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Weltkrieg der Waehrungen

Weltkrieg der Waehrungen

Titel: Weltkrieg der Waehrungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel D. Eckert
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Exportmodell war dem seiner Konkurrenten so sehr überlegen, dass seine Unternehmen in den alten Industrieländern ganze Industriebranchen zerstörten oder zerstört hätten, wären ab den Achtzigerjahren nicht verstärkt verbrämte protektionistische Schutzzäune hochgezogen worden.
    Die Schattenseite dieses Erfolgs war, dass Japan seit den Siebzigerjahren besonders viele dämonische Dollars ins Land zog – weitaus mehr, als Japan recyceln konnte. Das blähte den Banken- und Versicherungssektor zu einem karikaturesk verzerrten Riesenmonster, einer Art Finanz-Godzilla, auf. Wie der Film-Godzilla musste auch der Finanz-Godzilla an seiner eigenen mutanten Übergröße zugrunde gehen.
    Die interessante Frage ist, warum Japan das Schicksal der andauernden Wachstumsschwäche bereits in den Neunzigerjahren und damit gut anderthalb Jahrzehnte vor Europa und Amerika ereilte. Anders gefragt: Warum führte nicht bereits das Platzen der New-Economy-Blase 2000 im Westen zu einem ähnlichen Kollaps wie in Japan?
Schicksal Demografie
    Hier liefert die Demografie Hinweise: Wie jeder moderne demokratische Sozialstaat der Nachkriegszeit trägt auch die Wohlfahrtssupermacht Japan Züge eines demografischen Schneeballsystems. Die Generationen im Arbeitsleben müssen die steigenden Kosten für Gesundheit und Rente tragen. Das geht gut, solange genügend Nachwuchs oder Wirtschaftswachstum vorhanden ist. Bleiben aber Kinder oder ausreichend hohe Produktivitätsgewinne aus, gerät das System ins Rutschen. Der Unterschied zum Rest der industrialisierten Welt liegt in der demografischen Struktur. Japan erreichte einen ersten Höhepunkt der Alterung früher als andere Industrieländer, und zwar in den Neunzigern. Das originäre Wachstum war daher zu schwach, um die Verheerungen der »Dämonische-Dollars-Blase« auszugleichen, zumal dem Exportmeister Japan mit der Öffnung der ehedem kommunistischen Volkswirtschaften, vor allem Chinas, mächtige Konkurrenz erwuchs.
    Mit graduellen Unterschieden haben jedoch fast alle europäischen Volkswirtschaften und auch die USA ihren demografischen Zenit (gemessen am Anteil der produktivsten Jahrgänge an der Gesamtbevölkerung) überschritten. Auch die Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland ist neuerdings im Schrumpfen begriffen. Die ersten Babyboomer-Jahrgänge werden im Laufe dieser Dekade aus dem Berufsleben ausscheiden, wie es in Japan bereits in den Neunzigerjahren der Fall war. Es läuft daher ganz nach dem japanischen Drehbuch, wenn die europäischen Regierungen und die Zentralbank im großen Stil ökonomisch eingreifen, um Wachstum zu inszenieren.
    Diese mit Krediten oder über die Notenpresse finanzierten Maßnahmen können ebenso wenig dauerhaft volkswirtschaftliche Dynamik schaffen wie die japanischen Interventionen. Das gespenstische Szenario eines Abgleitens in die Deflation oder die Depression wird daher auch bei zwischenzeitlichen Erholungen nicht schwinden. Im derzeitigen Paradigma wird die durch dämonische Dollars verursachte Krise durch neue dämonische Dollars bekämpft, unterstützt durch dämonische Euros, dämonische Pfunde und dämonische Yen.
    Am Ende wird es immer wieder auf ein Wettrennen hinauslaufen: Kann die Weltwirtschaft insgesamt schnell genug wachsen, um die von den alternden Industriestaaten aus Verzweiflung geschaffenen dämonischen Dollars zu absorbieren? Nur wenn das der Fall ist, scheint eine nichtrevolutionäre Lösung denkbar.
Ein schlechtes Geschäft
    Einzelne Industriestaaten wie Deutschland können dann sogar darauf hoffen, dass sie über den Warenexport genügend Wachstum generieren, um die Menge an Gütern mit der Menge an Geld in Einklang zu bringen. Auch Länder wie Griechenland könnten profitieren, indem sie Dienstleistungen, zum Beispiel im Tourismus, an die Menschen aus erfolgreichen Exportnationen verkaufen.
    Legen Geldmenge und Schulden jedoch weiterhin überproportional zu, steuert alles auf einen radikalen Bruch zu. Die dämonischen Dollars werden dann auf der Suche nach einer Bleibe weiter um den Globus jagen. Finden sie eine, so lassen sie sich dort nieder und erzeugen eine Spekulationsblase – ehe sie wieder aufgescheucht werden und weiterziehen.
    Wo sind die dämonischen Dollars momentan anzutreffen? Auch und vor allem in Staatsanleihen. Die Bewertung japanischer Regierungstitel mit zehnjähriger

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