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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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unterhalb von Helwa war Elung zu finden.
    Sie zeigte Waylen, was sie entdeckt hatte. „Die müssen neu sein, ich habe in keiner der Aufzeichnungen etwas darüber gelesen.“
    „ Ich kenne mich damit nicht aus, habe aber auch noch nie etwas von neuen Abbildungen auf dem Würfel gehört. Wie lange sie dort wohl schon sind? Kommt denn nie jemand an diesen Ort?“ Er beantwortete seine Frage sogleich selbst: „Wahrscheinlich nicht, er liegt wohl doch zu abgelegen.“
    „ Möglich. Auch vermute ich, dass die Karten erst erschienen, als die Elunger Kontakt zu den Cytrianern aufnahmen. Dann wäre der Würfel so etwas wie das Abbild der bekannten Welt. Wobei, eigentlich gab es schon vorher Kontakt zwischen den Cytrianern und Elungern, schon vor achtzehn Jahren entdeckte mein Vater Elung. Und wer weiß, ob er nicht auch Atress besucht hat. Im Grunde genommen ist dies nicht wichtig, ich bin nicht auf der Suche nach Länder der bekannten Welt, ich will nach Martul reisen.“
    Ihel schritt um den Würfel herum, um die Fläche zu untersuchen, die sich links an die mit der Abbildung Helwas anschloss. Erst glaubte sie sie leer und Enttäuschung stieg in ihr auf. Dann aber bemerkte sie Linien, die so fein waren, dass man sie für Maserungen des Stein hätte halten können. Dem aber war nicht so. Ihel musste sich sehr anstrengen, um dem Verlauf der Striche zu folgen. Auch sie ergaben eine Karte, doch war diese bei Weitem nicht so detailreich wie die der anderen Länder; es war kaum mehr als ein Umriss und ein paar Berge zu erkennen. Es gab keine Siedlungen, das Relief der Insel war nicht durch Senken und Hebungen im Stein verdeutlicht. Die Karte wirkte, als habe sie jemand aus dem Gedächtnis gezeichnet. Es machte den Eindruck, als gehöre Martul nur teilweise zu dieser Welt.
    Das deckte sich mit dem, was sie über dieses Land wusste, lieferte jedoch keinen Hinweis darauf, ob und wie es ihr gelingen würde, das Land zu erreichen. Was wollten ihr die Götter mit dieser Art der Darstellung sagen? War diese Nachricht überhaupt für sie bestimmt? Ihr Mut sank. Der Weg in den Uralt-Wald schien ein vergeblicher gewesen zu sein.
    Waylen war neben sie getreten. Er fragte: „Habt Ihr etwas entdeckt?“
    Sie deutete auf das schwache Abbild Martuls. „Nur dies. Und ich vermag nicht, es zu deuten.“
    „ Was ist mit der sechsten Würfelseite?“
    Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. Sie war bemüht, nicht zu viel Hoffnung in diese letzte Möglichkeit zu legen. Sicherheitshalber sandte sie ein kurzes Gebet an die Götter. Dann näherte sie sich der Würfelfläche, welche dem Abbild Helwas gegenüberlag. Doch so sehr sie ihre Augen auch anstrengte, sie konnte nicht den dünnsten Strich, nicht den kleinsten Punkt entdecken. Um jeden Zweifel daran auszuräumen, ließ sie ihre Hand über die schwarze Oberfläche gleiten. Sie war erstaunt über deren Haptik: Sie war glatt und rau, warm und kalt, alles zugleich. Das konnte wahrlich nur ein Werk der Götter sein. Noch während ihr dieser Gedanke durch den Kopf ging, geschah es.
    Erst glaubte sie, ihre Sinne trögen sie, doch dann verstärkten sich der goldene Schein und die leichten Vibrationen. Schließlich war es so hell, dass sie die Augen schließen musste. Als sie sie wieder öffnete, hatte sich die Würfelseite verändert. In Atressian stand dort zu lesen:
     

    Du Tochter aller Völker, halb ist der Weg schon beschritten, den dein Herz dir wies.
    Für das, was noch vor dir liegt, aber bedarf es mehr als einen festen Willen:
    Mut wird von Nöten sein, um Gefahren zu überstehen,
    Kraft, um Schmerz zu überwinden,
    und ein Freund, der dort hilft, wo es an beidem mangelt.
    Am Ende aber wird, so es glückt, geheilt werden die Zerrissenheit,
    deine seelische ebenso wie die physische der Welt.
     

    Dieser Text war zweifelsohne für sie bestimmt, wer sonst sollte die atressianischen Zeilen lesen können. Was aber hatten sie zu bedeuten? Schon die ersten Worte ergaben keinen Sinn. Warum bezeichneten die Götter sie als Tochter aller Völker? Auch im Weiteren gab der Text nur wenig preis, dass ihr hätte von Nutzen seien können. Ihr Weg, damit war wohl die Suche nach ihrem Vater gemeint. So die Worte, die sich hier in den Stein gegraben hatten, wahr waren, würde die Suche schwierig werden, ihr Ausgang ungewiss. Insgesamt waren die göttlichen Worte nicht dazu angetan, ihr Mut zu machen. Einzig der Verheißung eines Freundes, der ihr hilfreich zur Seite stehen würde, ließ Hoffnung in ihr

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