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Weltkrieg der Waehrungen

Weltkrieg der Waehrungen

Titel: Weltkrieg der Waehrungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel D. Eckert
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im Anschluss an die Reichsgründung von 1871 eine schwere »Gründerkrise« durch. Der zeitliche Zusammenhang mit der Übernahme des Goldstandards ist mehr als ein Zufall. Dennoch wurde der Kampf um das gelbe Metall in den Vereinigten Staaten besonders erbittert ausgetragen. Viele Menschen nannten das Gesetz von 1873, das Amerikas Umschwenken auf den Goldstandard vorbereitet hatte, schlicht das »Verbrechen von 1873«. Statt des allzu knappen gelben Metalls solle das reichlicher vorhandene Silber das monetäre Rückgrat des Landes werden, forderten sie.
Wahlkampf ums weiße Metall
    Die Unzufriedenheit mit den deflationären Effekten des Goldstandards gipfelte im Präsidentschaftswahlkampf von 1896, in dem die Geldpolitik zum beherrschenden Thema der politischen Auseinandersetzung wurde. Die Demokratische Partei stellte mit dem 36-jährigen William Jennings Bryan den jüngsten Kandidaten auf, den eine der großen Parteien bis heute nominiert hat. Auf dem Nominierungsparteitag in Chicago gewann er die Delegierten mit einer feurigen Rede für sich, bei der er folgende berühmt gewordenen Worte ins Publikum schleuderte: »Du sollst die Menschheit nicht an ein goldenes Kreuz schlagen.« 12 Die Abschaffung des Goldstandards wurde sein wichtigstes Ziel. Allein mit der Rückkehr zu Silber könne die Deflation beendet werden, verkündete Bryan. Trotz seiner gewaltigen rhetorischen Fähigkeiten und trotz der Unterstützung zweier weiterer Parteien, der Populist Party und der »National Silver Party«, verdüsterten sich seine Aussichten, je näher der Urnengang rückte. Schuld daran waren interne Flügelkämpfe, die Bryans Kampagne schwächten: Teile des eigenen politischen Lagers, die an der Ostküste konzentrierten »Gold-Demokraten«, spalteten sich ab und stellten einen konkurrierenden Kandidaten auf. Außerdem vergraulte der missionarische Ton, der im ländlichen Mittleren Westen so gut ankam, viele städtische Wähler. Die Städter ließen Bryan durchfallen. Er verlor die Wahl von 1896 und ebenso die von 1900, zu der er noch mal als Präsidentschaftskandidat antrat. So ging der Kampf für den Silberdollar verloren, Amerika blieb beim Goldstandard. Seinen Einfluss in der Demokratischen Partei würde der charismatische Bryan, der es schließlich 1913 noch zu Woodrow Wilsons Außenminister brachte, bewahren. Mit ihm behielt auch die Weißmetall-Lobby im Kongress ihren Einfluss. Das hatte unvorhersehbare Folgen, nicht nur für die amerikanische Währungspolitik.
    Bryans Wahlniederlage verhinderte nicht, dass der Kampf der Silber-Anhänger wider die Herrschaft des Goldes weiterging. Die Befürworter des weißen Metalls fanden im politischen Establishment Amerikas auch nach 1896 Gehör. Im US-Kongress verstummten die Forderungen nicht, den amerikanischen Silberproduzenten Kompensationen dafür zu gewähren, dass ihr Metall den Kampf verloren hatte. Die Silberanhänger hatten einige Argumente auf ihrer Seite. Manche Ökonomen vertreten die Auffassung, mit einem Silberstandard oder einer Kombination von Gold und Silber als Basis der Währung hätte sich die Große Deflation vermeiden lassen. Dem hätten jedoch andere Nachteile gegenübergestanden, zum Beispiel das Ausscheren aus einem internationalen Geldsystem, das sich seit Anfang der Siebzigerjahre immer mehr um Gold konfigurierte. Ein Bimetallstandard brachte seine eigenen Probleme mit sich: Immer war er dafür anfällig, dass eines der Metalle gehortet wurde, weil der Marktpreis über den Nennwert der Münzen gestiegen war. Die Macht der Silberbewegung resultierte nicht so sehr aus der Festigkeit ihrer Argumente. Der eigentliche Grund für ihre Stärke war ein institutioneller: Gemessen an ihrer Bevölkerungszahl waren Staaten mit eigener Silberförderung und agrarisch geprägte Bundesstaaten (ihre natürlichen Verbündeten) im politischen Gefüge der USA überrepräsentiert. Bei wichtigen Abstimmungen gab die Silber-Lobby häufig das Zünglein an der Waage ab. So konnten sie Gegenforderungen für ihr günstiges Votum stellen. Diese amerikanische Form des Kuhhandels trug für die Weißmetall-Anhänger Früchte.
    Ihren größten Triumph erzielte die Bewegung mit dem »Sherman Silver Purchase Act« von 1890. Dieses Gesetz verpflichtete die US-Regierung, beträchtliche Mengen Silber auf dem freien

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