Weltkrieg der Waehrungen
Laufzeit, die die Rendite auf ein Prozent drückt, ist heute ebenso irrational, wie die Anleiherallye der Neunzigerjahre rational war. Das muss jedoch nicht bedeuten, dass ein Platzen dieser Blase unmittelbar bevorsteht. In Japan handelt es sich streng genommen nicht einmal um eine Spekulationsblase. Zutreffender wäre vielleicht der Begriff »Interventionsblase«, da es staatliche Institutionen sind, die sie nähren.
Auch lang laufende Titel der USA und vieler europäischer Staaten erscheinen angesichts der Perspektiven deutlich überbewertet. Amerika hat sich auf einen extremen Verschuldungskurs begeben, und in der EU deutet sich an, dass selbst relativ solide wirtschaftende Staaten am Ende die Schulden der Unsoliden übernehmen müssen. So mutet denn auch eine deutsche Zehnjahres-Bundesanleihe mit deutlich unter zwei Prozent Rendite oder ein fünfjähriges Papier mit weniger als ein Prozent nicht wie ein gutes Geschäft an. Zwar sind die Inflationsraten aktuell moderat und mögen noch eine Zeit lang moderat bleiben. Doch angesichts des enormen Rohstoffbedarfs der Schwellenländer und der dort zu erwartenden Lohnsteigerungen ist das eine äuÃerst unsichere Wette. Der globale Nachfrageschub wird das Preisniveau auch hierzulande früher oder später nach oben hieven, und die Notenbanken machen nicht den Eindruck, als wollten sie darauf wie in früheren Zeiten mit der GegenmaÃnahme steigender Zinsen reagieren.
Langfristig kann die Prognose über die finanzielle Solidität der Industrieländer kaum günstig ausfallen. Der Schuldenfluch lässt sich realistisch betrachtet nur auf zweierlei Weise brechen, und beide sind für Sparer alles andere als beruhigend. Die Alternativen lauten Staatsbankrott mehrerer groÃer Länder und eine damit einhergehende neue Depression oder eine Entschuldung mittels anziehender Inflation, was einer kalten Enteignung der Anleihenbesitzer gleichkäme. Das 1971 gestartete Experiment des Papiergelds tritt in eine entscheidende Phase, und die Chancen auf einen günstigen Ausgang sind gering.
Sozialstaat und Papiergeld
Solange die Bevölkerungsentwicklung in den Industrieländern günstig war, konnten die potenziell geldwertvernichtenden Effekte dieses Systems ausgeglichen werden. Die Inflation blieb praktisch latent. Doch seitdem der demografische Trend gedreht hat, wird die Versuchung übermächtig, die Notenpresse als Waffe im Krieg gegen die Krise einzusetzen, wobei unter Krise wahlweise wirtschaftliche Stagnation, Deflation oder Depression verstanden wird.
Der Mangel an Wachstum ist für moderne demokratische Sozialstaaten, die ihrer Natur nach einem Schneeballsystem ähneln, existenzbedrohend: Da die Ansprüche prinzipiell immer weiter wachsen, geht die Rechnung nur auf, solange eine genügend starke Konjunktur Geld in die Kassen spült, ökonomischer Stillstand bedeutet für die sozialen Systeme das sichere Ende. So erklärt sich auch die Vehemenz, mit der die Regierungen auf den 15. September 2008 reagiert haben. Etwas anderes als Wachstum darf nicht sein. Zur Not muss ein permanenter Ausnahmezustand ausgerufen werden. Damit nimmt die Gefahr zu, bei der monetären Krisenbekämpfung über das Ziel hinauszuschieÃen und statt einer milden Inflation eine bösartige Inflation zu provozieren.
Bei der privaten Geldanlage muss es folglich darum gehen, dem Laboratorium des groÃen Experiments so gut wie möglich zu entkommen. Das groÃe Experiment â das ist ungedecktes Papiergeld, das beliebig vermehrt werden kann. Die Dollars, Euros, Pfunde und Yen des Nach-Bretton-Woods-Standards zählen dazu.
Langfristig ist jeder Bürger daher gut beraten, einen Teil seines Vermögens aus den alternden Papiergeld-Ländern abzuziehen. Als Ausflucht bieten sich drei Anlageklassen an: Rohstoffe, Schwellenländer vor dem demografischen Knick sowie Unternehmen, die vom Aufstieg der ersten beiden begünstigt werden.
Da die Demografie vor allem gegen die Japaner, gegen die Europäer und (wenngleich in schwächerer Form) auch gegen die Amerikaner arbeitet, ist bei Yen, Euro und Dollar eine Aushöhlung zu erwarten. Am klarsten wird sich der Wertverlust im Vergleich zum Gold abzeichnen, das immer mehr in die Rolle eines privaten Reservegeldes hineinwächst. So unwahrscheinlich die Wiedererrichtung eines internationalen Goldstandards ist, so wahrscheinlich ist, dass Sachwerte für
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