes Mal in
Tinchens Zimmer. Die Kleine schlief mit einem entspannten Engelsgesicht.
    »Träum schön!«, flüsterte Heather und gab ihr einen Kuss auf
die Wange. Sie blieb eine Weile im dunklen Zimmer stehen und beobachtete das
ruhige Atmen ihrer Schwester.
    Auch für dich muss ich
es tun und gehen, dachte sie. Ich
muss meinen Freunden im Kampf gegen die Erdbebenkatastrophe beistehen.
    Zurück im Zimmer schrieb sie einen Abschiedsbrief:
    Dad, Ma,
    bitte verzeiht mir.
Ich komme wieder, sobald ich erledigt habe, was ich tun muss. Sucht mich bitte
nicht. Ihr werdet mich nicht finden. Ihr müsst euch keine Sorgen machen. Dad,
ich wünschte, ich hätte unrecht. Leider werden die Erdbeben schlimmer. Sagt
Tinchen, Linus und Niklas, dass ich bald zurückkomme. Ich habe euch alle lieb.
    Eure Heather

 
    Sie nahm die CD von Zalym, das Vokabelbuch von Moryn,
steckte ein paar Fotos in ihr Tagebuch und stopfte alles in eine Leinentasche.
Dann zog sie sich eine Jacke über und rückte den Riemen der Tasche schräg über
die Schulter. Sie sah sich ein letztes Mal im Zimmer um. Alles war aufgeräumt,
nichts lag mehr herum. Sie hatte alles Wichtige eingepackt. Mehr würde sie
nicht brauchen.
    Am Fenster klopfte es leise. Sie ging hin und öffnete. Moryn
war am Holzgestänge der Weintrauben hochgeklettert. Er setzte sich aufs
Fensterbrett.
    »Wir gehen heute noch«, flüsterte er.
    »Ich weiß«, wisperte Heather zurück. Sie hatte es längst
geahnt. Auf Zehenspitzen schlich sie zur Zimmertür und schloss lautlos ab.
    »Ich bin soweit.«
    »Dann komm!«
    Sie blickte am Fensterbrett hinunter und hielt kurz den Atem
an. »Ich hasse klettern!«
    Moryn hob eine Augenbraue. »Du musst nur bis zum
Mauervorsprung. Dann fang ich dich auf.«
    Leise und geschmeidig wie eine Katze nahm er den Weg nach
unten. Heather riss sich an einem vorstehenden Nagel am Rankengerüst die Hose
auf. Leise fluchend sprang sie.
    Moryn fing sie sicher auf und hielt sie fest. Sie klammerte
sich zitternd an ihn – er drückte sie ganz fest an sich. Das war gut so, denn
sonst hätte sie schreien müssen. Sie grub ihr Gesicht gegen seine Schulter und
weinte lautlos. Er streichelte ihr übers Haar.
    »Ich hab meinem Dad nicht mal auf Wiedersehen

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