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Welt im Fels

Welt im Fels

Titel: Welt im Fels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
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ausüben. Die Bevölkerungszahl wird durch Giftschlangen und Skorpione reduziert. Und dein eigenes morbides Volk, diese armen Frauen wie Wachmann Steel, alle natürlichen Eigenschaften und Empfindungen ihres Geschlechts sind unterdrückt. Du könntest die Knechtschaft aller beenden, wenn du nur wolltest!«
    »Hör auf!« befahl der Chefobservator mit erhobener Hand. »Ich will solche lästerlichen Reden nicht mehr hören. Diese Welt ist eine perfekte Welt, wie der Große Planer sie geschaffen hat, und auch nur über die Möglichkeit von Veränderungen zu sprechen ist ein unvorstellbares Verbrechen. Ich habe viele Stunden lang darüber nachgedacht, was wir mit dir machen sollen, und ich habe mich mit den anderen Observatoren beraten, und wir sind zu einem Entschluß gekommen.«
    »Mich zu töten oder mich für immer einzusperren?«
    »Nein, das können wir nicht tun. Du bist der Erste Ankömmling. Deshalb sollst du auch ankommen, das ist unser Entschluß.«
    »Wie soll ich das verstehen?« Chimal war zu müde, um sich noch weiter zu streiten. Er schob die halbleere Schüssel weg und schloß die Augen.
    »Die Pläne zeigen, daß es in den Höhlen an der Außenseite dieser Welt fünf Objekte gibt, die Raumschiffe genannt werden. Sie sind dafür bestimmt, zu dem Planeten zu reisen, der für die Besiedlung ausgesucht wird. Du wirst dich in eins von ihnen begeben und uns mit ihm verlassen. Du wirst zu den Planeten reisen, wie du es dir wünschst. Du wirst der Erste Ankömmling sein.«
    »Geh hinaus!« sagte Chimal müde. »Nein, ihr werdet mich nicht töten, mich allein auf eine fünfzigjährige Reise schicken, ins Exil, allein für den Rest meines Lebens. In einem Schiff, in dem es vielleicht nicht einmal Nahrung und Luft für eine so lange Reise gibt. Laß mich allein, du widerlicher alter Heuchler!«
    »Die Maschinen informieren mich, daß du in zehn Tagen soweit wieder herstellt sein wirst, daß du dieses Bett verlassen kannst. Ein Ektoskelett wird für dich ausgesucht. Wenn es soweit ist, werden Observatoren kommen und dafür sorgen, daß du dich in dieses Schiff begibst. Ich werde nicht dabei sein, denn ich will dich nicht mehr sehen. Ich werde dir nicht einmal Lebewohl sagen, weil du mir viel Schmerzen bereitet und blasphemische Reden geführt hast. Du bist unerträglich schlecht.« Der Chefobservator drehte sich um und ging hinaus.
    Zehn Tage, dachte Chimal im Halbschlaf. Zehn Tage. Was kann ich in der Zeit tun? Was kann ich überhaupt tun? Um diese Tragödie zu einem Ende zu bringen. Wie gern möchte ich die Widerlichkeit und Verdorbenheit des Lebens bloßstellen, das diese Menschen hier führen.
    Er öffnete seine Augen und setzte sich im Bett aufrecht. Er hatte die Lösung gefunden. »Natürlich«, murmelte er. »Ich muß mein Volk in diese Höhlengänge hereinlassen. Dann gäbe es keine andere Wahl mehr – sie müßten die Bahn ändern und ins System Proxima Centauri fliegen.«
    Er fiel zurück in die Kissen. Er hatte zehn Tage Zeit zu planen und sich zu überlegen, wie er es tun konnte.
     
    Vier Tage später wurde das Ektoskelett hereingebracht und in eine Ecke gestellt. Während der nächsten Schlafperiode schleppte er sich aus dem Bett, legte es an und übte damit. Danach war er jede Nacht aus dem Bett, torkelte zuerst, ging dann aber verbissen umher, trotz der Schmerzen. Sein Appetit wurde besser. Zehn Tage waren viel mehr, als er brauchte. Er kam viel schneller zu Kräften.
    Vor seiner Tür stand Tag und Nacht ein Observator auf Wache. Er hörte sie sprechen, wenn sie sich ablösten, aber sie kamen nie herein. Sie wollten nichts mit ihm zu tun haben. Während der Schlafperiode des neunten Tages stand Chimal leise auf und zog sich an. Er war zwar immer noch schwach, aber das Ektoskelett half ihm. Ein leichter Stuhl war die einzige Waffe, die im Raum vorhanden war. Er hielt ihn in beiden Händen und stellte sich hinter die Tür – dann schrie er.
    »Hilfe! Ich verblute … ich sterbe … Hilfe!«
    Er mußte laut schreien, um die Stimme der mechanischen Krankenschwester zu übertönen, die immerzu befahl, er solle ins Bett zurückkehren und sich untersuchen lassen. Sicher wurde irgendwo Alarm gegeben. Wo blieb dieser Trottel von Observator? Wie lange brauchte er, bis er schaltete? Wenn er nicht bald hereinkam, würde Chimal hinausgehen müssen, und wenn der Mann bewaffnet wäre, könnte das gefährlich werden.
    Die Tür ging auf, und Chimal schlug den Eintretenden mit dem Stuhl nieder. Chimal hob das

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