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Weltkrieg der Waehrungen

Weltkrieg der Waehrungen

Titel: Weltkrieg der Waehrungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel D. Eckert
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Eingreifen des Staates. Zeitweise bezifferten Ökonomen die Unterbewertung des chinesischen Geldes zum Dollar in den vergangenen Jahren auf 30 bis 50Prozent. 34
    Unentwegt kauft die People’s Bank of China, die chinesische Notenbank, Dollar gegen Yuan, die sie selbst schaffen kann. Dadurch hält sie den Kurs der eigenen Währung künstlich niedrig. Da der Renminbi Kapitalverkehrskontrollen unterliegt, also nicht frei ein- oder ausgeführt werden darf, ist es möglich, diese Manipulation problemlos auch über einen längeren Zeitraum fortzusetzen. Die chinesischen Währungswächter können den Yuan-Kurs so präzise steuern wie eine Drohne. Doch was für China gut ist, ist nicht unbedingt gut für die Weltwirtschaft.
    Durch den unterbewerteten Wechselkurs ziehen Firmen aus dem Reich der Mitte Geschäfte an sich, die sonst Konkurrenten aus anderen Ländern zugefallen wären. Die künstlich aufrechterhaltene Unterbewertung verschafft den Exporteuren des Riesenreiches einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil auf den Weltmärkten. Produzenten in Thailand, Malaysia und den Philippinen mussten in den vergangenen Jahren mit ansehen, wie ihnen die Kunden mehr und mehr abhandenkamen, wie sie Marktanteile verloren, weil diese zu den noch günstigeren chinesischen Erzeugern wechselten. Die Tiger-Ökonomien konnten nie mehr an ihre fantastischen Wachstumsraten aus der Zeit anknüpfen, als das Reich der Mitte noch nicht der alles beherrschende Spieler war. Allerdings ist China für sie auch ein wichtiger Kunde. Je stärker rohstofflastig eine Wirtschaft ist, desto mehr profitiert sie vom Aufstieg des erz- und energiehungrigen Riesenreichs.
    Aber auch Europas Industrien lassen die Auswirkungen des China-Faktors nicht ungerührt. Selbst deutsche Vorzeigebranchen wie die erneuerbaren Energien spüren die Hitze, die vom Reich der Mitte abstrahlt. Hiesige Fotovoltaikhersteller verlieren nach anfänglicher Weltmarktführerschaft einen immer größeren Teil des Kuchens an die Konkurrenz aus Fernost. In den USA ist inzwischen eine Klage gegen Wettbewerbsverzerrung anhängig. Ein Gericht soll klären, ob China den amerikanischen Markt mit Solarzellen zu Dumpingpreisen überschüttet. Peking nutzt seine Währung nicht nur als Bollwerk gegen Spekulanten, wie es dies selbst gern sieht, sondern auch als Rammbock, um die Tore zu neuen Märkten aufzubrechen. Dadurch zieht das Reich der Mitte potenziellen Wohlstand aus anderen Wirtschaftsräumen ab.
Spiel auf Zeit
    Der Währungsmerkantilismus der aufstrebenden Macht konnte nicht ohne Gegenreaktion bleiben. In den USA, aber auch in Europa und anderswo erhält die Phalanx derer Zulauf, die Peking für die Manipulation des Wechselkurses bestrafen wollen. Besonders artikuliert war die Kritik in den Wochen vor dem Treffen der 20 größten Industrienationen am 26. und 27. Juni 2010 in Toronto. Das Treffen in der kanadischen Metropole drohte zum Tribunal gegen Peking zu werden.
    Da war es gewiss kein Zufall, dass die chinesische Notenbank am19. Juni 2010, exakt eine Woche vor dem Wirtschaftsgipfel, überraschend bekannt gab, dass sie den Yuan-Wechselkurs künftig »flexibilisieren« wolle. War das die erhoffte Liberalisierung des Wechselkurses? War das der Schwenk zu einer Politik der globalen Verantwortung, die so oft angemahnt worden war? War Peking womöglich sogar dabei, der Welt in Gestalt einer deutlichen Währungsaufwertung einen Marshallplan des 21. Jahrhunderts zu schenken? Viele Beobachter blieben skeptisch und bewerteten die Ankündigung als taktisches Spielchen. Der Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman sprach von einer Finte, mit der Peking abwenden wolle, dass es beim G20-Treffen als Devisenmanipulator angeprangert wird. Wirklich ändern wolle die Volksrepublik nichts. Die skeptischen Stimmen sind seither nicht verklungen, auch wenn der US-Kongress letztlich immer davor zurückgeschreckt ist, China offiziell als Devisenmanipulator zu brandmarken.
    Tatsächlich darf sich die chinesische Währung seither in winzigen Schrittchen von maximal 0,5 Prozent am Tag nach oben bewegen. Häufig steuerte die People’s Bank of China gegen, um die Aufwertung zu bremsen. Ein halbes Jahr nach Bekanntgabe der Flexibilisierung war der Yuan-Kurs um weniger als ein Prozent gestiegen. Zwischen Mitte 2010 und Anfang 2012 durfte der Kurs um 7,5 Prozent zum Dollar zulegen: Damit scheint die

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