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Welt mit kleinen Fehlern guenstig abzugeben: Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder bereits explodierten Welten ist rein zufaellig

Welt mit kleinen Fehlern guenstig abzugeben: Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder bereits explodierten Welten ist rein zufaellig

Titel: Welt mit kleinen Fehlern guenstig abzugeben: Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder bereits explodierten Welten ist rein zufaellig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Kuegler
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Produkt zu verbessern. Man wolle die Sichtweise des Anwenders kennen lernen.“
    Hornbrille verdrehte bei den letzten Sätzen verächtlich die Augen und schüttelte den Kopf, um auszudrücken, wie sehr er doch hinter dieser Philosophie stand. „So ein Schwachsinn! Das war bestimmt die Idee von so einem Neuling. Frisch von der Universität gleich rauf auf den Managerstuhl und über Sachen entscheiden, die man nicht einmal selbst erlebt hat sondern nur aus dem höchst theoretischen  Geschwafel eines Professors kennt und das mit der Realität soviel zu tun hat wie die Fortpflanzung mit dem – wie nennt ihr den noch mal? Ach ja – Papst. Man muss ausgetretene Pfade verlassen, sagt er. Man muss umdenken, sagt er. Sich weiterentwickeln. Neue Konzepte wagen. Stagnation bedeute den Untergang, sagt er. Eingefahrene Strukturen machen betriebsblind, sagt er. Deshalb wolle man eine Meinung von außen, meint der feine Herr! Und da kam er doch auf die bahnbrechende Idee, Leute wie dich zu fragen. Leute wie dich! Zukunftslaien! Und wie das genau von statten gehen sollte konnte er natürlich nicht sagen. Er sei nur für die Visionen verantwortlich. Die großen Zusammenhänge. Für die Details gäbe es schließlich entsprechende Fachkräfte in den Abteilungen. Darum könne er sich nicht auch noch kümmern. Schließlich müsse er das große Ganze im Auge behalten. Die Vision eben. Visionen! Ich habe ja schon immer geglaubt, dass die da oben kiffen, wenn ich mir deren Entscheidungen ansehe. Nun kann ich mir wenigstens darin sicher sein. Visionen! Pah! Ich hab auch manchmal Visionen. Aber dafür bekomme ich kein Geld sondern werde aus der Kneipe geschmissen. Das muss wohl der kleine aber feine Unterschied zu Studierten sein. Und wer kann den benebelten Dünnschiss dieses Jungmanagers wieder ausbaden und umsetzen? Ich natürlich wieder. Ich! Und der Maier muss noch nicht einmal helfen. Dem könne man ja so etwas nicht zumuten. Und außerdem wäre der ja gar nicht so geeignet für diese Sache. Das müsse jemand machen, der belastbar sei. So wie ich. Na danke! Da legst du dich ins Zeug und was ist der Dank? Noch mehr Arbeit! Na herzlichen Glückwunsch!“
    Hornbrille hatte sich in Rage geredet. Voller Wut donnerte er seine Hand auf das Steuerpult, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Die filigranen Nervenbahnen, die am Schaltpult und eben auch unter Hornbrilles Hand endeten, versuchten sich in der Interpretation dieses Handschlages und setzten ihn einfach ohne langes Überlegen in widersprüchliche Befehle um. Schließlich waren sie ja keine Gehirnzellen und deshalb musste es für sie auch keinen Sinn ergeben. So kam Max trotz seiner Lähmung zu einem noch bescheuerteren Gesichtsausdruck  als er es jemals selbst für möglich gehalten hätte. Seine Augen hatten sich so in völlig verschiedene Richtungen verdreht, dass es schmerzte. Seine Nase hatte sich praktisch fast waagerecht angeordnet und unnatürlich weit geöffnet. Es entstand Durchzug. Sein linker Mundwinkel strebte zum rechten Ohr, wogegen der Linke die Flucht nach unten anzutreten versuchte. Und zwar nach ganz unten. Die Mitte des Mundes versuchte die Besorgnis erregenden Vorgänge rechts und links von ihr zu ignorieren und formte weiter tapfer den Buchstaben O. Max war froh, nicht in einen Spiegel sehen zu müssen.
    Hornbrille lies sich nicht stoppen. „Und wie soll so was funktionieren frage ich dich. Wie soll so was funktionieren? 'Machen sie mal. Ich habe da vollstes Vertrauen in sie', hat er gesagt. Na toll! Das nenn ich mal eine Hilfe! Aber genug aufgeregt. Weiter im Text. Wir haben dann in unserer Abteilung beschlossen, einfach ein Mann und eine Frau von der jetzt gültigen Erde als Tester anzuwerben. Ein Mann und eine Frau deshalb, weil wir die Meinung beider Geschlechter hören wollten. Die kann nämlich bei der ein und derselben Sache völlig unterschiedlich sein, musst du wissen.“
    Max nickte imaginär was das Zeug hielt.
    „Deshalb war ich gestern auf dieser Party. Ich dachte, bei so einer Allerweltsparty falle ich am wenigsten auf. Da kennt eh keiner den anderen und der Gastgeber hat längst vergessen wen er alles eingeladen hat. Die Ersten, die ich angesprochen habe, hatten mich ausgelacht und für einen Spinner gehalten. Einer hat mich gefragt, wo das Klo ist und einer hat einen Cocktail bei mir bestellt, ohne dass ich auch nur zu Wort gekommen wäre. Sehe ich denn aus wie ein Kellner?! Immerhin bekam ich für den  Cocktail ein passables Trinkgeld,

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