Weltraumpartisanen 02: Verrat Auf Der Venus
nicht schon jetzt anzutreten, sondern ihn um einige Stunden zu verschieben. Lieutenant Stroganow!" Stroganow blickte auf. „Sir?"
„Frage an den Bordcomputer: Flugdauer zum Mond, Camp Luna V?
Stroganow reichte mir einen bedruckten Zettel. „Die Frage wurde vom Bordcomputer bereits beantwortet, Sir. Die Flugdauer beträgt drei Stunden und zwölf Minuten."
Für einen Herzschlag lang begegneten sich unsere Blicke, und ich spürte, daß der stämmige, grauhaarige Sibiriak, dieser Pionier des erweiterten Raumfluges, und ich, sein unerfahrener Commander, in diesem Augenblick die gleichen Gedanken und Empfindungen hegten. „Danke, Lieutenant", sagte ich, und gleich darauf geriet ich wieder in Versuchung, mir meinen Entschluß noch einmal reiflich zu überdenken, aber offenbar fiel mein plötzliches Zögern nicht auf. Ich beeilte mich, der Versuchung Herr zu werden, indem ich weitersprach, wobei ich meine Stimme so kühl und sachlich klingen ließ, daß ich bei ihrem Klang selbst darüber fast erschrak. „Captain Monnier!" „Sir?" „Triebwerk zünden!" „Triebwerk zünden. Aye, aye, Sir." „Freies Manöver. Landeziel Camp Luna V. Kurs ein-steuern und halten."
„Kurs Camp Luna V ist eingesteuert, Sir." „Danke, Captain. Auf normale Leistung gehen." „Normale Leistung. Aye, aye, Sir." Auf einmal fiel mir mit Entsetzen ein, daß ich das Wichtigste vergessen hatte. Jedoch als ich es aussprach, klang meine Stimme kühl und sachlich wie zuvor.
„Commander an Besatzung: Es herrscht Alarmbereitschaft. Erhöhte Radarüberwachung!" Einige Sekunden lang sprach keiner ein Wort, dann aber bemerkte Lieutenant Ibaka:
„Eine Frage, Sir. Glauben Sie ernstlich, daß dort noch wer am Leben ist?"
Ich sah ihn an, und was ich in seinen dunklen Augen las, flößte mir Vertrauen ein.
„Ich weiß es nicht, Lieutenant", sagte ich, „aber in drei Stunden und zwölf Minuten werden wir es erfahren." Oder wir werden tot sein, fügte ich im stillen hinzu. Es kam zu keinen weiteren Zwischenfällen mehr. Meine Annahme, daß die Taurus -Zerstörer nach getanem Vernichtungswerk den Rückflug angetreten hatten, bestätigte sich. Das Raumüberwachungsradar schlug kein einziges Mal Alarm. Der Raum zwischen uns und dem Mond war leer und verlassen.
Dann und wann blickte ich zu Captain Monnier hinüber, aber es gelang mir nicht, dem Ausdruck seines Gesichtes zu entnehmen, ob er meinen Entschluß billigte oder nicht. Ich wünschte mir mehr denn je, es möge in meiner Macht liegen, die Kluft, die uns beide voneinander trennte, zu überbrücken oder doch wenigstens zu verringern. Das gespannte Verhältnis zwischen uns war eine zusätzliche und völlig überflüssige Belastung. Bevor ich mich vollends dazu entschloß, Delta VII ein zweites Mal auf dem Mond aufzusetzen, wies ich Captain Monnier an, Camp Luna V zunächst einmal in geringer Höhe zu überfliegen.
Ich sah die Zerstörungen mit bloßem Auge, und Lieutenant Ibakas Zweifel schien mir berechtigter denn je. Der rote Staub hatte sich längst gelegt, und die Wüste wirkte einsamer und gottverlassener denn je. Das Alpha-Kurierschiff lag zerborsten auf der Seite. Auf die Entfernung hin sah es aus wie eine umgestürzte griechische Säule - nur daß eine griechische Säule, wenn sie umstürzte, keine Scherben von Cockpitfenstern in der Gegend verstreute, in denen sich nun grell und blendend das Sonnenlicht brach.
Wer immer sich an Bord des Alpha-Schiües befunden hatte, als die Tawrws-Zerstörer aus dem All herabstießen, er hatte diesen Treffer nicht überlebt. Es war völlig sinnlos, in den Trümmern nach den Überresten der Besatzung zu suchen. Wahrscheinlich hatte sie nicht einmal die Raumanzüge getragen, als das Schiff zerbarst und seinen Luftvorrat in das Nichts verströmte. Wenn sie nicht auf der Stelle gestorben war, dann war sie spätestens zehn Sekunden später erstickt und erfroren. So beherrscht wie möglich, sagte ich: „Sehen Sie sich die Bescherung nur an, Captain! Und dann danken Sie Gott, daß wir noch einmal davongekommen sind." Captain Monnier biß sich auf die Unterlippe. Er gab keine Antwort, doch es entging mir nicht, daß er plötzlich blasser als gewöhnlich wirkte.
Um diese Zeit stand Delta VII fast bewegungslos über dem Ort der Katastrophe, das Triebwerk so weit gedrosselt wie nötig, um der Anziehungskraft des Mondes entgegenzuwirken . Dort, wo sich in der Frühe dieses Tages das Observatorium befunden hatte, gähnten drei oder vier gewaltige Krater,
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