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Welt mit kleinen Fehlern guenstig abzugeben: Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder bereits explodierten Welten ist rein zufaellig

Welt mit kleinen Fehlern guenstig abzugeben: Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder bereits explodierten Welten ist rein zufaellig

Titel: Welt mit kleinen Fehlern guenstig abzugeben: Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder bereits explodierten Welten ist rein zufaellig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Kuegler
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entgegen.
    „Ach, du denkst, du hättest einen Scheißtag gehabt?!? Ich will dir mal erzählen, was ein Scheißtag ist! Ich wache heute in einem wildfremden Bett in einer wildfremden Wohnung mit einem Schädel in der Größe eines Fußballstadions und dem Brummen von 10 Transformatoren auf; hatte anscheinend Sex mit einer wildfremden Frau, an den mir jegliche Erinnerung fehlt; werde im Gegenzug dafür aber wohl von ihrem tollwütigen Ehemann erschlagen; bin von einem hysterischen Kühlschrank wegen meines angeblichen Übergewichtes fertig gemacht worden – von einem Kühlschrank! - und  wurde von einem psychopatischen Navigationsgerät nach Strich und Faden verarscht! Von einem Na-vi-ga-tions-ge-rät! Und hier macht mich dann noch ein dahergelaufener Sellerie dumm an! Halleluja! Dabei hat der Tag erst angefangen! Bin mal gespannt, was noch so kommt! Vielleicht bringt mich ja noch eine Riesenzwiebel zum Weinen! Oder ich stolpere über eine Mutantenkarotte und breche mir das Genick! Vielleicht werde ich draußen von einer Parkuhr tot gequatscht! Oder von einer Ampel angefallen! Und du denkst, du hättest einen schlechten Tag?!?“
    Der Lauch war still geworden. Sein Gesicht hatte wieder die vornehme Blässe von jemand angenommen, der zuviel Zeit des Tages vor dem Computer verbrachte. Bildschirmbräune nannte das sein Neffe immer. Er war verlegen und ihm fehlten die Worte, die dem Schicksal von Max angemessen gewesen wären.
    „Die Karotte hat heute ihren freien Tag“, warf der Lauch kleinlaut ein.
„Was?“
„Na, die Karotte hat heute ihren freien Tag. Über die kannst du nicht stolpern.“
„Na so ein Glück!“
„Im Übrigen bin ich eine Lauchstange.“
„Wie?“
„Ich bin eine Lauchstange. Kein Sellerie.“ Er blickte nach unten und zupfte an seiner Kleidung.
    „Entschuldige, ich wollte dich nicht herabsetzen. Die Hierarchie innerhalb der Gemüsekaste ist mir nicht so präsent.“
„Schon gut.“ Und nach einer Pause sagte er: „Du hattest ja wirklich einen Scheißtag.“
„Kann man wohl sagen.“
„…und du kannst dich wirklich nicht mehr erinnern?“
„Woran?“
„Na, an den Sex!“, entgegnete der Lauch.
„Nein. Kein bisschen.“
„Arme Sau…“
Max seufzte. „Ja, ich weiß…“
Beide durchlebten angesichts dieser Tragödie einen Moment des Schweigens, in dem jeder für sich versuchte, mental das ganze Ausmaß zu erfassen. Es war unmöglich. Sie blickten in Gedanken versunken in eine imaginäre Ferne. Der Lauch fand als erster seine Sprache wieder.
„Wenn ich irgendetwas für dich tun kann, Kumpel…“
    „Ein Tomatensaft wäre nicht schlecht.“ Max wusste nicht genau, warum er sich spontan dafür entschlossen hatte.
„Kommt sofort, Kumpel.“
Anscheinend hatte er hier in der Fremde einen Freund gefunden.
     
     Der Lauch verschwand hinter der Theke und eine Zwiebel gesellte sich zu ihm. Das Gemüse unterhielt sich angeregt, wobei sie immer wieder kurze heimliche Blicke zu Max warfen und der Lauch heftig mit den Armen gestikulierte. Der Zwiebelmann machte solch ein betroffenes Gesicht, wie es für eine Zwiebel überhaupt möglich war. Er rang mit den Tränen und warf ihm einen Blick zu, in dem alles Mitleid der Welt lag. Dann kam er an seinen Tisch. „Es tut mir ja so leid, Mann“, schluchzte er, „das mit deiner Amnesie und so. Oh Gott, wie traurig. Aber Kopf hoch, Kumpel! Das Leben geht weiter. Oh Gott! Oh Gottogott!“ Er stellte ihm sichtlich bewegt den bestellten Tomatensaft hin. „Hier Mann, ein Doppelter! Der geht auf´s Haus, arme Sau! Oh Gottogott!“ Dann schleppte er sich wieder zur Theke. Bestimmt würde sich die Zwiebel für den Rest des Tages frei nehmen, um diesen Schlag zu verkraften. Max nahm vorsichtig einen Schluck Gesundheit und wusste mit einem Mal wieder, warum er lieber ins ‚Burgerparadies’ gefahren wäre. Diese verdammte Karin! Wie konnte man nur so nachtragend sein? Als Kühlschrank!
     
    Das Quietschen der Eingangstür riss ihn aus seinen Gedanken. ‚Die sollte mal geölt werden. Selbstverständlich mit biologischem Salatöl. Kaltgepresst. 1. Wahl. Aus biologisch angebautem Türschmierölgetreide.’ Er wandte seinen Blick beiläufig zur Tür und erschrak. Dort war gerade der Kerl durch den Eingang gekommen und unschlüssig hinter der Eingangstür stehen geblieben, den Max als letzter auf dieser Welt kennen lernen wollte. Sein Blick wanderte suchend durch den Raum. Ein neutraler Beobachter der Szene hätte vermutet, dass er nach einem freien Platz

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