Weltraumpartisanen 01: Bordbuch Delta VII
abgegeben worden - vielleicht, weil niemand in Metro-polis mehr zu diesem General aufblickte, der ihm auf Schritt und Tritt von Tausenden von Plakaten entgegenlächelte.
Diesmal schwebte ich, trotz meiner Aufregung, mit der Leichtigkeit einer aufsteigenden Feder davon. In den guten alten Zeiten hätte ich es nicht besser machen können. Seltsam, wie man nie ganz vergißt, was man einmal erlernt hat.
Noch ein paarmal wurde ich von den tückischen Böen erfaßt, doch diesmal war ich auf der Hut, und jedesmal, bevor sie mir gefährlich werden konnten, manövrierte ich sie mit einer schnellen Körperdrehung aus. Unter mir pulsierte die Stadt, und in Augenblicken der Windstille konnte ich die heiteren Klänge aus den Lautsprechern hören, die das neue Glück, das mit dem General gekommen war, in alle Häuser bringen sollten. Aber ich konnte auch deutlich die Laser-Batterien erkennen, die unbeweglich auf ihren Positionen standen, und die fahrbaren Abhorchgeräte, die durch die Straßen schlichen, ihre metallenen Tentakel ausschwenkten und dann wieder weiterfuhren.
Weit, weit in der Ferne gewahrte ich die roten und grünen Lichter von VEGA und, von ihnen mit bunten Reflexen überzogen, das leuchtende Cockpit von Delte VII, und eine Weile lang faszinierte mich der Gedanke, daß ich nur den Kurs zu ändern brauchte, um an Bord zu gehen.
Dann jedoch schwebte ich bereits über die 151. Avenue hinweg und hatte Mühe, aus der Vielzahl von Baumgruppen die richtige herauszufinden. Noch einmal geriet ich in eine dieser widerlichen Böen, doch statt zu steigen, wich ich diesmal nach unten aus, bis meine Füße fast die Erde berührten; dann zog ich noch einmal den Regulator, huschte steigend über die Bäume hinweg, sah das Haus, in dem ich so viele glückliche Stunden verbracht hatte, vor mir auftauchen, korrigierte den Kurs, verlangsamte und setzte fast lautlos auf dem Balkon auf. Als ich mein Gerät abgeschnallt hatte, sah ich mich um. Die Balkontür war lediglich angedrückt; ich gab ihr einen sanften Stoß, und sie schwang auf. Ich betrat Ruths Wohnzimmer. Fast im gleichen Augenblick kam Ruth durch eine andere Tür herein. Noch bevor sie mich erkannte, war ich bei ihr und preßte ihr die Hand auf den Mund. „Ich bin's!" sagte ich. „Um Gottes willen, verlier jetzt nicht die Nerven." Ich zog sie an mich und gab ihr Zeit und Gelegenheit, den Schrecken, den ich ihr zugefügt hatte, zu überwinden. Seit meiner Rückkehr zur Erde war das mein erster glücklicher Augenblick - und fast vergaß ich, weshalb ich gekommen war und daß die Zeit nicht zu meinen Verbündeten gehörte. Ich hielt Ruth fest in den Armen, atmete den Duft ihrer Haut in mich ein und wünschte mir verzweifelt, ich könnte für sie und mich einen Weg zurück finden in unsere glückliche, sorglose Vergangenheit. Nach einer Weile holte Ruth tief Luft und löste sich von mir. Bevor sie etwas sagen konnte, legte ich ihr den Zeigefinger auf die Lippen, und sie begriff. Ihre Augen strahlten mich an, und ich wußte, daß sie sich genauso nach mir gesehnt hatte wie ich mich nach ihr. Ich ging hinüber zur Musiktruhe und ließ das Titelverzeichnis rotieren, bis ich das Passende gefunden hatte. Ein Druck auf den Knopf - und der Raum war erfüllt mit den feierlichen Klängen eines alten jüdischen Synagogengesanges. Ich drehte die Musik lauter. Die Spitzel auf der Straße sollten, sich ruhig wundern. Dann kehrte ich zu Ruth zurück und nahm sie wieder in die Arme. Auf diese Weise konnten wir miteinander sprechen, ohne zu schreien.
„Ich habe nicht viel Zeit", sagte ich. „Darum beantworte nur meine Fragen. Wirst du überwacht?" „Ja", sagte Ruth.
„Glaubst du, du kannst ihnen entwischen?" „Ich habe noch nicht darüber nachgedacht." Sie warf ein wenig den Kopf zurück, um mich besser sehen zu können. „Warum?" „Du mußt es tun", sagte ich. „Sobald mein Anruf kommt, mußt du das Haus verlassen und dich zum nördlichen Golfplatz begeben, ohne daß dir jemand folgt. Glaubst du, du kannst das schaffen?" Ruth nickte.
„Ich werde es versuchen. Aber warum, Mark? Was hast du vor?" „Es muß klappen", sagte ich. „Vergiß nicht: Sobald ich dich anrufe, unter irgendeinem Vorwand, verläßt du das Haus und begibst dich zum nördlichen Golfplatz. Alles Weitere laß meine Sorge sein." Sie schmiegte sich enger an mich, und ich spürte, wie ein leises Zittern ihren Körper durchlief. „Mark, was hast du im Sinn?"
Ich streichelte ihr Haar - überwältigt von der
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