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Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Titel: Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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gesehen, da sie nicht mehr in der Gemeinschaft der Elben aß. Wenn
sie überhaupt einen Bissen herunterbekam, dann in Karylls Gesellschaft.
    Zum Schutz gegen die Kälte legte Zalym ihr eine Decke um.
Vorsichtig zog er ihren Arm über seine Schulter, um sie zu stützen. »Geht es
so? Kannst du gehen?«
    Sie nickte und war froh, dass er sie davon abhielt, weiter
mit ihrer Mutter zu streiten, ob sie nun in den Süden gehen sollten. Er war schmaler
im Gesicht geworden, irgendwie kantiger, und er blickte ernst. Alles Unbeschwerte
darin war verschwunden. Nur seine türkisgrünen Augen leuchteten unverändert
freundlich.
    Da die Krankenstation beschädigt war, führte er Heather zu
Lynns Schule. Auf dem Weg kamen sie an der Linde vorbei, in der sich die
medizinische Station des Ortes befunden hatte. Der Baum war in der Mitte
durchgebrochen. Von der Wurzel bis oben zur Krone war er gespalten und zeigte
nun sein Innerstes. Glattpolierte Wände waren an manchen Stellen faserig
aufgerissen. Nichts deutete mehr darauf hin, dass sich darin ganze Räume
befunden hatten.
    »Wo ist das alles hin?«, fragte Heather.
    »Verschwunden in einer anderen Dimension aus Raum und Zeit.
Die meisten Sachen werden in den nächsten Tagen hier in der Nähe des Baumes wie
aus dem Nichts wieder auftauchen.«
    Sie erreichten die Schule. Am Eingang des Hausbaumes
leuchteten wie immer die Lebenssteine, die Lynn verwahrte. Heather grüßte die
Steine, wie es Tradition war. Erleichtert stellte sie fest, dass keiner
erloschen war. Aber zwei Steine flackerten. Das bedeutete, dass zwei Elben
schwer verletzt waren.
    Lyanna, eine junge Assistentin der Heilkunde, führte Heather
in eine Ecke mit einer Bank. Sie tastete ihre Schultern ab und drehte ihren Kopf
in alle Richtungen. »Ich gebe dir Heilsalbe. Ich fürchte allerdings, dass sie
bei diesen vielen Prellungen nur begrenzt wirkt. Wundere dich nicht, wenn du morgen
an vielen Stellen grün und blau bist. Ansonsten geht es dir gut. Du hast Glück
gehabt.«
    Lynn kam zu ihnen. Sie war blass und hatte Schatten unter
den Augen. Ihre flammendroten Haare waren stumpf vom Staub, der Blick müde und zugleich
verzweifelt.
    »Wie geht es meiner Mutter?«, fragte Heather.
    »Sie muss ein paar Tage hierbleiben. Der Bruch ist
kompliziert. Heather, wir müssen zusammenrücken. Weißt du schon, wo du wohnen
wirst?«
    Bevor sie sagen konnte, dass sie am liebsten bei Moryns
Vater wohnen wollte, bot Zalym seine Unterkunft an. »Bei uns im Hausbaum.«
    Sie schwieg.
    »Bist du noch wütend?«, fragte er.
    »Weshalb?«
    »Die Ohrfeige.« Er senkte den Blick. »Es tut mir leid.«
    »Schon gut«, sagte sie. »Du konntest nicht anders.«
    »Bist du etwa verärgert, weil ich mich nicht bei dir
gemeldet habe?«
    Sie schüttelte den Kopf, obwohl sie sich bereits gewundert
hatte.
    »Deine Mutter meinte, es sei besser, dich eine Weile allein
und zur Ruhe kommen zu lassen. Moryns Vater würde sich gut um dich kümmern.«
    »Meine Mutter hat das entschieden? Wieso weiß sie, was gut
für mich ist? Sie kennt mich doch kaum.«
    »Er ist ein Ehrwürdiger
Großmeister und unser wichtigster Anführer.« Zalym blickte zerknirscht. »Es
ist eine Ehre …«
    »Das ist es wirklich«, sagte sie schnell. »Es ist nur … ach,
es ist schön zu wissen, dass du nach mir schauen wolltest.«
    Er nickte. »Tessya hat dich auch vermisst.«

 
***

 
    Zalym entrollte einen Futon auf dem Boden. Er bestand
darauf, dass Heather sein Bett nehmen sollte. Sie lehnte ab. Doch er schüttelte
den Kopf und zeigte auf ihre Prellungen. Die waren nun wirklich ein überzeugendes
Argument. Kaum hatte sie sich in seinem Bett verkrochen, klopfte jemand gegen
die Tür.
    »Wer da?«, fragte Zalym.
    »Tessya hier. Kann ich bei euch bleiben?«, flüsterte sie.
    »Selbstverständlich«, antwortete Zalym und öffnete. »Ich
dachte, dein Baum hat nichts abgekriegt?«
    »Hat er auch nicht, aber ich habe Angst.« Tessya rollte
ihren Futon auseinander und legte sich mit einem Schlafsack neben Zalym.
    »Nachtlicht, bitte!«, befahl er dem Baum.
    Es wurde dunkler im Raum und Heather schloss die Augen. Sie
hörte Stoff rascheln. Wahrscheinlich nahm Zalym die Elbin in den Arm und
tröstete sie. Heather meinte, sie leise schluchzen zu hören.
    »Heather schläfst du schon?«, flüsterte Zalym.
    »Nein! Ich schlafe nicht«, antwortete sie und rollte sich
vorsichtig auf die Seite. Sie stöhnte vor Schmerz und verzog das Gesicht. Es
gab keine Stelle an ihrem Körper, die nicht weh

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