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Welt im Fels

Welt im Fels

Titel: Welt im Fels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
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Lasergewehr auf und trat auf den Gang. Er lief so schnell, wie das Ektoskelett es erlaubte.
    An der ersten Ecke verließ er den Lazarettkorridor und wandte sich den äußeren Gängen zu, die sicher um diese Zeit leer waren. Es war noch eine Stunde bis zur Dämmerung. Die Beobachter hielten sich natürlich an die gleichen Zeiten wie die Leute im Tal. Er würde jede Minute dieser Stunde brauchen; die Route, die er sich zurechtgelegt hatte, bedeutete einen Umweg.
    Niemand wußte, was er plante, und das würde ihm sicher helfen. Nur der Chefobservator konnte Entscheidungen treffen, und er machte sie sich nicht leicht. Als erstes würde ihm vielleicht einfallen, daß Chimal zurückkehren könnte, um sein Sabotagewerk zu vollenden. Er würde Waffen holen lassen und Observatoren zu der Luftanlage schicken. Dann vielleicht weitere Überlegungen. Ein begrenzte Suche zunächst und schließlich die Alarmierung aller Wächter. Wie lange würde das dauern? Hoffentlich länger als eine Stunde. Wenn die Zeit nicht reichte, würde Chimal kämpfen müssen. Vielleicht mußte er einige von ihnen töten, damit zukünftige Generationen leben konnten.
    Der Chefobservator handelte noch langsamer, als Chimal gedacht hatte. Fast die ganze Stunde war verstrichen, bevor Chimal einen anderen Mann traf, und der war offensichtlich mit einer Routineaufgabe beschäftigt. Als er herankam und Chimal erkannte, war er zu erschrocken, um etwas unternehmen zu können. Chimal packte ihn, legte die motorgetriebenen Hände des Ektoskeletts um den Hals des Mannes und drückte zu, bis dieser bewußtlos war. Nun – Dämmerung, und der letzte Korridor.
    Sein Leben lief rückwärts ab. Diesen Weg war er vor unendlich langer Zeit hereingekommen und voller Angst in die andere Richtung gegangen. Wie er sich seit jenem Tag verändert, wieviel er gelernt hatte! Er kam gerade den Felstunnel herunter, als am hinteren Ende die Tür nach draußen hochklappte. Gegen den blauen Morgenhimmel sah er die monströse Silhouette von Coatlicue mit ihren Schlangenköpfen und Scherenarmen. Sie kam auf ihn zu. Die Angst vor ihr saß tief, aber er nahm sich zusammen und ging weiter, direkt auf sie zu.
    Der große Stein schwenkte geräuschlos wieder zurück, und die Göttin kam näher, mit starrem Blick und blind. Sie ging an ihm vorbei – dann schwenkte sie nach rechts und ging in ihre Nische, drehte sich um und blieb unbeweglich stehen. Sie ruhte sich aus, bevor sie wieder zu ihren nächtlichen Streifzügen aufbrach.
    »Du bist eine Maschine«, sagte Chimal laut. »Sonst nichts. Und dort hinter dir sind Werkzeug- und Ersatzteilschränke und das Bedienungshandbuch.« Er ging an ihr vorbei, nahm es in die Hand und las die Aufschrift. »Und du heißt nicht einmal Coatlicue, sondern WACHROBOT MIT INFRAROT-DETEKTOREN. Jetzt wird mir klar, warum du mich nicht entdecken konntest. Sobald ich ins Wasser tauchte, war ich für deine Detektoren unsichtbar.« Er schlug das Buch auf.
    Der Coatlicue-Roboter war zweifellos kompliziert, aber die Reparaturen und die Bedienung waren einfach, wie bei allen anderen Geräten. Chimal hatte ursprünglich gedacht, es würde genügen, das Tor zu öffnen und sie bei Tageslicht hinauszuschicken. Aber er konnte viel mehr mit ihr anfangen. Anhand der Bedienungsanleitung klappte er auf der Rückseite der Maschine einen Deckel hoch und legte das Steuersystem frei. Im Innern befand sich ein Steuerkasten mit einem Kabelende und einem passenden Vielfachstecker. Damit konnten die automatischen Schaltungen überbrückt, und die Maschine konnte geprüft und auf Kommando des Bedienungsmanns hin und her bewegt werden. Chimal steckte ihn ein.
    »Geh!« befahl er, und die Göttin setzte sich in Bewegung.
    »Im Kreis«, sagte er und bediente die Schalter. Coatlicue torkelte gehorsam im Kreis um ihn herum, streifte an den Wänden der Höhle, ihre schaukelnden Köpfe dicht unter der hohen Decke.
    Er konnte sie hinausführen und sie herumkommandieren, wie es ihm gefiel. Nein – nicht führen! Er konnte etwas noch viel Besseres tun.
    »Hinknien!« befahl er, und sie gehorchte. Lachend stellte er einen Fuß auf ihre Scheren und kletterte auf ihre Schultern. Er setzte sich in ihren Nacken und ließ seine Füße zwischen den mumifizierten Menschenhänden baumeln, die sie an der Brust hängen hatte. Mit einer Hand hielt er sich an einem der harten, metallenen Schuppenhälse fest.
    »Jetzt vorwärts! Komm! Ich bin Chimal«, rief er. »Der Mann, der wegging und zurückkommt – auf

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