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Weltkrieg der Waehrungen

Weltkrieg der Waehrungen

Titel: Weltkrieg der Waehrungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel D. Eckert
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die keine Rücksichten kennt und ihren eigenen Regeln folgt: den Regeln der Gewinnmaximierung.
    Das Eingreifen der Spekulanten kann für eine Volkswirtschaft schwer überschaubare Risiken haben, egal ob sie (wie im Fall Indonesien) eine dramatische Abwertung oder (wie im Fall China denkbar) eine rapide Aufwertung der Landeswährung bewirken. Malaysias selbstbewusster Präsident Mahathir bin Mohamad, dessen Land ebenfalls zu den Opfern der Asienkrise gehörte, beschuldigte namentlich den Altmeister der Devisenspekulation, George Soros, die Währungsturbulenzen von 1997 verursacht zu haben. Zwar stritt der Hedgefonds-Pionier eine Verwicklung in den Angriff auf die asiatischen Devisen vehement ab, doch seit der capo dei capi der Hedgefonds 1992 die Bank of England »geknackt« und zur Abwertung des Pfunds gezwungen hatte, wurde er überall verdächtigt, der Strippenzieher zu sein, wo es am Devisenmarkt krachte.
    Soros und andere Großspekulanten machen nicht zu Unrecht geltend, dass sie nur dort ökonomische Flurschäden anrichten können, wo vorher Ungleichgewichte künstlich aufgebaut und aufrechterhalten wurden. Wo hingegen die Kurse von Währungen oder Aktien den realen Werten entsprechen, so ihre Selbstverteidigung, seien groß angelegte spekulative Manöver von vornherein zum Scheitern verurteilt. Für Peking kann das jedoch kein Trost sein, nicht mal ein schwacher. Es weiß nur zu genau, dass der Yuan genau diese Bedingung nicht erfüllt: Von einer fairen Bewertung ist die chinesische Valuta meilenweit entfernt. Und das soll sie, geht es nach der chinesischen Führung, auch bleiben. Daher wird das große Reich der Mitte George Soros und andere Spekulanten auch weiterhin fürchten.
Ökonomische Supermacht
    Die in der historischen Erfahrung verwurzelte Furcht vor einem monetären Debakel ist nur die eine Seite der Medaille. Hinter der defensiven Maske verbergen sich aggressive Motive. Pekings rigide Devisenpolitik ist Schild, zunehmend aber auch Schwert. Nicht nur militärisch denkt die Führung der Volksrepublik in strategischen, mehrere Dekaden umfassenden Dimensionen, sondern auch wirtschaftlich. Das Ziel der kommunistischen Spitzenfunktionäre ist ehrgeizig genug: Die Volksrepublik soll zur ökonomischen Supermacht aufsteigen, stärker werden als die Vereinigten Staaten und Europa. Da dem Reich der Mitte Schutzzölle und ähnliche Eingriffe durch seine seit 2001 bestehende Mitgliedschaft in der Welthandelsorganisation (WTO) versagt sind, ist der Wechselkurs des Yuan dazu auserkoren, einen Großteil der merkantilistischen Funktionen zu übernehmen.
    Bislang läuft für Peking alles nach Plan. Kein anderes großes Land ist in den vergangenen drei Jahrzehnten so rasant gewachsen wie die Volksrepublik. Seit dem Beginn der Reformen Deng Xiaopings Ende der Siebzigerjahre ist die chinesische Wirtschaft um etwa den Faktor 25 expandiert, allein seit Anfang der Neunzigerjahre hat sich ihr Volumen mehr als versechszehnfacht. Bemerkenswerterweise hat sich die Dynamik auch in jüngerer Zeit nicht abgeschwächt. Im Jahr 2012 wird das Volumen der in China erzeugten Güter und Dienstleistungen, das Bruttoinlandsprodukt, um vermutlich acht Prozent zulegen, im Jahr 2011 waren es noch 9,2 Prozent, im Jahr 2010 betrug der Zuwachs sogar 10,4 Prozent. Selbst im Krisenjahr 2008 – als die Finanzkrise den Welthandel streckenweise stilllegte – nahm die Wirtschaftsleistung um mehr als neun Prozent zu, während die amerikanische Ökonomie, vom Desaster auf dem Immobilienmarkt niedergedrückt, bereits stagnierte und die japanische schrumpfte.
    Auf seinem Weg an die Weltspitze hat das Reich der Mitte binnen zehn Jahren mehrere klassische Industriestaaten ökonomisch hinter sich gelassen: Holland, Italien, Frankreich, Großbritannien, Deutschland und zuletzt – im Jahr 2010 – Japan. Vor allem das Überrunden des alten asiatischen Rivalen Japan bereitet dem ehrgeizigen Reich der Mitte Genugtuung. Zu Beginn des zweiten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts bekleidet China offiziell den Rang der zweitgrößten Wirtschaftsnation hinter den USA. Das ist keine geringe Errungenschaft für einen Staat, der in den Neunzigerjahren noch als Entwicklungsland geführt wurde. Für den gleichen Grad an Industrialisierung, für den England 200 Jahre benötigte, brauchte das Reich der Mitte nur 30 Jahre. Die Erfolge ermutigen Peking,

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