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Weltkrieg der Waehrungen

Weltkrieg der Waehrungen

Titel: Weltkrieg der Waehrungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel D. Eckert
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Europäischen Union ist der Euro, der anders als Dollar und Yuan im Weltkrieg der Währungen keine aggressive Streitmacht, sondern eine Defensiv-Devise darstellt. Geschaffen, um die Macht der Deutschen Mark und der Bundesbank zu brechen, eignet sich der Euro anders als der Dollar oder der Yuan nicht als Angriffswaffe. Seine Mission ist der Friede. Im Idealfall könnte das kontinentale Geld sogar dem internationalen Währungssystem zu einer neuen Symmetrie verhelfen. Gelingt es, die Währungsunion an den Prinzipien des soliden Haushaltens auszurichten, hätte das europäische Geld genügend Schwerkraft, um zwischen dem absteigenden Dollar und dem aufsteigenden Yuan den ruhenden Pol zu bilden. Doch wollen die Europäer den Euro retten, müssen sie sich beeilen. Die Zeit arbeitet gegen sie.
Die Krise des Westens
    Das 21. Jahrhunderts ist das erste Jahrhundert seit gut einem halben Jahrtausend, das nicht von einer Expansion dessen geprägt sein wird, was wir westliche Kultur nennen. Der Aufstieg Chinas und Asiens insgesamt scheint allen möglichen und auch wahrscheinlichen Rückschlägen zum Trotz unabwendbar. Das Kippen der globalen Machtachsen wird nicht ohne den einen oder anderen schmerzhaften Ruck ablaufen. Die bisher heftigste Erschütterung war die Finanzkrise. Sie ist kein Zufallsereignis, sondern erwuchs zwangsläufig aus der Art, wie westliche Regierungen unter den Bedingungen einer alternden Wohlfahrtsgesellschaft Geldpolitik betrieben. Für den demokratischen Sozialstaat ist das Ausbleiben von Wachstum eine tödliche Gefahr, auf die er reflexartig mit der Aufnahme von Schulden reagierte. Die kreditfinanzierten Konjunkturprogramme schufen neues (künstliches) Wachstum, doch wo dieser Weg auch beschritten wurde: Seit der Finanzkrise eilen die Schulden dem Wachstum davon. Im Paradigma des Papiergeldes sind Dollar, Euro, Pfund und Yen Schuldscheine, die Jahr für Jahr weniger gedeckt sind. Da die finanzielle Hauptlast der Alterung erst in den nächsten Dekaden auf Amerika, vor allem aber auf Japan und Europa zukommen wird, lässt sich schwer ein Szenario denken, in dem der Wert dieser Devisen nicht ausgehöhlt wird.
    Die vergangenen zwei Jahrzehnte haben offenbart, auf welch unsicherem Fundament unser Wohlstand ruht. Zunächst verglühte mit Japan die vermutlich fortschrittlichste Volkswirtschaft der Welt in einer Art Supernova. Schon in den Neunzigerjahren musste die ehemalige Wunderökonomie mittels einer Nullzinspolitik und weitreichenden Markteingriffen aufgefangen werden. Immer die Gefahr einer neuen Großen Deflation vor Augen intervenierte die Regierung mit Konjunkturprogrammen, während die Notenbank in Gestalt von »quantitativer Lockerung« den Kapitalmarkt manipulierte. Das alles hat kein nennenswertes nachhaltiges Wachstum zurückgebracht, allenfalls die Abwärtsspirale aufgehalten.
    So grausam das japanische Schicksal war, trösteten sich amerikanische und europäische Beobachter damit, dass Ökonomie, Politik und Gesellschaft des Inselreichs einige Besonderheiten aufweisen. Es sei ein hermetisch abgeschlossener Kumpanenkapitalismus ohne ausreichende Kontrollmechanismen gewesen. Autoritätsgläubigkeit und Filz hätten der letztlich von Ausländern unverstehbaren Nation den Schlamassel eingebrockt. Diese Selbstvergewisserung des »Japan ist anders« wurde in der ersten Dekade des neuen Jahrhunderts zerschmettert. Schon im ersten Jahr der Finanzkrise 2008 sahen sich die USA und die meisten europäische Staaten zu den gleichen Maßnahmen gezwungen, die vorher noch als »japanisch« verpönt gewesen waren: Nullzins- oder Nahe-Nullzins-Politik, milliardenschwere Konjunkturprogramme und schließlich direkte Markmanipulation mittels Anleihekäufen. Aus der Japanisierung der industrialisierten Welt können einige Schlussfolgerungen über den Zustand und die Zukunft des internationalen Geldsystems gezogen werden. Die Erkenntnisse sind alles andere als beruhigend.
    Warum ereilte Japan das japanische Schicksal zuerst? Die Antwort lautet: weil bei dem Land zwei Faktoren zusammenkamen, die im Falle Europas und Amerikas versetzt und mit einiger zeitlicher Verzögerung eintraten. Ohne jede Übertreibung lässt sich sagen, dass Japan die erfolgreichste Ökonomie der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war. Seine Wachstumsraten übertrafen die des Wirtschaftswunderlands Deutschland bei Weitem. Das

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