WELTEN-NEBEL
gekommen war, verschwieg sie wohlweislich, denn Zada ahnte nichts von Mawens wahrer Identität. Damals, als Mawen in Aaran eingetroffen war, hatte sie mit ihm vereinbart, dass sie niemandem sein Geheimnis offenbaren würde. Mawen verstand sicher auch ohne Erklärung, warum sie Darija für die dritte Auserwählte hielt. Alle drei waren sie Kinder oder Ziehkinder der Sechs.
Mawen wusste nicht, was er sagen sollte. Die Vorstellung, von den Göttern auserwählt zu sein, ängstigte ihn. Er wusste wohl, mit welchen Entbehrungen dies verbunden war, denn seine Mutter und sein Vater hatten ihm oft genug von ihrer Mission zur Rettung Cytrias berichtet. Zwar waren sie nie allzu konkret auf grausige Details eingegangen, aber Mawen hatte die vergangenen Kümmernisse in ihren Gesichtern ablesen können. Zada schienen ähnliche Gedanken zu quälen, deutlich konnte er die Angst in ihren braunen Augen sehen. Noch konnte er sich nicht genau vorstellen, wie sich dieser göttlicher Auftrag auf sein Leben auswirken würde. Wenn es ihm wirklich bestimmt war, nach Helwa zu reisen, musste er seine Ausbildung auf Roteha beenden. Allerdings könnte er dort Dinge erfahren, die in keinem der Bücher der Bibliothek zu finden waren. Der Gedanke an die vor ihm liegenden Entdeckungen ließ freudige Erregung in ihm aufsteigen. Zuerst aber mussten sie den erwähnten Schlüssel finden. Der Text war diesbezüglich leider recht wage, aber sie würden auch diese Herausforderung meistern. Dennoch war er natürlich nicht blind für die Gefahren. Sie würden in ein weitgehend fremdes Land reisen, Zada wusste auch nur das, was sie bis zu ihrem sechsten Lebensjahr erfahren hatte. Immerhin würde es ihm mit ihrer Hilfe gelingen, die Sprache zu erlernen. Einiges hatte er sich schon während der gemeinsamen Arbeit an der Übersetzung angeeignet.
Yerina schaute von einem zum anderen, sagte aber nichts, sondern ließ den jungen Leuten die Zeit, die sie brauchten, um die Neuigkeiten zu verdauen. Es war nicht leicht, plötzlich alle Lebenspläne über den Haufen geworfen zu sehen. Das wusste sie aus eigener Erfahrung. Gerade Zada hatte in den letzten Tagen genug Neuigkeiten verkraften müssen. Auch Mawen würde es nicht leicht fallen, seine Studien auf Roteha aufzugeben. Er hatte so viel dafür geopfert, seine Identität verleugnet.
Sie rang um Fassung. Sollte sie wirklich eine Auserwählte der Götter sein? Würde sie wirklich nach Helwa reisen, in ein Land, an das sie kaum Erinnerungen hatte? Dabei hatte sie geglaubt, hier im Tempel ihren Platz im Leben gefunden zu haben. Wie würde es nun weitergehen? Das Einzige, was ihr einen Funken Mut gab, war die Tatsache, dass Mawen ihr zur Seite stehen würde. Obwohl noch ein Schüler, hatte der Gelehrte sie mit seinem Wissen und seiner Klugheit beeindruckt. Er würde für jedes Problem eine Lösung finden. Außerdem hatte sie die gemeinsame Zeit als sehr angenehm empfunden. Mit ihm auf Reisen zu gehen, wäre sicher schön. Sie ertappte sich dabei, wie ihre Gedanken in eine unangemessene Richtung abschweiften. Schnell lenkte sie ihre Gedanken auf die vor ihr liegenden Gefahren und Angst stieg in ihr auf. Die Gedanken an all die Unwägbarkeiten ließ sie schwindlig werden. Kurz schloss sie die Augen und sandte ein Gebet zu den Göttern. Sie bat nicht darum, die vor ihr liegende Reise nicht antreten zu müssen, sondern lediglich um die erforderliche Kraft, Weisheit und Stärke. Als sie die Augen öffnete, sprach sie mit fester Stimme: „Ich bin bereit, meiner Bestimmung zu folgen und den Weg nach Helwa anzutreten.“
Yerina und Mawen wandten sich ihr zu. „So es der Wille der Götter ist, werde ich Euch begleiten. Zunächst sollten wir uns auf die Suche nach dem erwähnten Schlüssel machen. Oberpriesterin, habt Ihr eine Idee, was mit dem Herzen Cytrias gemeint ist?“
„ Sicher bin ich mir nicht, aber ich denke, ihr solltet euch in Richtung Uralt-Wald wenden. Dort wo die Linien der Macht sich schneiden, steht seit achtzehn Jahren ein Würfel, der dem Heiligen Würfel gleicht. Möglicherweise sind auch dort Schriftzeichen erschienen.“
„ Ich habe die Geschichte Eurer Reise studiert und teile Eure Einschätzung. Herz von Cytria wäre eine passende Bezeichnung für das Zentrum der Macht, zumal Cytria dort ein neues Leben geschenkt wurde.“
„ Dann ist es beschlossen, wir reisen zunächst dorthin.“
Mawen war erstaunt von der Entschlossenheit, die aus Zadas Worten sprach. Es
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