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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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war, liebte sie sie wie ein eigenes Kind. Seit Jeven ihr seine damals einjährige Tochter nach dem Tod ihrer leiblichen Mutter anvertraut hatte, war die Liebe von Tag zu Tag gewachsen.
     
     

    Herbst 3606
    Jal
    „ Roji, hör auf, deine Schwester zu ärgern!“
    Der Dreieinhalbjährige, der nach jenem Soldaten benannt war, der sein Leben damals für das Leben von Aden gab, scherte sich jedoch nicht um die Worte seiner Mutter Carlynn. Er fuhr damit fort, seiner fünfzehn Monde älteren Schwester die Stöckchen und Steine zu mopsen, mit denen diese gerade versuchte, eine kleine Hütte zu bauen.
„Mama, er soll weggehen, er macht mir noch alles kaputt.“
    „ Roji, komm mit in die Küche. Wir backen einen Kuchen. Und wenn du brav bist, darfst du die Schüssel auslecken.“
    Dies ließ sich der Kleine nicht zwei Mal sagen. Schnell lief er zu seiner Mutter. Diese nahm ihn an die Hand, nachdem sie sich den jüngsten Spross der Familie, den vierzehn Monde alten Jaren, auf die Hüfte gesetzt hatte.
Gemeinsam wandten sie sich dem Haus im Handwerkerviertel zu, das Carlynns und Adens Familie als Heim diente und das sie von Carlynns Vater zu Hochzeit erhalten hatten. Darija ließen sie spielend im Garten zurück.
Wenn Carlynn sich beeilte und die Kinder ihr keinen Strich durch die Rechnung machten, würde sie den Kuchen fertig haben, bevor Aden von der Inspektion der Lagerhäuser am Hafen zurückkehrte. Dann, so hoffte sie, würde ihr Mann einige Stunden auf die Kinder achtgeben. Sie wollte unbedingt in die Werkstatt im Erdgeschoss des Hauses gehen und das am Vortag begonnene Schmuckstück fertigstellen. Mit drei Kindern war es nicht immer einfach, genügend Zeit für ihren Beruf als Kunstschmiedin zu finden. Dennoch konnte sie sich nicht vorstellen, ihren Beruf aufzugeben, um nur Hausfrau und Mutter zu sein, wie es verheiratete Frauen allzu häufig taten. Der ehemalige Seemann Aden war inzwischen ein erfolgreicher Händler, sodass sie auf ihren Verdienst nicht angewiesen waren, aber sie liebte ihre Arbeit einfach viel zu sehr. Die Werkstatt war bereits seit drei Generationen in Familienbesitz. Sie hoffte, dass später eines ihrer Kinder die Familientradition fortführen würde. Voller Liebe und Mutterstolz betrachtete sie zunächst die beiden Jungen und warf dann einen Blick auf Darija, deren roter Haarschopf ganz versunken über ihr Bauprojekt gebeugt war. Carlynn wandte sich dem Haus zu und trat gemeinsam mit den beiden Jungen durch die Hintertür ein.
     
     

    Jahr 3606 Mond 12 Tag 21
    Aaran
    Die Oberpriesterin Yerina schaute sich im Tempel um. Die anderen Priesterinnen hatten die Vorbereitungen für die Zeremonie zur Wintersonnenwende abgeschlossen. Alles war zu ihrer Zufriedenheit, der in weißem Marmor gehaltene Tempelraum war gereinigt und neue Kerzen warteten darauf, bei Sonnenuntergang entzündet zu werden. Mit Einbruch der Dunkelheit würden sich alle Priesterinnen und auch die Anwärterinnen um den Heiligen Würfel versammeln. Unter den Augen zahlreicher Gläubiger würden die Priesterinnen den auf einer Ecke stehenden schwarzen Steinwürfel berühren und ein Dankgebet sprechen. Den Rest der Nacht würden sie meditierend verbringen.
    Dies war das sechste Mal, dass im Tempel von Aaran diese Feierlichkeiten zu Ehren der Götter stattfanden, um der Dankbarkeit zum Jahrestag der Errettung Cytrias Ausdruck zu verleihen. Vor sechs Jahren war es Yerina und ihren Gefährten im Uralt-Wald gelungen, die Götter zu überzeugen, dass die Menschen nicht alle verderbt und böse waren. Das und die Bereitschaft der Sechs, ihre Kräfte und sogar ihr Leben hinzugeben, hatte die Götter dazu bewogen, von der Auslöschung der Menschen abzusehen.
    Es war noch eine gute Stunde bis zum Sonnenuntergang, für Yerina wurde es Zeit, sich zu reinigen und in ein neues schwarzes Gewand zu kleiden. Plötzlich klopfte es. Anders als gewöhnlich waren die Tempeltore bereits am Mittag geschlossen worden, um die Vorbereitungen für die abendliche Zeremonie zu ermöglichen. Normalerweise war der Tempel von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang für die Gläubigen zugänglich.
    Yerina öffnete das Portal einen Spalt und blickte in das wettergegerbte Gesicht einer alten Frau, die sichtbar außer Atem war. Noch bevor Yerina der Frau erklären konnte, dass der Tempel momentan geschlossen war, begann die Frau mit stockender, zittriger Stimme: „Oberpriesterin, bitte entschuldigt vielmals die Störung. Aber dies duldet keinen Aufschub.“
    Am Gesicht und

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