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Weltkrieg der Waehrungen

Weltkrieg der Waehrungen

Titel: Weltkrieg der Waehrungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel D. Eckert
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es maßgeblich bestimmen kann. Diese zweite Währung an Pekings Gängelband heißt: United States Dollar.
Die finanzielle Atombombe
    Es mag übertrieben klingen, dass der Greenback unter Pekings Kommando steht. Jedoch hat die chinesische Regierung fraglos enormen Einfluss auf das Wohlergehen der US-Währung. Die Fernbedienung für den Dollar liegt in den Safes der Chinesischen Zentralbank. Die Volksrepublik ist zum größten Besitzer von amerikanischem Geld avanciert. Anfang 2012 besaß China Devisenreserven im Wert von 3,2 Billionen Dollar. Diese Summe reicht fast an die jährliche Wirtschaftsleistung von Deutschland heran, die 2011 bei umgerechnet etwas über 3,6 Billionen Dollarrangierte. 35
    Auch wenn Peking eine genaue Aufschlüsselung der Devisenreserven verweigert, können Analysten anhand der Marktaktivitäten der chinesischen Währungshüter Rückschlüsse auf die Zusammensetzung ziehen. Klar ist, dass ein Teil der Bestände in Gold, Euro und anderen Währungen angelegt ist. Es besteht jedoch kein Zweifel, dass das Gros aus Dollars besteht. Bisher hat sich die Faustformel bewährt, dass die Volksrepublik rund zwei Drittel ihrer Währungsreserven in Greenback-Papieren angelegt hat. Das wären also gut zwei Billionen Dollar.
    Ein Teil des Staatsschatzes kommt »auf natürlichem Weg« dadurch zustande, dass chinesische Exporteure ihre in den USA und im Dollarraum erwirtschafteten Erlöse bei der Zentralbank gegen Yuan tauschen. Das Geld der amerikanischen Konsumenten, die sich eine Digitalkamera oder einen Tablet-Computer »made in China« kaufen, landet über den Umweg des teilstaatlichen Bankwesens in den Tresoren Pekings. Darüber hinaus, und so kommt der andere Teil der Reserven zustande, kauft die chinesische Regierung massenweise Greenbacks, um den Kurs der heimischen Währung niedrig zu halten. Die Führung kann so viele Yuan-Scheine drucken lassen (oder Yuan-Beträge auf elektronischem Wege ins Leben rufen), wie sie will, und gegen Dollar tauschen: Das Ergebnis ist eine Stützung der US-Devise und eine künstliche Abwertung der eigenen Währung. Gleichzeitig werden die Dollarreserven des Staates »unnatürlich« stark aufgebläht. China vereinigt inzwischen ein knappes Drittel aller internationalen Währungsreserven auf sich. Dank der zentralistischen Struktur seines politischen Systems ist es China allem Anschein nach als erstem großem Land gelungen, die »dämonischen Dollars«, jenen globalen Geldüberschuss, erfolgreich in seinen Dienst zu stellen.
    Mehr als drei Billionen Dollar Devisenreserven sind selbst für eine so schnell wachsende, mächtige Volkswirtschaft wie die chinesische ein eklatant hoher Betrag. Tatsächlich ist es der in absoluten Zahlen wohl größte Staatsschatz der Geschichte. Die zweitemsigsten Sammler von Fremdwährungen, die Japaner, besitzen mit 1,2 Billionen Dollar nicht einmal die Hälfte dieses Betrags. Den drittgrößten Devisen-Bestand haben übrigens die Saudis zusammengetragen, die dank reichlich sprudelnder Ölquellen etwas über eine halbe Billion Dollar ihr Eigen nennen.
    Die People’s Bank hortet den Dollarschatz in ihren Tresoren nicht in Form von Banknoten, wie man es sich in einem Hollywood-Film vorstellen würde. Vielmehr hat sie einen Großteil des Bargeldes in US-Staatsanleihen investiert. Im Gegensatz zu Cash werfen diese Treasuries, wie amerikanische Regierungstitel auch genannt werden, Zinsen ab. Die Erträge können sich bei der Größe des Portfolios auf mehrere Milliarden Dollar im Monat belaufen. Keine Zentralbank möchte darauf gern verzichten, in der Hinsicht unterscheiden sich die Chinesen nicht von anderen. Ungewöhnlich im Falle der Volksrepublik ist wiederum nur das absolute Volumen der Bestände: Nach Anfang 2012 veröffentlichten Zahlen besaßen das Reich der Mitte und die Sonderverwaltungszone Hongkong zuletzt US-Staatsanleihen im Wert von mehr als 1,1 Billionen Dollar. Damit ist China der größte Einzelgläubiger der Vereinigten Staaten. Der Anteil der Treasuries am Gesamtportfolio ist in den vergangenen Jahren gesunken. Waren es 2006 noch 74 Prozent, wurden fünf Jahre später nur mehr 54 Prozent verzeichnet. Zum Teil ist dieser Rückgang Umschichtungen hin zu anderen Dollar-Papieren wie Unternehmensanleihen geschuldet, zum Teil möchte Peking das Risiko reduzieren, das mit

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