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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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wachsen. Wer aber sollte dieser Freund sein?
    Waylens Stimme ließ sie aufschrecken. „Was steht dort? Ich vermag es nicht zu lesen.“
    „ Es ist auf Atressian. Ich werde mich bemühen, es für Euch zu übersetzen.“ Sie gab den Text Wort für Wort wider, Waylen nickte bisweilen verstehend, doch sie bezweifelte, dass er den Sinn erfasste. Daher war sie umso erstaunter, als er sagte: „Ihr scheint auf dem richtigen Weg zu sein, wenn Euch die Götter ermutigen, ihn weiter zu beschreiten. Und es besteht wohl kein Zweifel daran, dass die Nachricht für Euch bestimmt ist, schließlich seid Ihr es wirklich, eine Tochter aller Völker.“
    Sie musste verständnislos geschaut haben, denn er fügte hinzu. „Ist Euch das noch nicht aufgefallen? Eure Vorfahren kommen aus allen Ländern der Welt, zumindest dann, wenn Euer Großvater, Liwams Vater, wirklich von Martul stammt.“
    Waylen hatte recht: Ihre Mutter war sowohl Atresserin als auch Elungerin, ihr Vater stammte zwar von Cytria, doch sein Vater war Martuler, seine Großmutter mütterlicherseits war Helwanerin, sein Großvater Cytrianer. Liwam trug also das Erbe dreier Völker. In Ihel vereinigten sich damit alle Völker der Welt, der Ausdruck Tochter aller Völker traf somit ihr Wesen. Warum war ihr dies noch nie aufgefallen? Wahrscheinlich hatte sie auf der Suche nach ihrem Vater das große Ganze ihrer Herkunft außer Acht gelassen. Waylen musste ihren Erzählungen wirklich aufmerksam gefolgt sein, dass ihm dies aufgefallen war. Vielleicht konnte er ihr auch helfen, den Rest des Textes zu verstehen.
    „ Was haltet Ihr von dem Rest des Textes? Könnt Ihr irgendeinen Hinweis entdecken, der mir möglicherweise entgangen sein könnte?“
    „ Dass der Weg schwieriger wird, habt Ihr sicher schon herauslesen können, ebenso wie den Umstand, dass ihr Hilfe erhalten werdet. Ist Euch aufgefallen, dass das Ende nicht nur davon handelt, dass ihr Euren Vater finden werdet? Wenn Ihr mich fragt, so verheißt der letzte Satz auch eine vollständige Zusammenführung der Welt.“
    „ Jetzt, wo Ihr es sagt. Ihr könntet recht haben. Es ist möglich, dass es bei der ganzen Sache nicht nur um mich geht. Es wäre sogar logisch, denn sonst würden die Götter wohl kaum so viel Zeit auf mich verwenden. Glaubt Ihr, die Suche nach meinem Vater ist nicht mehr als der Anreiz, damit ich in ihrem Sinne handele?“
    „ Ich kenne mich mit dem Wirken der Götter nicht so gut aus, dazu werdet Ihr eine Priesterin befragen müssen. Möglich aber ist vieles. Habt Ihr Euch schon überlegt, was Ihr nun tun wollt?“
    „ Nein, denn ehrlicherweise habe ich gehofft, an diesem Ort mehr vorzufinden als diese kryptische Prophezeiung, irgendetwas, das mir sagt, wohin ich als Nächstes gehen soll.“
    „ Aber das wisst Ihr doch schon, zeigte Euch die Vision im Tempel nicht eine Wüste?“
    „ Ja, doch wo liegt sie?“
    „ Wir haben doch schon darüber gesprochen. Es kommt doch nur Helwa infrage. Es entbehrt auch nicht einer gewissen Logik, ist es doch das einzige Land außer Martul, das Ihr noch nicht bereist habt.“
    „ Aber …“
    „ Was aber? Ich denke, Ihr macht Euch stets zu viele Gedanken. Das führt dazu, dass Ihr bisweilen das Offensichtliche überseht. Nach allem, was ich über die Götter weiß, geben sie keine genauen Anweisungen. Ihr werdet nicht mehr erhalten, nur weil Ihr noch zögert, den Hinweisen zu folgen, die Euch gegeben sind. Ihr müsst Vertrauen haben, nicht nur in die Götter, sondern auch in Euch selbst. Mein Rat lautet, nach Helwa in die Zentralwüste zu reisen. Zuerst jedoch müssen wir zurück nach Syyn. Wenn wir morgen aufbrechen, können wir Mitte des nächsten Mondes dort eintreffen.“
    Waylen hatte eine Entscheidung gefällt und nichts lag ihr ferner, als diese in Zweifel zu ziehen. Zu viel war an diesem Tag auf sie eingeströmt, als dass sie noch fähig war, einen klaren und vernünftigen Gedanken zu fassen. Daher nickte sie nur, überließ Waylen die Einrichtung des Nachtlagers und wanderte ziellos auf der Lichtung auf und ab, um sich zu beruhigen.
    Doch sie musste unablässig an Waylens Worte denken. Je länger sie darüber nachdachte, umso wahrer erschienen sie ihr. Er hatte wohl in allem Recht, was er gesagt hatte. Und doch fiel es ihr schwer, es zu akzeptieren. Woher nahm dieser Mann seine Erkenntnisse? Ihm standen auch nicht mehr Informationen zur Verfügung als ihr. Sie hatte ihn nicht für klüger gehalten als sich selbst, warum gelangte er dann scheinbar

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