Weltkrieg der Waehrungen
Volksrepublik noch vorsichtiger geworden zu sein als bei ihrem vergangenen Aufwertungsmanöver. Von 2005 bis 2008 hatte Peking dem »Volksgeld« eine Verteuerung von insgesamt 21 Prozent zum Dollar erlaubt. Da jedoch zur gleichen Zeit der Greenback an den Devisenmärkten unter Druck war, machte sich der Anstieg gegenüber anderen Währungsräumen kaum bemerkbar. AuÃerhalb des Dollarraums wurden Waren »made in China« preislich eher noch konkurrenzfähiger.
Als die Finanzkrise Mitte 2008 die Weltwirtschaft und den internationalen Handel erschütterte, beendete Peking die »neue Freiheit« des Wechselkurses schnell wieder und kehrte zum alten Devisen-Regime der Kopplung zurück. Aus chinesischer Sicht schien dies umso mehr geboten, nachdem der Greenback infolge der Lehman-Pleite vom September 2008 als Fluchtwährung gesucht war und sich vorübergehend spürbar verteuerte. Als der Dollar ab Frühjahr 2009 seinen alten Abwärtstrend wieder aufnahm, behielt Peking jedoch schlicht die Kopplung zu 6,83 Yuan bei, was auf eine deutliche Verbilligung des chinesischen Zahlungsmittels hinauslief. In der Dollar-Schwäche lieà die Peopleâs Bank of China den Yuan zur US-Valuta also moderat aufwerten, in der Dollar-Stärke stoppte sie den Prozess abrupt.
Erkennbar spielt Peking auf Zeit. Das Ziel dieses ebenso raffinierten wie opportunistischen Spiels bleibt die aggressive Ausfuhrsubventionierung über den Wechselkurs. Die Strategie hat ihren Preis.
Heimliches Vorbild Japan
Mit der Manipulation des AuÃenwerts fördert Peking den Aufstieg der Volksrepublik als Exportnation, opfert aber die Aussichten, dass der Yuan auf absehbare Zeit zu einer globalen Reservewährung heranwächst. Eine am Gängelband geführte Devise eignet sich nicht als Wertaufbewahrungsmittel für die Völker der Welt. Verlässlich und solide muss eine solche Devise sein, aber auch flexibel und handelbar. Chinas Prioritäten sind hingegen klar andere: Erst soll die Konkurrenz durch eine billige Währung auf die Ränge verwiesen werden, dann will man weitersehen. Auch für diese Etappe, soviel darf als sicher gelten, hat die kontrollwütige Parteizentrale bereits einen Plan in der Schublade. Peking weià sehr wohl, dass es sich den Aufwertungsrufen auf Dauer nicht wird verschlieÃen können. Aber es will die Aufwertung zu seinen Bedingungen.
Mit dem Missbrauch der eigenen Währung als Waffe folgt die Volksrepublik dem Vorbild eines anderen asiatischen Reiches, das diese Strategie erfolgreich »getestet« hat: Japan. In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg war es Tokio, das den Kurs seines Zahlungsmittels künstlich niedrig hielt. Die systematische Unterbewertung hinderte, zusammen mit bürokratischen und kulturellen Schutzwällen, ausländische Unternehmen daran, auf dem Binnenmarkt des Inselstaats Fuà zu fassen. Daneben war sie auch eine wirtschaftliche Voraussetzung für den Eroberungszug der japanischen Unternehmen in Ãbersee.
Erst als zu Beginn der Achtzigerjahre in Teilen der westlichen Welt das Gefühl überstark wurde, von japanischen Waren regelrecht überschwemmt zu werden und einen Industriezweig nach dem anderen an den Nimmersatt aus Nippon zu verlieren, setzten die Regierungen zur Gegenwehr an: Tokio wurden Strafzölle angedroht. Japan reagierte unter anderem damit, dass es Produktionsstätten in die USA verlagerte. Doch auch auf dem Gebiet der Währung musste Tokio Kompromisse eingehen: Im »Plaza-Abkommen« von 1985 willigte das Land in eine Verteuerung seiner Währung ein. Das Einlenken fiel den Japanern nicht mehr allzu schwer. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie bereits eine neue Strategie: die Eroberung der Welt mit Hilfe ihrer schieren Finanzmacht. Zudem hatte sich der Inselstaat in Fernost, der erst um das Jahr 1900 in die Riege der Industrieländer aufgestiegen war, bereits in vielen Branchen einen schier uneinholbaren Vorsprung verschafft, unter anderem in der Unterhaltungselektronik, der Fotoindustrie und dem Automobilbau. Was Japan recht war (und Erfolg bescherte), soll China nun billig sein.
Ãhnlich wie in den Fünfziger- bis Achtzigerjahren für Tokio hat heute für Peking die Eroberung der Weltmärkte Vorrang. Den Yuan zur Leitwährung und Finanzmacht aufzubauen, kann warten. Unterdessen hat Peking nicht nur Hoheit über den Yuan, sondern auch über eine zweite Währung, deren Kurs
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