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Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Titel: Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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gleichmäßigen Rhythmus. Kurz darauf vereiste die
beschädigte Kaskade. Und das war nun wirklich ein ganz schlechtes Omen.
    Eilig gruben die Elben tiefe Löcher, legten Stämme von
umgestürzten Bäumen darüber und verschanzten sich darunter. Kurz darauf wütete
der Dämon durch den Elbenwald. Bäume fielen krachend um und die Erde knirschte
und knackte. Doch der Dämon hatte offensichtlich nicht genügend Kraft, um die
Siedlung niederzuwalzen. Endlich, als die Sonne untergegangen war, verschwand
er wieder.
    Der anwesende Steinpriester erklärte, dass der Erdbebendämon
momentan ziemlich geschwächt sei. Das könne man daran erkennen, dass er sich
nur noch auf das Gebiet um Frankenfyrt konzentriere. Für die Nacht seien sie
sicher und könnten in ihre Hausbäume zurückkehren.
    Karyll van Ozyen kletterte zuerst an die Oberfläche und
lauschte. Lynn folgte ihm. Die beiden verschwanden in der Dunkelheit des
Waldes. Nach einer Weile kehrten sie zurück. Lynn blickte nach unten. »Es hat
vor allem die Flachwurzler erwischt«, erklärte sie. »Sämtliche Fichten,
Silberweiden und Haselbäume sind herausgerissen. Ein paar Tiefwurzler sind auch
betroffen – einige der alten Eichenbäume sind umgefallen. Aber alle Hausbäume
stehen noch.«
    »Im Dunkeln können wir nichts für die Bäume tun«, sagte
Karyll van Ozyen. »Wir beginnen bei Sonnenaufgang mit den Aufräumarbeiten.« Er
reichte seine Hand nach unten, um den Elben aus dem Loch im Boden
herauszuhelfen. »Freunde, geht zurück in eure Hausbäume! Aber seid vorsichtig,
wenn ihr durch den Wald geht. Bleibt in Gruppen zusammen!«

 
***

 
    Am nächsten Morgen trat Heather vor den Torbaum und sah
sich erschrocken um. Die Elbenwelt hatte sich verändert. Über Nacht war der
Winter eingebrochen. So weit das Auge blicken konnte, lag Schnee – aber nicht
sanft und still, sondern rau und kalt. Der weiße Tod wachte über dem Wald, er
hatte die Bäume und den Boden unter sich begraben und alles Leben verdrängt.
Nirgends war ein Vogel zu sehen. Alles Getier hatte sich verkrochen.
    Die Siedlung hatte sich gelichtet. Nicht weil Blätter
gefallen waren, sondern weil Jahrtausende alte Bäume umgestürzt waren. Einfach
umgeknickt wie Grashalme unter den Füßen eines Dinosauriers.
    Heather ging zurück in den Hausbaum. Sie legte das Amulett
um und steckte das Vokabelbuch in die Hosentasche. Dann zog sie eine dicke
Jacke über und machte sich auf den Weg zu Karyll van Ozyens Hausbaum auf der
gegenüberliegenden Seite der Siedlung. Den Weg kannte sie. Seit ein paar Tagen
besuchte sie ihn jeden Morgen. Sein Glaube daran, dass Moryn noch lebte, schien
unerschütterlich. Das half ihr, nicht zu verzweifeln. Aber heute wäre etwas
anders. Heute würde sie ihn fragen, was zu tun sei. Was hatte sie noch zu
verlieren?
    Der Schnee knirschte unter ihren Füßen. Heather zog die
Jacke enger und schob das Kinn unter den hochgezogenen Kragen. Der Wind pustete
eisigen Schnee, fein wie Puder, in ihr Gesicht.
    Elben liefen durch den Ort und betrachteten die Schäden.
Zwischen einer Baumgruppe sah sie Lynn. Sie legte die Hände gegen einen dicken
Stamm und blickte zur verschneiten Krone hoch.
    »Zieht!«, rief jemand.
    Und da erkannte Heather, was die Elben machten. Sie hatten
Seile gespannt und an die unversehrten Bäume Seilwinden angebracht, und nun
richteten sie die alten Eichen wieder auf. Sie versuchten, so viele Bäume wie
möglich zu retten.
    An der Nordseite angelangt bog Heather nach rechts ab.
Zwischen den verschneiten Rieseneichen erspähte sie recht bald den Hausbaum, zu
dem sie wollte. Eine imposante Rotbuche, die hartnäckig ihre blutroten Blätter
festhielt und dem Schnee trotzte. Er schmolz und rauschte in dicken Schichten
vom Baum herab.
    Heathers Herz schlug schneller. Moryns Vater war ihr ganzer
Halt. In seiner Gegenwart musste sie nichts erklären und nicht gegen die Stille
anreden. Sie konnte weinen oder nur still dasitzen, alles nahm er gleichmütig
hin. Bei Sylvana war es anders, immer wollte sie trösten, reden oder ablenken …
    Karyll van Ozyen wartete bereits am Eingang.
    »Hellsta«, grüßte er.
    »Alve Hellsta«, antwortete sie.
    »Du bist ja ganz durchgefroren.« Er schob sie zum Eingang
herein. Mit ernster Miene blickte er zum eisblauen Himmel. »Hoffentlich ist die
Kaskade bald wieder funktionsfähig, damit Maya Einfluss auf das Wetter nehmen
kann. Dann steigen auch die Temperaturen wieder.«
    Van Ozyen nahm ihr die Winterjacke ab.
    »Danke«, sagte sie

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