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Weltkrieg der Waehrungen

Weltkrieg der Waehrungen

Titel: Weltkrieg der Waehrungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel D. Eckert
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Prozent jährlich. 18 Es war, wie es im Englischen heißt, »too good to last«, zu schön, um wahr zu sein.
    Wie fast alle goldenen Zeitalter war auch dieses ein schöner Traum. Die monetäre Ruhe der Fünfziger- und Sechzigerjahre resultierte aus besonderen Umständen, die nicht ewig anhalten konnten. Getragen wurde das System von Bretton Woods besonders zu Anfang durch die wirtschaftliche Dominanz der Vereinigten Staaten. Während große Teile Europas (und auch Asiens) nach dem Zweiten Weltkrieg verwüstet daniederlagen, war das amerikanische Produktionspotenzial praktisch unversehrt geblieben. Von direkter Feindeinwirkung war nur Hawaii betroffen. Europa widmete sich noch dem zeitraubenden Wiederaufbau vor allem der Infrastruktur, als die USA schon im großen Stil produzieren und exportieren konnten. Nie war die relative Überlegenheit Amerikas auf wirtschaftlichem Gebiet größer als zu diesem Zeitpunkt. Am Ende des Zweiten Weltkriegs lag der Anteil der USA an der weltweiten Industrieproduktion bei mehr als 50 Prozent, das Land zeichnete für die mit Abstand meisten Exporte verantwortlich und verfügte über beinahe zwei Drittel der globalen Goldreserven. 19 Nie zuvor und nie danach überragte eine Ökonomie alle anderen auf dem Erdball so sehr wie die amerikanische in den Vierziger- und Fünfzigerjahren. Die scheinbare Unverwüstlichkeit des Bretton-Woods-Systems wurde darüber hinaus von der Neuverteilung der politischen Machtverhältnisse nach 1945 unterstützt.
    Ein vergleichender Blick auf die Zwischenkriegszeit macht den Unterschied deutlich: In den zwei Jahrzehnten zwischen 1918 und 1939 hatten die europäischen Großmächte eine eigenständige Weltpolitik fortgeführt – die nicht selten in direktem Widerspruch zu den Vereinigten Staaten stand. Hier wirkten alteuropäische Vorstellungen von Rang, Prestige und zivilisatorischer Mission fort. Frankreichs und Englands Abschied von der Macht war nicht schmerzfrei und vollzog sich nicht ohne trotziges Aufbäumen, schließlich hatten beide Mächte vor 1945 zwei Jahrhunderte lang eine führende Rolle auf der internationalen Bühne gespielt; Weltpolitik war in Pariser Salons oder Londoner Clubs gemacht worden. Dank mancher »Kriegsbeute« hatte das britische Kolonialreich seine größte Ausdehnung nach 1918 erreicht. Ähnlich konnte sich Frankreich in den zwei Jahrzehnten nach 1918 noch als aufsteigende Macht fühlen. Nicht zuletzt auf finanziellem Gebiet schien die Erwartung künftiger Grandeur nicht unbegründet, da die Pariser Börse dem alten Konkurrenten London den Platz streitig machte. Doch das Gegeneinander forderte einen Preis: Die Rangeleien um Macht und Einfluss trugen nicht unwesentlich zur Instabilität des internationalen Systems zwischen 1918 und 1939 bei.
    Nach dem Zweiten Weltkrieg wandelte sich das Bild: Trotz der imposanten äußeren Ausdehnung der europäischen Kolonialreiche begannen deren Fundamente schnell zu bröckeln. Unabhängigkeitsbewegungen gewannen in den überseeischen Territorien an Zuspruch. Der weltpolitische Abstieg der europäischen Imperialstaaten beschleunigte sich nun auf dramatische Weise. Schon 1947 wurde Indien, das »Kronjuwel« des britischen Empire, unabhängig, und die französische Herrschaft in Indochina löste sich in den Fünfzigerjahren mit atemberaubender Geschwindigkeit auf. Sogar eine Abspaltung Algeriens, das patriotische Franzosen als Teil des Mutterlandes anzusehen pflegten, deutete sich an. Indirekt sollten die Geschehnisse in Nordafrika später noch einigen Einfluss auf das Weltwährungssystem haben, indem sie nämlich Charles de Gaulle in Frankreich an die Macht brachten.
    Doch selbst wenn es den Imperialmächten gelungen wäre, ihre kolonialen Pfründe zu verteidigen – spätestens seit dem Sues-Debakel von 1956 war klar, dass das ein hoffnungsloses Unterfangen war –, wären die europäischen Mutterländer extrem verletzlich geblieben. Seit dem Ende des Krieges stand mit der Sowjetunion eine Militärmacht im Herzen Europas, die die unverhältnismäßig schwächeren Streitkräfte Westeuropas leicht hätte zermalmen können. Dank ihrer erdrückenden konventionellen Überlegenheit und ihrer günstigen strategischen Ausgangsposition »knapp hinter Fulda« bestanden für die Rote Armee gute Chancen, mit einem

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