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Weltraumpartisanen 01: Bordbuch Delta VII

Titel: Weltraumpartisanen 01: Bordbuch Delta VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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ließ mich meines Lebens nicht mehr froh werden. Früher hatte ich dann und wann ein Glas Whisky getrunken, zur Entspannung, zu Geselligkeit, nun jedoch trank ich mehr, als mir guttat. Ich schüttete gläserweise Alkohol in mich hinein, ohne daß dieser jedoch die einzige mildtätige Wirkung tat, die ich von ihm erhoffte: mir Vergessen zu schenken.
    Von dem Zwischenfall auf dem Golfplatz abgesehen, hatten wir mit Delta VII eine Flucht wie im Bilderbuch hinter uns gebracht, unbehelligt von der Raumpatrouille, die wir mit unserer weit überlegenen Geschwindigkeit geschickt ausmanövriert und dann für immer hinter uns gelassen hatten.
    Auf der Venus waren wir zunächst verhört, dann jedoch ohne weitere Formalitäten aufgenommen worden. Die VEGA-Vertretung übernahm bis auf weiteres die Kosten unserer Unterbringung im Hotel. Drei Tage nach unserer Ankunft wurden wir erneut zu einer Unterhaltung mit einigen Beamten des Sicherheitsdienstes gebeten, doch es war weniger ein Verhör als ein in freundschaftlichem Ton geführtes Gespräch, bei dem es im wesentlichen darum ging, alle unsere Erfahrungen mit dem System der Reinigenden Flamme kundzutun. Auch Kleinigkeiten, die uns selbst vielleicht unwichtig erschienen, seien, im Zusammenhang mit anderen Erfahrungen gesehen, unter Umständen von Bedeutung, sagten die Beamten des Sicherheitsdienstes. Ich war während dieser Unterredung ziemlich betrunken, ohne daß es mir anzumerken war.
    Die meiste Zeit verbrachte ich in irgendwelchen Bars; im Hotelzimmer war ich zu sehr mit meinen Gedanken allein. Ibaka und Stroganow versuchten mich aufzuheitern, doch ihr glückliches Familienleben ließ mich meinen Verlust nur noch schmerzlicher empfinden, und darum wich ich ihnen nach Möglichkeit aus. Dann und wann führ ich hinaus zur VEGA-Vertretung - in der Hoffnung, wieder eine sinnvolle Tätigkeit zu finden, aber vorerst gab es nichts für mich zu tun. Ein Angebot, als Pilot zur Strategischen Raumflotte zu gehen, lehnte ich ab. Ich hatte die Diktatur des Generals nicht hinter mir gelassen, um nun doch noch Soldat zu werden.
    Wäre der Gedanke an Ruth nicht gewesen, so hätte ich sicherlich die Erinnerung an die Tage, die ich in Metro-polis verbracht hatte, rasch verdrängt. Das Leben auf der Venus ging seinen gewohnten Gang - und über die Vorgänge auf der Erde erfuhr man lediglich in den Nachrichten. Die anfängliche Aufregung hatte sich gelegt, und von der erhöhten Alarmbereitschaft der Strategischen Raumflotte, die unverändert weiterbestand, bekam man in Towns kaum etwas zu spüren. Das Erstaunliche war, daß ich jegliches Interesse an den politischen Ereignissen verloren hatte. Ich wollte nichts davon sehen und nichts davon hören und lediglich in Ruhe gelassen werden. Als eine Woche vergangen war, bekam ich ein neues Stellenangebot - diesmal als Com-mander eines Frachtschiffes, das im monatlichen Rhythmus die verschiedenen Satellitenstationen mit Proviant und Zubehör versorgte, und ohne weiteres Überlegen nahm ich an.
    Damals ahnte ich noch nicht, daß aus dieser Arbeit nichts werden würde, weil inzwischen Entscheidungen gefallen waren, die mich, ohne daß ich gefragt worden war, mit einbezogen. Doch um das zu verdeutlichen, muß ich meinen persönlichen Erlebnisbericht erneut unterbrechen.
    21.
    Pieter de Hough, Gouverneur der halbautonomen außerirdischen Provinz Venus, blickte nachdenklich auf die Flagge der EAAU - auf weißem Grund ein Ring goldener Planeten um drei kleeblattartig angeordnete grüne Kontinente -, die über seinem Schreibtisch hing, bevor er seinen unruhigen Spaziergang in seinem Amtszimmer wieder aufnahm: ein müde und übernächtigt wirkender Sechziger mit einem steifen linken Bein: Erinnerung an ein auf ihn vor langer Zeit verübtes Attentat. „Wir wollen uns nichts vormachen, mein lieber Repin. Früher oder später wird der General seine Hand auch nach der Venus ausstrecken." Alexander Repin, Vorsitzender des Rats für innere und äußere Sicherheit, starrte unschlüssig auf die Akte, die er vor sich auf dem Tisch liegen hatte. „Es kommt darauf an, Sir", sagte er langsam, „wieviel Widerstand wir ihm entgegensetzen können." Der Gouverneur blieb, leicht vornübergeneigt, stehen. „Das ist es, worüber wir uns jetzt klarwerden müssen. Wenn es uns gelingt, genügend Abwehrbereitschaft zu zeigen, mag es sein, daß der General uns in Ruhe läßt. Falls unsere Agentenmeldungen zutreffen, so haben die VOR die Machtergreifung durch den General mit einer

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