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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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funktionieren könnten und ein von Euch konstruiertes Schiff könnte etwas völlig Neues sein.“
    „ Und was ist, wenn es nicht funktioniert?“
    „ Habt Vertrauen in Euch. Dieses Jahr habe ich mir vorgenommen, von Euch zu lernen.“
    „ Wie Ihr meint, Meister Brimp.“
    Obgleich sie noch immer zweifelte, ob dieser Versuch glücken konnte, blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als sich dem Wunsch ihres Meisters zu beugen. Die letzten fünf Jahre war sie sehr zufrieden mit ihrer Ausbildung gewesen. Beinahe jeden Tag hatte sie etwas Neues gelernt. Es machte ihr Freude, zu sehen, wie Holz unter ihren Händen zu einem Teil eines Schiffes wurde.
    Anfangs hatten viele der Schiffbauer gezweifelt, ob ein Mädchen der schweren Arbeit gewachsen war, doch sie hatte alle eines Besseren belehrt. Sie trug schwere Balken wie jeder Mann und ihre Geschicklichkeit übertraf inzwischen sogar die ihres Meisters. Die von ihr gefertigten Teile waren von überragender Passgenauigkeit. Sie hatte wohl wirklich die handwerklichen Fähigkeiten ihrer Mutter geerbt.
     
     

    Jahr 3619 Mond 1 Tag 20
    Roteha
    Mawen unterbrach seinen allmorgendlichen Spaziergang auf einer kleinen grasbewachsenen Anhöhe, um eine Weile aufs Meer zu schauen. Seit er auf Roteha weilte, hatte er es sich zur Angewohnheit gemacht, seine freie Zeit draußen zu verbringen. Schließlich war er in der Natur aufgewachsen und ertrug es nicht, sich die ganze Zeit in geschlossenen Räumen aufzuhalten. Wann immer es das Wetter erlaubte, stand auch das Fenster seines Studierzimmers weit offen. Von den anderen Gelehrten erntete er für dieses Verhalten meist Kopfschütteln. Viele von ihnen waren schon eine lange Zeit auf Roteha und kannten kaum mehr etwas anderes als Bücher, Schriftrollen und gelehrte Diskussionen. Nur wenige verließen die Insel regelmäßig, um neue Schüler zu finden oder durch das Land zu reisen, um neues Wissen zu erwerben. Die meisten begnügten sich mit dem über Jahrhunderte auf der Insel zusammengetragenen Wissen, dessen Menge insbesondere für Neulinge auch unendlich zu sein schien.
    Obgleich es für Mawen, der erst seit sieben Jahren auf Roteha weilte, hier noch viel zu entdecken und erlernen gab, teilte er die Einstellung seines Lehrers Ruwen, dass regelmäßiger Kontakt zum Rest von Cytria absolut notwendig für die wissenschaftliche Arbeit war. Schon drei Mal war Ruwen in seiner Zeit als Mawens Lehrer für mehrere Monde auf Reisen gewesen. Bis jetzt hatte Mawen ihn jedoch nie begleiten dürfen. Schüler blieben in der Regel auf Roteha. Dies hieß, Mawen würde wohl noch fünf Jahre hier eingesperrt sein, denn anders als bei anderen Berufen betrug die Lehrzeit für Gelehrte zwölf statt der üblichen sechs Jahre. Aber dennoch hatte Mawen von Ruwens Reisen profitiert, denn stets war dieser mit spannenden Geschichten und neuem Wissen zurückgekehrt. Überhaupt war Mawen sehr glücklich, dass Ruwen ihn als Schüler angenommen hatte. Er ließ ihm weitgehend freie Auswahl zwischen all dem Wissen. Wohin auch immer sein Interesse ihn leitete, Ruwen versuchte all seine Fragen zu beantworten. Nichtsdestotrotz bestand er darauf, dass Mawen auch allerlei Grundlagen lernte, die für einen Gelehrten unerlässlich waren. So hatte Mawen in den vergangenen sieben Jahren allerlei Wissen über Mathematik, Natur und Geschichte aufgenommen.
    Außerdem gab es da noch die Gelehrtensprache Zyn, die nur auf Roteha verwendet wurde. Anders als die Allgemeinsprache Cytrian wurde Zyn nicht gesprochen, sondern lediglich für wissenschaftliche Aufzeichnungen genutzt. Über den Ursprung dieser Sprache wussten selbst die Gelehrten nicht viel zu sagen. Man nahm an, dass die Sprache noch aus der Ära vor der Zeitenwende stammte, aber sicher war man sich da nicht. Jedoch war es den Gelehrten gelungen, die Sprache über die vergangenen Jahrtausende zu bewahren. Je länger sich Mawen mit dieser Sprache beschäftigt hatte, desto faszinierter war er gewesen. Zyn beruhte auf dem gleichen Alphabet wie Cytrian, war jedoch von einer Logik, die nicht durch Veränderungen im tagtäglichen Gebrauch aufgeweicht worden war. Wenn Zyn für Niederschriften wissenschaftlicher Erkenntnisse verwendet wurde, dann waren dabei keinerlei Freiheiten gestattet. Nur gelegentlich mussten neue Worte entwickelt werden, um neuen Entdeckungen und Entwicklungen Rechnung zu tragen. Doch auch dafür gab es sehr strenge Vorgaben. Daher waren neue wissenschaftliche Schriften kaum von älteren zu unterscheiden. Nach

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