Weltraumpartisanen 01: Bordbuch Delta VII
aber mit ein bißchen Beeilung!" „Aye, aye, Sir", sagte Stroganow und entschwand in dem Ruheraum.
Wieder wollte ich etwas sagen, und wieder kam mir der Commander zuvor. „Lieutenant Ibaka, Sie halten sich bereit, den Frauen und Kindern beim Einsteigen zu helfen." „Aye, aye, Sir", sagte auch Ibaka und begab sich in die Schleuse. Commander Harris drehte sich abrupt zu mir um.
„Eine Frage, Captain. Wenn Sie jetzt an meiner Stelle ständen: Welchen Befehl würden Sie gleich geben?" Er sah mir dabei gerade in die Augen. Ich senkte den Blick. „Sir", sagte ich matt, „Sie haben recht." Trotzdem konnte ich nicht aufhören, an Ruth zu denken und mir verzweifelt darüber den Kopf zu zerbrechen, weshalb sie nicht gekommen war. Hatte sie es sich anders überlegt? War sie aufgehalten worden? Hatte man sie vielleicht sogar schon verhaftet? Nur eins stand unerbittlich fest: Sie war nicht zur Stelle, und unsere Frist lief ab. Stroganow erschien mit dem Professor und den beiden Polizisten. Um ganz sicher zu gehen, hielt er sie mit einer der Pistolen, die er ihnen abgenommen hatte, in Schach. Professor Segovia sagte zum Commander: „An diesen Tag werden Sie noch zurückdenken. Unser Arm ist länger, als Sie glauben."
Commander Harris erwiderte kühl: „Ich glaube nicht, daß Sie persönlich sonderlich Grund hätten, sich zu beklagen, Professor."
Dann verließen der Professor und die beiden Polizisten, von Stroganow zur Eile angetrieben, das Schiff. Auf dem Schirm des Raumüberwachungsradars zeichneten sich die ersten hellen Lichtpunkte ab. VEGA hatte eine Raumpatrouille herbeigerufen, und nun formierte sich diese zum Angriff. Noch war sie zu weit entfernt, um uns gefährlich werden zu können, aber sie befand sich im Anflug, und wir waren noch nicht einmal gestartet. Die Frauen und Kinder waren unterhalb der Schleuse angelangt, und ich konnte ihre keuchenden Atemzüge hören, als sie sich von Ibaka an Bord helfen ließen. „Lieutenant Stroganow", sagte Commander Harris, „weisen Sie den Leuten ihre Plätze an und sorgen Sie dafür, daß sie sich anschnallen!" „Aye, aye, Sir", sagte Stroganow, der sich schon bereithielt. „Ich habe daran gedacht, die Kinder im Ruheraum unterzubringen."
Im Cockpit gab es auf einmal ein planloses Gedränge, als die Kinder die vielen Instrumente entdeckten, aber Stroganows gebieterische Stimme stellte die Ordnung im Handumdrehen wieder her.
Die Golfspieler standen noch immer wie versteinert. Die Vögel in den Büschen zwitscherten aufgeregt. Von Ruth war nichts zu sehen.
„Ich gebe Ihrer Freundin noch zehn Sekunden, Cap-tain", Commander Harris war neben mich getreten und studierte die Radaranzeige. „Das ist schon mehr, als ich verantworten kann." „Danke, Sir", sagte ich.
Commander Harris hatte sich bereits abgewandt. „Lieutenant Ibaka, sind Sie bereit, die Schleuse zu schließen?" „Jawohl, Sir."
„Warten Sie noch meinen Befehl ab!" „Aye, aye, Sir."
Drei Sekunden vergingen, vier Sekunden, fünf Sekunden. Meine Augen suchten verzweifelt den Golfplatz ab. Ich konnte es nicht fassen, daß Ruth nicht gekommen war. Was hatte sie aufgehalten?
„Noch drei Sekunden, Captain", sagte Commander Harris.
Noch bevor er das ausgesprochen hatte, begannen sich die Büsche, die den Golfplatz säumten, zu bewegen, und gleich darauf brachen aus ihnen, silbrig glänzend, die ersten Laser-Batterien hervor. „Sir!" sagte ich.
Commander Harris' beherrschte Stimme übertönte meinen Ausruf. „Lieutenant Ibaka - Schleuse schließen!" „Aye, aye, Sir!" „Captain Brandis - Alarmstart!" „Aye, aye, Sir!"
Ich ließ mich in meinen Sitz fallen, drückte den Alarmknopf und zündete das Triebwerk. Delta VII, im Kampf mit der Schwerkraft, begann unruhig zu rütteln und zu stoßen. Drüben bei den Laser-Batterien blitzte es plötzlich auf, und Hagelkörner schienen auf einmal gegen den Schiffsrumpf zu schlagen. Das Feuer der Laser-Batterien lag zu tief und traf lediglich die unverwundbaren Partien von Delta VII. Ich brachte das Triebwerk auf Leistung. Und da, im Moment des Abhebens, für ein Hundertstel einer Sekunde, bevor es mich in meinen Sitz zurückwarf, sah ich Ruth.
20.
Die folgenden Tage waren für mich von einer sonderbaren Leere geprägt. Unzählige Male redete ich mir ein, daß Ruth nicht mehr zu helfen gewesen war und daß weder den Commander noch mich eine Schuld traf, aber ihr Bild - diese kaum wahrnehmbare Momentaufnahme - hatte sich mir eingeprägt, und die Erinnerung daran
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