Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltkrieg der Waehrungen

Weltkrieg der Waehrungen

Titel: Weltkrieg der Waehrungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel D. Eckert
Vom Netzwerk:
der kommunistischen Expansion verschrieben und befürchteten einen Domino-Effekt: Würde Indochina fallen, so könnte das gesamte entkolonialisierte Asien rot werden.
    In der ersten Hälfte der Sechzigerjahre beschränkte sich Amerika darauf, die westlich orientierte, aber korrupte Regierung in Südvietnam mit Militärberatern und Kriegsmaterial zu unterstützen. Ab 1965 verschärfte Washington jedoch die Gangart. Mit Bombardements sollte die kommunistische Regierung in Hanoi an den Verhandlungstisch gezwungen werden. Erstmals entsandten die USA im März 1965 auch eigene Bodentruppen in das Kriegsgebiet. In den folgenden drei Jahren stieg die Zahl der G.I.s auf 536 000. Obwohl der Umfang der Militäroperationen von Jahr zu Jahr wuchs – zum Beispiel wurden die Bombardierungen auf die Nachbarländer Kambodscha und Laos ausgeweitet –, war ein Sieg der US-Truppen Ende der Sechziger nicht absehbar. Die amerikanische Militärmaschine hatte sich in den Sümpfen und Urwäldern Vietnams festgefahren. Erkennbar war indessen, dass die Kriegslasten die heimische Wirtschaft mehr und mehr schädigten. Jeder Einsatz eines großen B-52-Bombers verschlang 30 000 Dollar, und Jahr für Jahr stiegen Tausende US-Flugzeuge auf. Schon 1966 belasteten die Bombardements den US-Haushalt mit 1,7 Milliarden Dollar. 20 (In heutige Kaufkraft umgerechnet wären das fast zwölf Milliarden Dollar.)
    Für die Währungspolitik stellte der Krieg eine enorme Herausforderung dar. Um den fortgesetzten Kampf in Asien zu finanzieren, verlegten sich die USA darauf, die Menge der zirkulierenden Dollars auszuweiten. Der Export von Greenbacks sicherte Amerikas militärische Stärke (zumindest vorübergehend), aber er unterminierte die Festigkeit von Amerikas Währung. Die amerikanische Haushaltslage wurde in den Sechzigerjahren umso prekärer, als sich die USA parallel zum Vietnamkrieg an den Aufbau eines Wohlfahrtsstaats gemacht hatten: Präsident Lyndon B. Johnsons »Great Society« (die unter anderem erstmals eine allgemeine Krankenversicherung für Rentner und Arme vorsah) mochte den gesellschaftlichen Zusammenhalt im Land festigen, ging aber mit weiteren Ausgaben einher, die die öffentlichen Etats zusätzlich unter Druck setzten. Nach 1945 konnte der rüstungsbedingte Schuldenberg durch rasches Wirtschaftswachstum und umsichtige Politik erstaunlich schnell abgebaut werden. Nun hatte diese Sanierung keine Priorität mehr. Das zeitigte Folgen weit über Amerikas Grenzen hinaus: Über den Leitwährungsstatus des Dollar schien der Rest der Welt dazu bestimmt, Amerikas Defizite mitzufinanzieren. »Unsere Währung, euer Problem«, würde einige Jahre später US-Finanzminister John Connally nassforsch formulieren.
    Die Dollarflut brachte unweigerlich Inflationsgefahr mit sich, die sich in der Ordnung von Bretton Woods wie in einem System kommunizierender Röhren auf andere Länder übertragen konnte. Wegen der aus dem Ruder laufenden Kriegsausgaben schraubte sich die amerikanische Inflation in zuvor lange nicht erreichte Höhen. Ende der Sechzigerjahre stiegen die Verbraucherpreise mit einer Rate von fünf Prozent und damit so schnell wie seit dem Koreakrieg nicht mehr. Und es ging weiter nach oben. Um den Kurs der US-Währung im Bretton-Woods-System zu stützen, mussten die Notenbanken Dollar gegen »frisch gedrucktes« heimisches Geld aufkaufen, wodurch sich der Inflationsvirus international ausbreitete. Viele europäische Geldhüter intervenierten mit zunehmendem Widerwillen. Das Bretton-Woods-Gefüge zeigte erste Auflösungserscheinungen.
Fort Knox droht auszubluten
    Gegen Ende der Sechzigerjahre schmolzen die Edelmetall-Bestände der Federal Reserve für alle erkennbar dahin. Für diesen Aderlass waren zwei Faktoren verantwortlich, die zum Nachteil der Amerikaner zusammenwirkten: Zum einen der Vertrauensschwund, den der Dollar durch den verlustreichen Krieg in Vietnam zu verzeichnen hatte. Zum anderen die erwähnte schnelle Erholung der europäischen Volkswirtschaften: Gestützt durch einen offenen Welthandel und tendenziell unterbewertete Währungen, erwiesen sich Franzosen, Italiener und vor allem Deutsche als Meister darin, Produkte auf ausländischen Märkten abzusetzen. Gemessen an den »asiatischen« Niveaus von heute waren die Handelsbilanzüberschüsse dieser Länder zwar noch bescheiden. Doch laut den

Weitere Kostenlose Bücher