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Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Titel: Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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sind.«
    Moryn betrat die Küche und half Kartoffeln und Möhren in
einen Rucksack zu stopfen.
    Heather blieb im Türrahmen stehen. Sie war so unendlich traurig,
dass sie sich kaum rühren konnte. Tessya erschien im Flur, stellte sich neben
sie und nahm sie wortlos in den Arm.
    »Wir werden lange fort sein«, sagte Tante Mona und räumte weitere
Lebensmittel aus dem Kühlschrank. »Wir müssen alles mitnehmen, sonst flitzen
hier schon bald die Ratten durchs Haus – so dicht am Wald.« Sie redete mit so
viel Unbekümmertheit in der Stimme, als ginge es in den Urlaub.
    Schließlich richtete sie sich auf und sah sich im Raum um. »Moryn,
mach bitte oben die Fenster zu! Zalym, du drehst das Wasser ab!«

 
***

 
    Als Mona die Haustür öffnete, standen Tinka und Karl auf
der Außentreppe. Tinka hatte sich in eine viel zu große Strickjacke gewickelt
und hielt die Arme eng verknotet am Körper. Sie sah verweint aus. Die schwarze
Tusche war ihr über die Wangen gelaufen.
    »Was ist mit euch passiert?«, fragte Tessya, die als erste
ihre Sprache wiedergefunden hatte.
    »Unser Haus hat einen tiefen Riss«, sagte Karl. »Tinka traut
sich da nicht mehr rein. Sie hat Angst.«
    »Kann ich gut verstehen«, pflichtete Mona den beiden bei.
»Kommt doch rein und trinkt eine Tasse Tee. Auf dem Küchentisch steht noch
welcher.«
    »Können wir für eine Weile bei euch bleiben?«, fragte Tinka
und starrte die Elben mit großen Augen an.
    Für einen Moment herrschte betretenes Schweigen.
    »Wir sind gerade auf dem Sprung«, sagte Moryn und zeigte
Richtung Wald. »Nach Hause. Aber ihr könnt gerne in unserem Haus bleiben.«
    Karl und Tinka starrten von einem zum anderen. Karl fasste
es als erster in Worte.
    »Heute Nacht? Jetzt wollt ihr los?«
    Moryn nickte.
    »Wohin?«, fragte er und runzelte die Stirn. Man sah ihm an,
dass er nachdachte.
    »Karl, es ist besser, wenn du es nicht weißt. Es würde dir
sowieso niemand glauben«, antwortete Moryn entwaffnend ehrlich.
    »Können wir nicht mit?«, flehte Tinka und schluchzte im
nächsten Moment leise auf.
    »Das geht nicht«, sagte Mona und drückte die Haustür weit
auf. »Da, wo wir hingehen, ist es nicht sicherer. Aber das Haus hält was aus.
Ihr seid herzlich eingeladen. Und wenn ihr schon mal da seid … hier ist der
Haustürschlüssel, und …« sie ließ den Rucksack mit den Lebensmitteln auf den
Boden im Flur sinken, »hier ist jede Menge Proviant. Im Keller befindet sich
der Haupthahn fürs Wasser.« Mona winkte Tinka und Karl zu sich heran und schob
sie zur Tür rein.
    »Tut mir leid, Kinder, mehr kann ich im Moment nicht für
euch tun.«
    »Ist es wegen eurer Sippe?«, fragte Tinka.
    »Welche Sippe?« Mona rieb sich die Stirn.
    »Ihr seid doch Schausteller. Müsst ihr erst fragen, ob ihr
neue Leute bei euch aufnehmen dürft?«
    Zalym drehte sich weg. Heather wusste auch so, dass er nicht
hätte lügen können.
    »Nein«, sagte Moryn gedehnt.
    »Doch«, widersprach Mona. »Wir müssen erst fragen.«
    »Werdet ihr das tun?«, fragte Tinka hastig und sah Moryn erwartungsvoll
an.
    »Ja«, sagte er mit fester Stimme, »das werden wir tun.«
    »Nun kommt!« Mona ging mit den Geschwistern durchs Haus und
zeigte ihnen die wichtigsten Räume. Die Elben warteten schweigend auf dem Hof.
    »Können wir sie wirklich nicht mitnehmen?«, fragte Heather
leise.
    »Nein«, sagte Zalym. »Es wäre … für immer.«
    »Aber vielleicht wollen sie das. Sie haben doch niemanden
hier in dieser kalten Welt, der sich um sie kümmert. Vielleicht wären sie
unendlich glücklich darüber, hier zu verschwinden.«
    »Heather, wo wir hingehen … wird es vielleicht bald schon
viel gefährlicher«, sagte Moryn leise.
    Heather beschlich mal wieder das Gefühl, dass er mehr
wusste, als er erzählt hatte.
    Mona kam zurück und zog endgültig die Tür hinter sich zu.
»Mir ist es ganz lieb, wenn sich jemand ums Haus kümmert. Ich habe ihnen eine
Vollmacht geschrieben, damit niemand sagen kann, sie seien Einbrecher.«
    Dann liefen die Elben los, ohne sich noch einmal umzusehen.
    Schweigend und geräuschlos huschten sie durch den
nachtschwarzen Wald. Beinahe wie Gespenster. Lähmende Leere machte sich in
Heather breit. Würde sie jemals zurückkommen? Sahen so Abschiede aus, die für
immer und ewig galten? Hatte sie sich wirklich richtig entschieden?
    Sie dachte an ihren Vater, von dem sie sich nicht richtig
verabschiedet hatte, ihre Geschwister, Selma …
    Es gab kein Zurück mehr. Für sie nicht.
    Moryn war

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