Weltraumpartisanen 01: Bordbuch Delta VII
Kerntruppe, die Lagermannschaft, nicht mitgerechnet." Der Gouverneur senkte den Kopf. „Also aussichtslos, Repin?"
„Aussichtslos." Repin machte eine kleine Pause. „Es sei denn, Sir, jemand ist verrückt genug, einen Befreiungsversuch aus der Luft zu starten." Der Gouverneur blickte mit wiedererwachender Lebhaftigkeit auf. „Mit welchen Chancen?"
Der Vorsitzende des Rats für innere und äußere Sicherheit hob langsam die Schultern. „Das kann niemand vorhersagen, Sir. Aber wenn wir einmal davon ausgehen, daß die Strategische Raumflotte des Generals in den nächsten Tagen von den VOR in Atem gehalten werden wird, und wenn wir ferner voraussetzen, daß wir über ein geeignetes schnelles Raumschiff verfügen, dann" - Repins schlanke weiße Hand zuckte durch die Luft - „käme es auf den Versuch an." Gouverneur de Hough blieb eine Weile stumm. Er griff nach dem Foto -aber das war mehr ein Vorwand, um seine Erregung zu tarnen. Schließlich fragte er: „Würde Colonel Larriand eines seiner Kampfschiffe für diese Aufgabe abkommandieren?" Repin schüttelte den Kopf.
„Dem Colonel dürfen wir damit nicht kommen, Sir. Das hier ist Geheimdienstarbeit - und dafür hat er nichts übrig. Außerdem, Sir, sind seine Kampf schiffe für diesen Zweck zu langsam. Es gibt zur Zeit in der ganzen E A AU überhaupt nur ein Raumschiff, das für einen solchen Handstreich in Frage käme, und das befindet sich hier bei uns, Sir. Ich meine Delta VII."
22.
Als Commander Harris uns eröffnet hatte, was man sich von uns erhoffte, herrschte eine Weile lang betretenes Schweigen. Die Beamten des Sicherheitsdienstes hatten uns im Sitzungssaal allein gelassen - zusammen mit dem drei mal vier Quadratmeter großen Satellitenfoto, auf dem das Lager und seine Umgebung zu erkennen waren. Das Foto war, obwohl auf das Hundertfache vergrößert, gestochen scharf und zeigte alle wesentlichen Einzelheiten: Den Lagerkomplex mit einer Anzahl bunkerähnlicher Gebäude - eines davon mit einer Vielzahl von Antennen bestückt - mitten im fahlen Gelb der an dieser Stelle völlig ebenen Wüste, einen aufgefahrenen Pulk Laser-Batterien, eine Kompanie schwarzgekleideter Soldaten mit weißen Totenköpfen auf der Brust beim Exerzieren, eine große Zahl motorisierter Patrouillen im Gelände - beim flüchtigen Zählen war ich auf einhundert-unddrei gekommen - und den Kordon der Überwachungsgeräte, der das ganze Areal umschloß. Mit brutaler Deutlichkeit belegte dieses Foto, daß jeder Versuch, sich dem Lager - gleich wie - zu nähern, die selbstmörderische Tat eines Wahnsinnigen darstellte. „Sir", sagte Stroganow schließlich, „ich weiß nicht, wie ich Ihnen das klarmachen soll: Aber was hier von uns erwartet wird, hat mit unserer Arbeit bei der VEGA herzlich wenig zu tun." Commander Harris neigte zustimmend den Kopf. „Darum, Lieutenant, liegt es auch in Ihrem freien Ermessen, ob Sie sich an diesem Unternehmen beteiligen oder nicht. Ich für meinen Teil habe mich bereits zur Verfügung gestellt - aber das sage ich nicht, um Sie zu beeinflussen."
Stroganow hob mit einer hilflosen Bewegung die Schultern.
„Es ist nicht, weil ich etwas gegen Sie hätte, Sir, bestimmt nicht, und auch nicht, weil ich mich abseits stellen will, aber das ist etwas für Leute, die dafür bezahlt werden. Ich bin in erster Linie für meine Familie zuständig." Captain Harris griff in die Tasche, holte eine Pfeife hervor und einen Tabakbeutel und begann die Pfeife zu stopfen. Er tat es mit langsamen, gemessenen Bewegungen, wie das nun einmal seine Art war. Erst als die Pfeife zu seiner Zufriedenheit brannte, bemerkte er: „Wenn ich Sie soeben recht verstanden habe, Lieutenant, so haben Sie mir einen Korb erteilt. Nun, ich kann es Ihnen nicht verübeln. Ich an Ihrer Stelle hätte mich wahrscheinlich auch für die Familie entschieden." Stroganow atmete hörbar auf. „Sir", sagte er, „es freut mich ehrlich, daß Sie mir nichts nachtragen." Er setzte sich mit hochrotem Kopf. Commander Harris' Pfeifenstiel zielte an mir vorüber auf Ibaka.
„Mit der Annahme, daß Sie, Lieutenant Ibaka, zu der gleichen Überzeugung gekommen sind wie ich, gehe ich wohl nicht fehl. Und da meine Überzeugung die ist, daß dieses Unternehmen zu neunundneunzig Prozent mit einem Fiasko enden muß, habe ich volles Verständnis dafür, wenn Sie sich den Argumenten Ihres Kollegen Stroganow anschließen." Ibaka gab keine Antwort. Er blickte mit fahlem, konzentriertem Gesicht vor sich hin - und erst
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