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Weltkrieg der Waehrungen

Weltkrieg der Waehrungen

Titel: Weltkrieg der Waehrungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel D. Eckert
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United States Dollar.
Ein tragischer Held
    Den Wünschen der Vereinigten Staaten konnte sich in Bretton Woods niemand entziehen. Als die Konferenz am 22. Juli 1944 nach dreiwöchigen intensiven Verhandlungen zu Ende ging, stand fest: Der Dollar war das Geld, um das sich die monetäre Nachkriegsordnung zentrieren würde, der Dollar war die neue Leitwährung auf dem Globus. Die übrigen Zahlungsmittel des Systems waren nicht mehr durch ihre Unterlegung mit Gold bestimmt, sondern allein durch ihren Kurs zum Greenback. Durch Devisenmarktinterventionen würden die Notenbanken dafür Sorge tragen, dass die Paritäten innerhalb einer Schwankungsbreite von einem Prozent blieben. Um der neuen Ordnung einen festen Wertanker zu geben, wurde der Dollar offiziell an das gelbe Metall gebunden, und zwar zu einer Parität von 35 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Ausländische Notenbanken, nicht jedoch Privatleute oder Unternehmen, erhielten das Recht, sich ihre Forderungen an Amerika in Gold transferieren zu lassen. Später wurde dafür die Metapher vom »Fenster« gefunden, durch das bildhaft Barren gegen Papier-Dollar getauscht werden konnten. Die von Keynes geforderten Strafgebühren fielen gänzlich unter den Tisch. Sie waren für Washington letztlich nicht akzeptabel. Die USA hatten guten Grund zu der Annahme, nach dem Krieg als die mit Abstand stärkste Wirtschaft über viele Jahre hohe Gold- und Devisenzuflüsse auf sich zu ziehen. Und warum sollte Amerika dafür diszipliniert werden, dass seine Ökonomie leistungsfähiger war als die anderer Länder?
    Während sich Keynes weder mit der Idee einer supranationalen Reservewährung noch mit der Einführung möglicher Strafzahlungen durchsetzen konnte, war dem Konzept einer globalen Zentralbank zumindest in Teilen Erfolg beschieden. Der »Internationale Währungsfonds« (IWF) war neben der »Internationalen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung« (IBRD), der späteren »Weltbank«, das wichtigste Geschöpf der Bretton-Woods-Konferenz und trug in mancher Hinsicht Keynes’ Handschrift. Allerdings unterschied sich der IWF von einer echten internationalen Notenbank in einem entscheidenden Punkt: Er konnte kein Geld schaffen, war als Kreditgeber letzter Hand also nicht vollfunktional und autonom. Keynes’ Bancor blieb eine Vision, der große Ökonom selbst wurde zum tragischen Helden.
    Was 1944 in den White Mountains beschlossen wurde, war ein großer Schritt nach vorn. Aber es war weit davon entfernt, perfekt zu sein. Die Stabilität des Bretton-Woods-Systems (wie es von da an genannt wurde) würde entscheidend davon abhängen, dass die einzelnen Paritäten weder zu hoch noch zu niedrig zum Dollar angesetzt waren. War das eine oder das andere der Fall, würden sich unweigerlich ähnlich gefährliche Spannungen aufbauen, wie sie in den Zwanzigerjahren dem Britischen Pfund zugesetzt hatten. Damals hatte Schatzkanzler Winston Churchill den Sterling zu »teuer« an das Gold (und gewissermaßen schon an den Dollar) gekettet – mit verheerenden Folgen. Das Problem war, dass sich der Wert von Währungen untereinander änderte. Er schwankte mit der Stärke und Schwäche der Volkswirtschaften.
    Nicht zuletzt aus diesem Grund war das System von Bretton Woods von der Kooperation der Staaten abhängig. Indem der Dollar nun auch offiziell den Status der internationalen Leitwährung erhielt, fiel einer nationalen Regierung – nämlich der amerikanischen – die Verantwortung dafür zu, auf dem Globus für solides und gleichzeitig ausreichend fließendes Geld zu sorgen. Die US-Zentralbank Federal Reserve wurde gleichsam zur Notenbank der Welt.
Bedenkenträger Triffin
    Doch dem System einer goldbasierten Reservewährung Dollar wohnte ein Konstruktionsfehler inne. Erst spät – anderthalb Jahrzehnte nach Bretton Woods – deckte der belgisch-amerikanische Ökonom Robert Triffin das Dilemma auf. Kurz gesagt bestand es darin, dass die Verbindung von Gold und Dollar das globale System in einen schwer auflösbaren Widerspruch manövrierte: Würden die USA die Menge der Dollars knapphalten, um den Wert der Währung zu sichern, könnte die Expansion von Handel und Industrie auf dem Globus stranguliert werden. Alle Nationen brauchten die US-Devise für ihre Reserven und auch für ihren Außenhandel. Würden die USA der Weltwirtschaft

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