WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)
wie Malina adoptierten? Nein, er glaubte nicht daran.
Zwei Wochen waren so vergangen, in denen er die Stadt Rhyakkunriu und viele Menschen und Drachen kennengelernt hatte. Thomas konnte sich nicht vorstellen, jemals wieder von hier fortzugehen. Zu schön und fantastisch war das Leben hier. Er dachte kaum noch an seine Adoptiv-eltern und wenn doch, verdrängte er den Gedanken ganz schnell. Er wollte sie nicht vermissen, aber irgendwie tat er es doch.
An diesem Tag wollten Malinas Eltern Thomas ein ganz besonderes Erlebnis bieten und machten mit den beiden Menschenkindern einen Ausflug in die nahen Berge. Der Dokarioth war der größte von ihnen. Ein breiter Pfad – für die Drachen mochte er eher schmal sein – schlängelte sich gemütlich an ihm hoch. Der Pfad führte durch einen dichten Wald, stieg dann aber immer weiter an. Erst nach über drei Stunden hatten sie den Wald hinter sich gelassen und waren so hoch, dass hier keine Bäume mehr wuchsen. Thomas taten mittlerweile die Füße weh, aber Malina schien solche Ausflüge gewohnt zu sein und den kräftigen und riesigen Drachenwesen machte so ein bisschen Wan-dern natürlich auch nichts aus.
Eine weitere halbe Stunde später erreichten sie eine wunderschöne Wiese. „Wir sind da“, verkündete Malina fröhlich.
Staunend bewunderte Thomas die Wiese, auf der sie nun ein großes Picknick machen wollten. Die Blumen waren farbenprächtig und wun -derschön, aber noch beeindruckender war der Ausblick, den sie von hier aus hatten. Um sich herum sahen sie die anderen Berge, die größ-tenteils grün waren und schneebedeckte Gipfel hatten. Aber sie hatten auch einen fantastischen Ausblick über die Stadt Rhyakkunriu. Um die Stadt herum lagen große, weite Felder, endlose Wiesen und in der Ferne einige Wälder. Der Anblick verschlug Thomas die Sprache. Ja, dass er hier in einer ganz anderen Welt war, war offensichtlich.
„Wo sind wir“, fragte Thomas nun auch.
Malinas Vater verstand genau, worauf er hinauswollte. „Wir sind hier in unserem eigenen Land: im Reich der Alten. Vor Urzeiten kamen Men-schen auf die gleiche Art zu uns wie du vor einigen Wochen und haben sich hier angesiedelt. Wir haben sie gern aufgenommen und wie du siehst: Es funktioniert bis heute gut und wir leben harmonisch mit- und nebeneinander.“
Das Land der Alten. Das Reich der Drachen. Natürlich beantwortete das nicht Thomas Frage, aber es war wohl die einzige Antwort, die er erhalten sollte. Die Säulen bildeten auf jeden Fall eine Art Brücke zwischen beiden Welten. Ob es noch andere Wege hierher gab?
„Kommt! Lasst uns etwas essen“, schlug Malinas Mutter vor. Sogleich begann sie, eine riesige Picknickdecke auf dem Boden auszubreiten und dann den großen Korb auszuräumen, den sie mitgebracht hatte.
Ein Picknick hatte Thomas noch nie zuvor mitgemacht und er hätte sich auch nicht träumen lassen, dass es bei so einem Picknick mal so viel zu essen und zu trinken geben könnte.
Irgendwie mochte er die Drachen und beneidete Malina für das Ver -hältnis, dass sie zu ihren Adoptiveltern hatte. Aber insgeheim wusste er doch, dass die Drachen einen Grund dafür haben mussten, dass sie zu den beiden Menschenkindern so nett waren. So große und mächtige Wesen taten nichts Uneigennütziges. Das widersprach einfach allem, was Thomas von Erwachsenen glaubte. Mochten es nun die Alten sein oder Menschen.
Dann aßen sie eine Weile friedlich und die meiste Zeit über schweigend und genossen die wunderschöne Aussicht. Es musste einfach herrlich sein, in einem so tollen Land zu leben, dachte Thomas.
Als sie fertig waren und noch ein paar Stunden die Sonne genossen hatten, machten sie sich wieder auf den Rückweg. Sie hatten den Wald-rand fast erreicht als ein Schrei die Stille der Berge durchschnitt. Es klang so ähnlich wie der Schrei eines Adlers, aber irgendwie höher und bedrohlicher.
Malinas Vater scheuchte sie weiter. „Zu den Bäumen!“, rief er.
„Was war das?“, wollte Thomas wissen, während er loslief.
Malina schüttelte nur hilflos den Kopf. Sie wusste es auch nicht.
„Ihr w ürdet solche Wesen Flugsaurier nennen“, erklärte Malinas Vater, der sich dicht hinter den Kindern hielt und sie so versuchte zu beschützen. „Sie gehören auch zu den Alten, haben sich aber nie damit angefreundet, dass wir die Menschen bei uns aufgenommen haben. Sie sind gefährlich.“
„Und sie sollten nicht hier sein“, ergänzte Malinas Mutter. „Ich hab noch nie gehört, dass sie so
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