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Welten - Roman

Titel: Welten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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eigenes Überleben eingeschlossen.«
    Sie wirkte unbeeindruckt. »Ich hatte auf mehr gehofft.«
    »Überlass es mir. Ich sehe, was ich machen kann.«
    Sie drehte sich in seinen Armen und starrte über die fast leblose Wüste aus Fels, Eis und Schnee. »Vielleicht können wir uns nie wieder auf diese Weise treffen«, sagte sie leise. »Es tut mir leid.«
    »Dann bin ich froh, dass wir dieses Treffen mit so viel Elan gestaltet haben.« Er konnte ihren Gesichtsausdruck nicht deuten und spürte plötzlich tief in den Eingeweiden einen Aufruhr, etwas zwischen wiedererwachender Lust und dem völlig unerwarteten Bedauern über den möglichen Verlust einer Frau, in der er erst jetzt, viel zu spät, eine Seelenverwandte erkannte.
    Sie löste sich ein wenig von ihm und tätschelte ihm wieder die dick eingepackte Hand. »Ich habe alles an unseren Begegnungen genossen. Schade, dass es nicht mehr waren.«
    Nach einer Weile fragte er: »Und was passiert als Nächstes?«
    »Ganz banal gesagt? Du kehrst zurück nach Calbefraques, und ich verschwinde wieder.«
    »Wenn ich Verbindung zu dir aufnehmen muss, wenn ich mich entscheide …«
    »Ich hinterlasse dir eine Nachricht mit Orten, Zeitpunkten, Namen.«
    »Und danach?«

    »Ich denke, dass Madame d’Ortolan irgendwann gegen die Ratsmitglieder vorgehen wird, die nicht zu ihr stehen. Sie wird versuchen, sie zu isolieren, vielleicht sogar zu töten.«
    »Töten? Das meinst du doch nicht ernst.« Ein solches Verhalten gehörte nicht zum Repertoire des Zentralrats.Vor einigen Jahrhunderten hatte es ein oder zwei verdächtige Todesfälle im Rat gegeben, die vielleicht auf absichtliche Vergiftung zurückzuführen waren, doch danach war nie wieder etwas in dieser Art vorgefallen. Behäbigkeit und Langeweile, das waren die Begriffe, die die meisten Menschen auch nach dem Aufstieg von Madame d’O mit dem Rat assoziierten - nicht Gefahr oder gar Mord.
    »Oh, ich meine es so ernst wie sie«, erwiderte Mrs. Mulverhill mit großen Augen. »Madame d’Ortolan gehört zu den - oberflächlich zivilisierten, aber im Kern viehischen - Menschen, die sich für Realisten halten, wenn sie über ihre Grausamkeit nachsinnen, und allen anderen eine ähnliche Gefühllosigkeit unterstellen. Dank der Annahme, dass alle anderen genauso rücksichtslos sind wie sie, kommt sie besser mit ihrer eigenen Unmenschlichkeit zurecht, wenngleich sie sie eher als schlichte Besonnenheit rechtfertigen würde. Sie weiß genau, wie sie mit ihresgleichen umspringen würde: Sie würde sie töten. Daher geht sie davon aus, dass ihre Widersacher entsprechende Absichten gegen sie verfolgen. Ihrer wahnsinnigen Logik folgend, muss sie natürlich ihre Gegner töten, bevor diese sie umbringen können. Diese psychotische Eskalation wird sie bis zum Ende durchdenken, ohne den geringsten Beweis dafür, dass ihre Gegner etwas gegen sie im Schilde führen. Dabei wird sie stolz sein auf ihre unvoreingenommene Sachlichkeit und sich wahrscheinlich noch einreden, dass sie keinerlei
persönlichen Groll gegen die Leute hegt, die sie auf ihre Todesliste setzt. Es ist alles nur Politik.«
    Mrs. Mulverhill hielt kurz inne. »Sie wird gegen sie vorgehen, Tem: entschieden, wie sie es selbst ausdrücken würde, und mörderisch nach Auffassung aller anderen.« Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. »Und möglicherweise wird sie dazu auf dich zurückgreifen, schließlich bist du immer noch ihr Goldjunge.Vielleicht wird sie dir befehlen, dieses Gemetzel zu veranstalten, um deine Loyalität und Einsatzbereitschaft auf die Probe zu stellen. Allerdings hat sie sich bestimmt Alternativen überlegt für den Fall, dass du nicht mitspielst.« Sie fixierte ihn. »Wenn du dich gegen sie entscheidest, wirst auch du zum Gesetzlosen und dich bestenfalls zusammen mit anderen wie mir hinter einer symbolischen Barrikade verschanzen können. Und wenn wir sie nicht zu Fall bringen, werden sich der Zentralrat und der Konzern schon bald mit all ihren Kräften gegen dich und gegen uns wenden. Wir müssen die Zauderer überzeugen, die wahrscheinlich in der Mehrheit sind, dass wir Recht haben, und dafür müssen wir lang genug überleben. Wenn wir uns erfolgreich gegen den Rat zur Wehr setzen, wird man das als Schwäche und Autoritätsverlust seinerseits werten. Auf dieser Basis sind Verhandlungen und Kompromisse möglich.«
    »Hört sich nicht gerade hoffnungsfroh an.«
    Sie zuckte die Achseln. »Doch, ich bin immer voller Hoffnung.« Ihre Stimme klang leise und

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