WELTEN-NEBEL
Aden an ihrer Seite zu haben. All die Jahre war er ihr stets Stütze und Hilfe gewesen, sie waren nicht nur Liebende, sondern auch die besten Freunde, verstanden einander ohne Worte. Wenn sie für ihre Kinder einen Wunsch hatte, so war es der, dass sie auch eine solche Liebe fanden. Darija war jetzt fast so alt wie sie damals, als sie Aden begegnete. Auch ihre beiden Söhne waren nicht mehr so weit vom Erwachsenwerden entfernt. Der Ältere, Roji, war gerade sechzehn geworden. Wie schnell die Zeit doch vergangen war. Bald würde ein Kind nach dem anderen das Elternhaus verlassen. Bei Darija würde es sogar schon sehr bald so weit sein. Sie riss sich zusammen, um nicht wie im Tempel in Tränen auszubrechen. Sie konnte Aden nur beipflichten, dass sie alles tun mussten, um ihre Tochter zu unterstützen. Sie erhob sich. „Ich werde jetzt wohl wieder gehen. Jaren ist allein auf dem Markt und ich bin schon zu lange weg.“
Aden nahm sie noch mal in den Arm und küsste sie. In dem Kuss lag das Versprechen, ihr stets beizustehen, was immer auch geschähe.
Jahr 3619 Mond 4 Tag 25
Eiren
Besonders eilig hatte der Bote es offensichtlich nicht gehabt. Fünf Tage hatte es gedauert, bis der Brief von der Vogelstation Perias Farm erreichte, obgleich es ein Weg von maximal zwei Tagen war. Nicht dass es Peria etwas genutzt hätte, wenn die Nachrichten sie früher erreicht hätten. Sie las den Brief Yerinas mehrfach und konnte den Inhalt dennoch nicht fassen. Sie war stolz auf Madia, die sich um die Übersetzung des Textes verdient gemacht hatte. Dass ihre Tochter nun jedoch im Auftrag der Götter auf Reisen gehen sollte, war ihr weniger recht. Madia war noch sehr jung gewesen, als sie nach Roteha gegangen war. Damals jedoch hatte Peria sie sicher auf der Gelehrteninsel gewusst. Nun aber sollte sie erst durch Cytria und später sogar über das Meer in ein fremdes Land reisen. Zwar war sie nun älter, doch mit ihren siebzehn Sommern kaum alt genug für ein solches Abenteuer. Allerdings war sie damals nicht viel älter gewesen, als sie ihr Elternhaus verlassen hatte.
Am liebsten wäre sie sofort nach Aaran aufgebrochen, um bei Madia zu sein. Doch wahrscheinlich würde sie zu spät eintreffen, schon in wenigen Tagen würde sie nach Jal aufbrechen. Erst jetzt nahm sie den Brief zu Hand, den Madia für sie beigefügt hatte. Da das Mädchen wohl um den Inhalt des Briefes der Oberpriesterin wusste, hielt es sich nicht mit Erklärungen auf. Vielmehr versicherte sie ihrer Mutter und ihrem Vater, dass sie sie liebte und dass sie sich keine Sorgen machen sollten. Sie freute sich sogar auf die bevorstehenden Herausforderungen und Entdeckungen. Nachdem sie den Brief gelesen hatte, war sich Peria zuversichtlich, dass ihre Tochter alle Schwierigkeiten meistern würde. Was würde Jeven wohl dazu sagen? Peria erwartete ihn in den nächsten Tagen zurück.
Jahr 3619 Mond 5 Tag 1
Aaran
Ihre Reise begann unter guten Vorzeichen, seit dem Vortag war das Wetter schön, die Sonne schien und ein laues Lüftchen wehte. Diese Seereise würde sich gewiss angenehmer gestalten als die nach Aaran. Die letzten Tage waren arbeitsreich gewesen, die Vorbereitungen der Reise hatten Mawen in Atem gehalten. Zwar hatte er die Unterstützung von Yerina und Zadas Familie, doch es gab so viel zu bedenken. Er sah noch einmal die Aufzeichnungen durch, die er im Zuge der Übersetzung angefertigt hatte. Mit Ruwens und Zadas Hilfe schuf er sie eine Grundlage für ein Buch über die helwarische Sprache. Während der gemeinsamen Reise würde er es Schritt für Schritt ergänzen und dabei selbst die Sprache lernen. Dies wäre sicher nützlich, wenn sie erst Helwa erreicht hätten.
Um die praktischen Aspekte der Reisevorbereitungen hatte er sich glücklicherweise nicht kümmern müssen, dies übernahmen Tharet und Yerina. Sie stellten ein geeignetes Reisegepäck zusammen, sorgten für die notwendigen finanziellen Mittel und die Schiffspassage nach Jal. Er hatte ihnen angemerkt, dass sie die beiden jungen Leute am liebsten begleitet hätten, allerdings ließen ihre Pflichten dies nicht zu. Auch Zadas Mutter Galica hatte mit dem Gedanken gespielt, die beiden zu begleiten, hatte aber erkannt, dass sie keine Hilfe sein würde. Auch war Yerina der Meinung gewesen, dass die beiden in Cytria gut zurechtkämen und sie den Weg nach Helwa auch alleine antreten müssten. Ruwen würde auch nicht mit ihnen kommen, er hatte sich am Vortag auf den Rückweg nach Roteha
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