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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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nur sechs Jahren hatte Mawen Zyn sowohl flüssig lesen und verstehen als auch schreiben gekonnt, was ihm viel Lob von Ruwen und den anderen Gelehrten eingebracht hatte. Überhaupt hatte sich sein Lehrmeister bis jetzt stets sehr zufrieden mit Mawens Fortschritten gezeigt.
    Während Mawen aufs Meer schaute, zogen plötzlich Segel am Horizont seine Aufmerksamkeit auf sich. Das Schiff hielt unverkennbar auf Roteha zu. Daher entschied er, es wäre Zeit, in die Siedlung, in der die Gelehrten wohnten und deren Zentrum die große Bibliothek mit angeschlossenen Gemeinschaftsräumen bildete, zurückzukehren.
    Da er seinen Lehrmeister in dem gemeinsamen Haus nicht vorfand, machte er sich auf den Weg in den großen Speisesaal. Wirklich hatten sich bereits die meisten Gelehrten zum Frühstück eingefunden. Bevor sich Mawen zu den anderen Schülern an die lange Tafel setzte, ging er hinüber zu seinem Lehrmeister und berichtete ihm von dem entdeckten Schiff. „Danke für die Nachricht, ich werde jemanden zum Hafen schicken.“
    Nach der Morgenmahlzeit ging Mawen wie gewohnt in die Bibliothek und vertiefte sich in das Werk zur Geschichte Cytrias, welches ihm sein Lehrmeister empfohlen hatte. Wenig später aber wurde er in seiner Konzentration unterbrochen. Ein Gong läutete, was bedeutete, dass sich alle im großen Saal einfinden sollten.
    Aus allen Winkeln der Siedlung strömten Gelehrte und Schüler in den großen Saal, wo sich die obersten Gelehrten, ein Dreiergremium, welches alle vier Jahre gewählt wurde und für die Verwaltung der Insel zuständig war, bereits eingefunden hatten. Neben ihnen saß ein fremder Mann, offenbar der Grund für die Zusammenkunft. Nachdem alle Platz genommen hatten, erläuterte der Vorsitzende den Grund der Zusammenkunft. Der Bote war aus der Hauptstadt Aaran gekommen, um im Auftrag des Tempels und der Oberpriesterin die Gelehrten um Rat zu ersuchen. In kurzen Worten schilderte der Bote, was sich in der Nacht der Wintersonnenwende im Tempel zugetragen hatte. Nun hoffte man, dass die Gelehrten bei der Entschlüsslung der fremden Schrift helfen konnten.
    Die obersten Gelehrten baten um Vorschläge, wer für diese Aufgabe geeignet war. Zahlreiche Vorschläge wurden gemacht, doch einige Gelehrte lehnten es ab, Roteha zu verlassen. Nach einiger Diskussion wurde Ruwen vorgeschlagen. Seine Reiselust war bekannt und außerdem war er bewandert in Geschichte und religiösen Fragen. Ruwen stimmte zu und bat die obersten Gelehrten darum, dass sein Schüler Mawen ihn begleiten durfte.
    Zunächst war das Gremium skeptisch, doch Ruwen argumentierte, dass Mawen eine sehr große Begabung gezeigt hatte, als es darum ging, Zyn zu lernen. Also war es beschlossen.
     
     

    Jahr 3619 Mond 2 Tag 29
    Jal
    Es hatte fast zwei Monde gedauert, die Pläne für ihr erstes eigenes Schiff zu erstellen und zu zeichnen. Oft hatte sie tagelang über Kleinigkeiten gegrübelt, aber ihr Meister hatte sie davon überzeugt, dass ihr Plan nun reif für die Umsetzung war. Es würde nur ein kleines Schiff sein, ein Segler, der maximal zehn Personen und etwas Fracht transportieren konnte. Wenn ihre Überlegungen korrekt waren, würde man mit diesem Schiff aufgrund der besonderen Form der Segel auch bei wenig Wind zügig vorankommen. Auch bedurfte es nur einer seefahrerisch halbwegs geschulten Person, um das Schiff auf Kurs zu halten. Darija wusste von ihrem Vater, dass dies ein enormer Vorteil sein konnte. Noch einmal überprüfte sie ihre Zeichnung. Morgen würde sie im Holzlager die geeigneten Materialien auswählen.
     
     

    Jahr 3619 Mond 3 Tag 1
    Aaran
    Nur drei Tage nach Eintreffen des Boten waren Ruwen und Mawen mit ihm aufgebrochen. Vor ihrem Aufbruch hatten beide Tag und Nacht in der Bibliothek verbracht, um geeignete Werke auszuwählen, die sich mit Schrift, Sprache und Religion beschäftigten. Die anderen Gelehrten und Schüler halfen, interessante Passagen zu kopieren, da Originalwerke nicht aus Bibliothek entnommen werden durften. Für das Sortieren der Aufzeichnungen hatten sie erst an Bord des Schiffes Zeit gefunden.
    Nach einer zum Teil sturmgeschüttelten Schiffspassage erreichten sie nach etwas mehr als einem Mond am ersten Tag des dritten Mondes den Hafen von Aaran. Offenbar wurden sie bereits erwartet, denn kaum war die Laufplanke ausgelegt, lösten sich zwei in priesterliches Schwarz gekleidete Frauen aus dem Menschengetümmel am Hafen. Die beiden Priesterinnen begrüßten Mawen und seinen Lehrer freundlich und

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