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Welt im Fels

Welt im Fels

Titel: Welt im Fels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
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einer Göttin reitend!«
    Als sie sich dem Ausgang näherten, öffnete sich dieser auf irgendein automatisches Signal. Er hielt die Maschine unter dem Tor an und untersuchte den Mechanismus. Schwere Kolben schoben es auf und hielten es in dieser Lage fest. Wenn er die Stangen schmelzen und verbiegen könnte, ohne sie ganz zu zerstören, würde das Tor offen stehen bleiben und sich nicht so schnell wieder reparieren lassen. Und was er tun mußte, würde nicht allzu lange dauern. Der Laserstrahl spielte über die glatte Kolbenstange, bis sie zu glühen begann und plötzlich unter dem Gewicht des Steins nachgab. Er schwenkte den Strahl schnell zur Seite, und das Tor senkte sich ein Stück. Aber nicht weit, denn es wurde noch von dem Kolben auf der anderen Seite gehalten. Die erste Stange war verbogen. Das Metall kühlte sich ab und wurde wieder hart und konnte sich in diesem Zustand nicht wieder in den Zylinder zurückziehen. Das Tor würde offen bleiben.
    Chimal ließ sein merkwürdiges Reittier ins Tal hinaustraben.
     
    Wo der Pfad aus der Schlucht heraustrat, hielt Chimal an und sah mit gemischten Gefühlen über das Tal hinweg. Er hatte bis zu diesem Augenblick nicht daran gedacht, daß es ihn freuen könnte, wieder zurückzukommen. Nach Hause! Über den Feldern am Fluß hing noch morgendlicher Nebel. Der würde sich auflösen, sobald die Sonne über die Berge kam. Er zog die frische kühle Luft tief in die Lungen. Es war angenehm, wieder draußen zu sein, nach dem Mief in den Tunnels. Doch als er daran dachte, fiel ihm ein, daß sein Tal auch nichts anderes war als eine große, aus massivem Felsen herausgehauene Höhle, und während er sich umsah, mußte er an die zahllosen Tunnel denken, die das Tal umgaben, und an den leeren Raum und die Sterne draußen. Dieser Gedanke war beunruhigend, und er fröstelte. Er ließ die Göttin weitertraben, hinunter zum Flußufer und durch das seichte Wasser hinüber auf die andere Seite.
    In den Dörfern wuschen sich die Leute gerade und bereiteten das Frühstück. Bald würde sie auf die Felder hinausgehen. Wenn er sich beeilte, konnte er um diese Zeit in der Nähe des Dorfes sein. Eine Drehung an einem Schalter ließ Coatlicue etwas rascher ausgreifen, wobei jeder Schritt seinen Körper zusammenstauchte. Er biß die Zähne aufeinander und kümmerte sich nicht um die Schmerzen. Bei der höheren Geschwindigkeit schwangen die Köpfe der Göttin in beängstigenden Schlenkerbewegungen vor und zurück, und das Zischen war ohrenbetäubend.
    Er ritt geradeaus zur Felswand und dann nach Süden zum Tempel. Die Priester würden gleich ihre Morgenandacht beendet haben, das war der beste Zeitpunkt, sie alle beisammen zu finden. Er ließ Coatlicue langsamer gehen, als die Pyramide in Sicht kam, und das Zischen wurde leiser. Dann brachte er sie im ruhigen Schrittempo um die Treppe herum und hielt sie mitten unter den Priestern an.
    Es war ein erschütternder Anblick. Man hörte nur ein scharfes Klirren, als Itzcoatl das Opfermesser aus der Hand fiel. Der Oberpriester taumelte vor Schreck ein paar Schritte zurück. Die anderen standen starr vor Schreck, und die einzige Bewegung war das unaufhörliche Pendeln der Schlangenköpfe. Die Priester sahen die Göttin und den Reiter auf ihren Schultern an, als sähen sie ein Gespenst.
    »Ihr habt gesündigt!« brüllte sie Chimal mit Donnerstimme an und schwenkte das Lasergewehr. Es war zweifelhaft, ob sie ihn überhaupt erkannten in seinem blutroten Gewand. »Coatlicue verlangt Rache. Zum Dorf Quilapa jetzt – los! Lauft!«
    Die Göttin machte einen Schritt auf sie zu und zischte fürchterlich. Das genügte. Sie rannten davon, und das schlangenköpfige Monstrum blieb ihnen auf den Fersen. Als sie im Dorf ankamen, tauchten die ersten Leute auf. Die schreckliche Erscheinung und die unglaubliche Szene verschlugen ihnen den Atem. Chimal gab ihnen keine Zeit, sich zu fassen, sondern befahl ihnen, nach Zaachila zu gehen.
    Chimal stellte die Göttin langsamer, als sie zwischen die Häuser kamen und die Priester sich unter das Volk mischten, das sich wie eine verängstigte Herde zusammendrängte. Er ließ sie nicht zur Ruhe kommen, sondern hetzte sie geschickt wie ein teuflischer Hirtenhund. Männer, Weiber, Kinder, alle flohen vor ihm zum Fluß und auf die andere Seite. Die ersten kamen lang vor ihm in Zaachila an und warnten die Leute. Bevor er selbst dort eintraf, war das ganze Dorf schon auf der Flucht vor ihm.
    »Zum Sumpf!« brüllte er, als sie über

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